EU-Kommission will baldiges Urteil über Lufthansa/Air Berlin-Deal fällen

Während Zugeständnisse seitens Lufthansa das Verfahren beschleunigen könnten, will die Bundesregierung den Deal ebenfalls noch prüfen.

Bei der zuständigen EU-Kommission scheint die Beurteilung des Deals von Lufthansa, grosse Teile der Air Berlin zu übernehmen, eine hohe Priorität zu geniessen. Sie muss die Übernahme auf eine allfällige marktbeherrschende Stellung prüfen und anschliessend genehmigen. Es scheint nun viel schneller zu gehen als bisher angenommen: Die EU-Kommission wolle sich bereits Anfang Dezember zu dem Deal äussern, berichtet der «Tagesspiegel».

Zugeständisse von Lufthansa würden Urteil nochmals beschleunigen
Sollte Lufthansa jedoch Zusagen machen – wie z.B. das Zugeständnis, für Wettbewerb auf jenen Flugrouten zu sorgen auf denen der Kranich zur Zeit ein Monopol hat und damit bereits im Vorfeld wettbewerbsrechtliche Bedenken aus dem Weg zu räumen, könnte sich dieser Termin nochmals nach vorne verschieben. Eine vertiefte Prüfung des Deals würde demnach nur stattfinden, falls die Genehmigung hierfür weder am 7. Dezember, noch zehn Werktage später erteilt werden könnte. In diesem Falle würde die vertiefte Prüfung nochmals 90 Tage in Anspruch nehmen – und allenfalls sogar noch verlängert werden.

Bundesregierung will auch noch ein Wörtchen mitreden
Allerdings behält sich die deutsche Bundesregierung das Recht vor, ihrerseits den Deal zu prüfen – auch nach einem allfälligen grünen Licht aus Brüssel. Denn: «Der Ausgang dieses Verfahrens ist abzuwarten, bevor man darüber nachdenken kann, ob hier ein marktbeherrschendes Unternehmen eventuell missbräuchlich überhöhte Preise nimmt», erklärte Bundeskartellamtschef Andreas Mundt dem «Handelsblatt». Denn Lufthansa wird vorgeworfen, nach dem Aus von Air Berlin auf zahlreichen innerdeutschen Strecken Monopolpreise anzubieten.

LGW bereedert Airbus-Mittelstreckenjets für Eurowings-Wetlease
Um weitere Kapazitätsengpässe zu vermeiden, wird die vom Kranich übernommene Luftahrtsgesellschaft Walther (LGW) die ersten ihrer Airbus-Mittelstreckenjets, die ab Dezember dann innerdeutsch im Wetlease für Eurowings abheben, bereedern. Die hierfür benötigten Flugzeuge kommen von Air Berlin. LGW hat mit der Lufthansa-Tochter kürzlich einen Wet-Lease über den Einsatz der 17 Dash-Flugzeuge und der 13 Airbus-Maschinen vereinbart, die aktuell noch im Air-Berlin-Wetlease beheimatet sind. Dies berichtet «Airliners.de».

Air Berlin ist ein Euro wert
Somit sind also immer noch Air-Berlin-Flugzeuge – im Auftrag von Eurowings – täglich mit etwa 200 Flügen unterwegs. Ein Gutachten des Insolvenzverwalters Lucas Flüther hingegen zeigt schonungslos auf, wieviel Wert die Marke «Air Belrin» tatsächlich noch hat: Ein Euro. In einem Gutachten, dass Flöther im Auftrag des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg veröffentliche, habe er «einem Erinnerungswert von einem Euro als freie Masse in den Status eingestellt». So geht es aus Auszügen der Schrift hervor, die die «Bild»-Zeitung veröffentlicht hat. Es liesse sich für Wort- und Bild-Marken von Air Berlin nicht eruieren, ob diese überhaupt einen Wert darstellen. Es läge auch keine Angebot von Interessenten vor. Deshalb setzte Flöther den symbolischen Wert von einem Euro an. (ES)