Finanzielle Krise bei Germania: So reagieren die Veranstalter

Hotelplan Suisse stoppt Einzelplatzverkauf «als Vorsichtsmassnahme».

Die Schweizer Reiseveranstalter sind in Sachen Airline-Pleiten gebrannte Kinder. In den vergangenen zwei Jahren mussten sie das Aus von Air Berlin, Niki und Skywork Airlines ausbaden – und nun hat auch die deutsche Germania Fluggesellschaft mbH akute Finanzprobleme. Die Airline nennt insbesondere die «massiven Kerosinpreissteigerungen» als Grund für die Krise.

Hotelplan Suisse stoppt als einziger grosser Veranstalter die Buchungen

Hotelplan Suisse hat die Sitzplatzbuchungen bei Germania per sofort gestoppt. «Aufgrund der momentanen Situation von finanziellen Problemen der Germania Fluggesellschaft mbH haben wir seit gestern den Verkauf von Einzelplätzen mit der Schweizer Fluggesellschaft Germania Flug AG sowohl online, als auch via unsere Buchungssysteme und in den Filialen bis auf weiteres als Vorsichtsmassnahme gestoppt», so Hotelplan Suisse. Das Unternehmen verkaufte Tickets der Airline erst wieder nach Abschluss des juristischen Verfahrens mit Germania – im seit Sommer 2018 beigelegten Rechtsstreit ging es um die Frage, ob Hotelplan den dreijährigen Chartervertrag mit Germania (Projekt «Holidayjet») zu Recht bereits nach einem halben Jahr gekündigt hatte.

Die anderen Reiseveranstalter in der Schweiz sehen die Situation entspannter: Bei DER Touristik Suisse ist es auf Anfrage weiterhin möglich, Flugtickets von Germania über die Verkaufsstellen zu erwerben, wie das Unternehmen bestätigt. TUI Suisse lässt verlauten, Germania sei ein wichtiger Partner. «Wir haben Germania weiterhin im Angebot und halten an der Airline fest. Selbstverständlich beobachten wir die Situation aber genau und haben das oberste Ziel, unsere Kunden in die Ferien fliegen zu können», heisst es auf Anfrage. Wenn ein Kunde explizit eine Umbuchung wünsche, könne TUI Suisse dies zu den allgemeinen Bedingungen tun – aktiv umgebucht werde zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.

BAZL: «Wir sehen da ganz genau hin»

Das BAZL lässt gegenüber TI verlauten, über Aufsichtsmassnahmen und laufende Aufsichtstätigkeiten geben man keine Auskunft. «Wir schauen da aber schon ganz genau hin und stehen mit den Airlines in engem Kontakt», sagt Mediensprecher Christian Schubert. Inwiefern die deutsche Germania Fluggesellschaft mbH den Schweizer Ableger mit in einen Abwärtsstrudel zieht, ist ungewiss. Bei Germania in Deutschland betont man, dass die Germania Flug AG eine eigenständige Fluggesellschaft sei mit Aktienmehrheit in Schweizer Hand. Abhängigkeiten gebe es nur in den Bereichen Wartung und in verschiedenen Dienstleistungssegmenten wie dem Callcenter, das seinen Sitz in Deutschland habe. Man gesteht jedoch ein, dass 2018 ein äusserst schwieriges Jahr für die Luftfahrt gewesen sei – auch in der Schweiz. Von der Schweizer Germania gibt es weiterhin keinen Kommentar.

Neue Investoren: Kurzfristiger Liquiditätsbedarf offenbar gesichert

Bereits im Dezember musste die Germania Fluggesellschaft mbH liquide Mittel in Millionenhöhe auftreiben. Welche kurzfristige Lösung sie damals zur Überbrückung des Engpasses gefunden hatte, ist jedoch unklar. Nun werden mit Hochdruck neue Investoren gesucht. Offenbar konnten bereits erste Erfolge verbucht werden: «Erste verbindliche Zusagen, die darauf ausgerichtet sind, unseren kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken, liegen uns vor», liess gemäss «fvw» CEO Karsten Balke gestern Abend seine Mitarbeiter via Intranet wissen. Das ernsthaft geäusserte Interesse der Investoren stimme ihn zuversichtlich, dass über den kurzfristigen Liquiditätsbedarf hinaus die ausstehenden Mittel «in Kürze» ebenfalls gesichert werden könnten. Nähere Angeben zur Summe oder den potenziellen Investoren machte Balke allerdings nicht. Ob Germania allenfalls von einer anderen Airline oder einem Reiseveranstaler übernommen wird, ist ebenfalls eine Option. So oder so: Um strukturelle Anpassungen kommt die Ferienfluggesellschaft nicht herum. (ES)