Flug-Chaos: Heute muss LH-Spohr Rechenschaft abgeben

Der Aufsichtsrat lädt den Airline-Chef zum Rapport vor. Muss er gehen oder bleiben?
Carsten Spohr. © Lufthansa

Wie viel Schuld trägt der Chef am Flugchaos? Diese Frage wird Lufthansa-CEO Carsten Spohr heute seinem Aufsichtsrat beantworten müssen. Das Kontrollgremium hat den Airline-Chef zu einer ausserordentlichen Sitzung vorgeladen.

Auf Betreiben von Arbeitnehmervertretern will sich der Aufsichtsrat mit der schwierigen Situation bei Europas grösster Airline-Gruppe befassen, schrieb das deutsche «Handelsblatt». Es gehe um die angespannte betriebliche Lage, aber auch die wirtschaftlichen Folgen. Noch unbekannt ist, wie die Botschaft des Aufsichtsrats lauten wird: Muss er gehen – oder, im Gegenteil, muss er bleiben und das Chaos aufräumen?

Dass eine ausserordentliche Aufsichtsratssitzung auf Antrag von Arbeitnehmervertretern einberufen wird, ist ein ungewöhnlicher Vorgang. Bei der Lufthansa ist es das erste Mal. Dass sie stattfindet, zeige, dass es auch auf der Kapitalseite Fragen und Klärungsbedarf gibt. Die Arbeitnehmervertreter würden sich nicht mehr richtig über die aktuellen Entwicklungen informiert fühlen.

Hat das Management versagt?

Auch von Managementversagen sei die Rede. In einem Brief an die Belegschaft räumte Spohr letzte Woche ein, Lufthansa habe bei der Rettung des Unternehmens in den vergangenen zwei Corona-Jahren Fehler gemacht. «Haben wir es unter dem Druck der mehr als zehn Milliarden Euro Pandemie-bedingten Verluste mit dem Sparen an der ein oder anderen Stelle übertrieben? Sicher auch das», schrieb Spohr an die Mitarbeitenden.

Auch bei den Kunden musste sich Spohr vergangene Woche persönlich entschuldigen. Nach dem Hochfahren des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie von fast Null auf knapp 90 Prozent könne die Branche nicht die gewohnte Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit liefern, schrieb er in einem Brief des Konzernvorstands an die Kunden.

«Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern», so Spohr in dem Brief. Es fehlten nicht nur bei der Lufthansa, sondern in der gesamten Branche noch zu viele Mitarbeiter.

(Christian Maurer)