Eurobus holt Flixbus an Bord: Was sagen die Beteiligten?

Der deutsche Riese soll beim Vertrieb helfen, der Name Domo taucht nicht mehr auf.

Ab dem 10. Juni wird es in der Schweiz erstmals nationale Fernbuslinien geben. Kurz vor dem Start hat sich Anbieter Eurobus dafür nun professionelle Vertriebsunterstützung geholt: den deutschen Branchen-Riesen Flixbus. Die drei bereits für den Betrieb konzessionierten Linien (St. Gallen–Genf Flughafen, Chur–Sion und Zürich Flughafen–Basel Euroairport–Lugano) können damit nun sowohl auf der Webseite www.swiss-express.ch als auch auf www.flixbus.ch, in der Flixbus-App, in Vertriebskanälen des öffentlichen Verkehrs sowie in Reisebüros gebucht werden, wie Flixbus und Eurobus gestern bekannt gaben.

Hintenrum in den Schweizer Markt?
Hat sich also Flixbus, der als ausländisches Unternehmen keine Fahrten innerhalb der Schweiz anbieten darf, hintenrum in den Schweizer Markt gemogelt? «Nein», meint dazu Roger Müri, Leiter Unternehmensentwicklung bei Eurobus. Flixbus unterstütze beim Vertrieb, der Anbieter sei Eurobus Swiss Express. Die Busse kommen im Eurobus-Design daher. Zwei sind derzeit in Eurobus-Besitz, vier noch von Domo gemietet, bis Ende Jahr die definitiven Busse kommen. Dies sind Doppelstöcker mit allen geforderten Details, wie z.B. behindertengerechte Toiletten. Auch die Fahrer seien bei Eurobus angestellt, zu hierzulande üblichen Konditionen. Das kleine Flixbus-Logo auf dem Bus diene dazu, dass Kunden, die bei Flixbus gebucht haben, den Bus auch zuordnen können. Zum Thema Preise sagt Müri: «Die Faustregel ist, wir wollen immer halb so teuer sein, wie die Bahn.»

Wo ist der Name Domo geblieben?
Wer die ganze Geschichte verfolgt hat, weiss: Eigentlich war doch Domo der Pionier in Sachen nationaler Fernbus und hatte die Konzession für die oben genannten Linien durchgeboxt. Doch Eurobus hatte die Mehrheit an der extra für das neue Geschäftsfeld gegründeten Domo Swiss Express AG im Frühjahr übernommen. Dass alles nun unter dem Namen Eurobus Swiss Express laufe, sei nur logisch, erklärt Müri. «Wir wollen vom ersten Tag an einen klaren Auftritt, ein anderer Name innerhalb der Eurobus-Gruppe wäre langfristig nicht sinnvoll gewesen.» Die Konzessionserteilung für weitere, von Eurobus selbst beantragte Linien, ist derzeit noch hängig.

Was sagt man bei Domo dazu?
Patrick Angehrn, der das neue Geschäftsfeld bei Domo Swiss Express aufgebaut hatte, sagt zum Deal: «Persönlich finde ich es schade, ich hätte Domo Swiss Express gerne weiterhin geleitet. Aber es ist gut, dass das Ganze jetzt umgesetzt wird.» Er wird noch bis Ende Monat bei seinem neuen Arbeitgeber Eurobus Swiss Express bleiben, um die Übergabe sicherzustellen. Dann wechselt der Verkehrs-Experte in eine andere Tätigkeit «im ähnlichen Bereich».

Roman Schmuki, CEO der Domo Reisen Vertriebs GmbH, sagt: «Ich kann damit gut leben». Ein Teil gehöre ja noch ihm. Zum Verkaufspreis sei Stillschweigen vereinbart worden, aber es habe sich für ihn gelohnt, verrät Schmuki. Da das Gesetz besage, dass sich die Anbieter nicht massgeblich gegenseitig konkurrenzieren dürfen, habe es ohnehin nur Platz für einen. Auch er sei übrigens schon vorher mit Flixbus im Gespräch gewesen. Eurobus habe nun mal die Mittel und Ressourcen, das Ganze umzusetzen. Schliesslich kosteten bereits die Busse Millionen. Und ein gewisses Risiko gebe es bei einem vollkommen neuen Angebot wie diesem natürlich auch. Am Geschäftsfeld von Domo Reisen ändere sich übrigens nichts. (SG)