Europas Airlines am Kränkeln – was sagt Herr O’Leary dazu?

Viele Airlines werden den Winter nicht überleben, prognostiziert der Ryanair-Chef. Aktuelle Entwicklungen scheinen ihm recht zu geben.
Michael O'Leary
ZVG/màd

Belair weg, Skywork konkurs, Cobalt am Boden, die grossen Primera-Pläne gestorben – es stand definitiv schon besser um die europäische Luftfahrt. Und die Negativmeldungen reissen nicht ab. Die Lufthansa Group spricht von 18’000 annullierten Flügen in diesem Jahr aufgrund einer Überlastung des EU-Luftraums. Small Planet Airlines ist insolvent, und Verhandlungen zur Rettung wurden am letzten Dienstag abgebrochen. Adria Airways muss der slowenischen Aufsichtsbehörde einen Finanznachweis erbringen und beeilt sich zu erklären, dass dies ein übliches Prozedere sei und keinesfalls die Gefahr eines Groundings bestehe, wie dies in einigen Pressemeldungen geschrieben worden sei.

O’Leary sagt Norwegians Ende voraus
Da sind wir doch gespannt, was Ryanair-CEO und «Aviation Bad Boy» Michael O’Leary zu all dem zu sagen hat. In einem Interview mit dem deutschen Portal «Airliners» äussert er sich wie gewohnt pointiert und holt zum Rundumschlag aus. In Zeiten von steigenden Ölpreisen prognostiziert er, dass viele Airlines den Winter nicht überleben würden. Norwegian beispielsweise, die nur 15% des Treibstoffs gehedgt hätte, werde im Winter in die Knie gehen. «IAG und Lufthansa sind da offenbar im Gespräch, aber ganz allgemein wäre es für die Branche gut, wenn Norwegian pleite ginge», so O’Leary. Bessere Prognosen stellt er für seine eigene Neuakquisition Laudamotion, obwohl diese im ersten halben Jahr einen Verlust von EUR 150 Mio. eingeflogen hat. Mithilfe von Ryanair soll sie nun aber expandieren.

«Das Wachstum der Flughäfen stoppen? Guter Plan, Carsten!»
Für Ryanair selbst sieht O’Leary «keine Probleme», auch wenn es ihn schmerzt, dass die Pünktlichkeit von 86% auf 75% gesunken ist – was vor allem an der deutschen Flugsicherung liege. Vom Vorschlag seines Lufthansa-Pendants Carsten Spohr, die Slots an deutschen Flughäfen zugunsten von mehr Pünktlichkeit zu begrenzen, ist er trotzdem nicht begeistert: «Was soll das denn bringen? Wir lösen alle Probleme, indem wir das Wachstum der Flughäfen stoppen? Guter Plan, Carsten!»

Wie lange man noch in den Genuss von O’Learys stets unterhaltsamen Aussagen kommt, ist übrigens ungewiss. Auf die Frage, ob er 2024 noch Chef von Ryanair sei, antwortet er: «Oh Gott, nein, ich hoffe nicht.» In zwei oder drei Jahren wolle er abtreten. «Ich mache den Job seit 25 Jahren und will doch nicht den Rest meines Lebens bei Ryanair verbringen!» (SJ)