Goudarzi Pour: «Bis 2023 werden wir 85% der Kapazitäten zurückbringen»

Aktualisiert am 15.09.2021
Swiss-CCO Tamur Goudarzi Pour spricht mit TI über die aktuelle Situation, die Kapazitäten für den Herbst, die Ziele für den Winter und die Auslastung im Q3.
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Im August verkündete die Swiss einen Verlust von CHF 398 Mio. im ersten Halbjahr. Die Swiss-Spitze redete damals trotz leichtem Aufschwung in der Sommerreisezeit noch von einer «äusserst angespannten Lage» gesprochen. In einem Gespräch mit ausgewählten Medien am Swiss-Hauptsitz in Kloten gab CCO Tamur Goudarzi Pour am 14. September erneut Auskunft über die aktuelle Situation, die Kapazitäten für den Herbst, die Ziele für den Winter und die Auslastung der Passagiere im Q3.

Das Sommergeschäft sei den Umständen entsprechend gut gelaufen, meint CCO Goudarzi Pour: «Ich bin zufrieden». Auch was die Kapazitäten betrifft, sei man auf dem Weg wieder mehr Stabilität aufzubauen. Mit 50% der Langstrecken-Kapazität, inklusive Cargo-Geschäft, 55% der Kontinentalstrecken und über 90% der ursprünglichen Destinationen, die wieder angeflogen werden, sei man bereits wieder gut aufgestellt.

Für September und Oktober sei das Geschäft laut Goudarzi Pour stabil: «Im Moment wird sehr kurzfristig gebucht, darum ist es schwierig weiter hinauszublicken – für den Winter haben wir das Ziel, die Hälfte der Kapazitäten von 2019 zu halten.»

Auch was die Passagiere betrifft, scheint sich die Lage langsam etwas zu stabilisieren. Im Q3 verzeichnete die Swiss im Vergleich zum gleichen Quartal im Jahr 2019 ungefähr die Hälfte der Passagiere, aber bereits doppelt so viele wie im 3. Quartal des Vorjahres.

USA und Asien fehlen

Auch zur Öffnung der USA hat sich die Swiss geäussert. «Eine Öffnung der Staaten ist im Moment nicht absehbar», so Goudarzi Pour. Das US-Geschäft sei laut dem CCO ein wichtiger Bestandteil der Swiss – ohne die USA fehlen der Schweizer Airline Umsätze im dreistelligen Millionenbereich.

Ebenfalls schwierig sei es, Pläne für Flüge nach Asien zu machen, da die Restriktionen immer noch strikt sind und es sehr undurchsichtig sei, wenn die Länder ihre Grenzen wieder vollständig für Touristen öffnen. Auf die Frage, ob die Schweiz, ähnlich wie Singapur und Deutschland, in Gesprächen ist um sogenannte «Travel Bubbles» mit asiatischen Ländern ins Leben zu rufen, meint Goudarzi Pour: «Es laufen einige Gespräche, aber im Moment gibt es nichts Konkretes.»

Ausblick 

Auch wenn die Ziele für den Winter relativ optimistisch klingen, ist sich Goudarzi Pour der schwierige Weg zurück bewusst. «Bis 2023 werden wir 85% der Kapazitäten im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau zurückbringen. Wir erwarten bis dahin wieder eine Nachfrage von 80%.»

Ausserdem werde die Swiss kein weiteres Personal entlassen. «Bis Ende Jahr werden 1700 Angestellte die Swiss verlassen – zwei Drittel davon freiwillig.» In Prozent heisst das, dass die Swiss ab 2022 gut 20% weniger Personal beschäftigen wird. Dabei bleibt es laut Goudarzi Pour. Die Swiss plant keinen weiteren Personalabbau. «Wir sind auf Kurs und unsere Planung zeigt, dass wir hier keine weiteren Schritte einleiten müssen», so der CCO.

Sicherheit im Flugzeug

Die Swiss werde weiterhin die Forderungen der Behörden wie verlangt umsetzen. Die Maskenpflicht im Flugzeug bleibe laut Goudarzi Pour wohl noch länger bestehen, genauso wie die Überprüfung der Dokumente durch die Airline. Der Doc-Check koste die Swiss extra und sei mit Neueinstellungen und hohen Aufwänden verbunden. In Bezug auf die Impfpflicht für die Swiss-Angestellten habe die «überwiegende Mehrheit» der Crews positiv reagiert.

Testpflicht für Einreise?

Der Bundesrat will im Hinblick auf die Herbstferien ein Einreiseregime mit Testpflicht einführen. Ziel sei es, Personen, die sich mit dem Virus angesteckt haben, rasch zu identifizieren und zu isolieren. Der Bundesrat gab zwei Varianten in Konsultation. «Swiss unterstützt die Variante 1», so Tamur Goudarzi Pour. Diese Massnahmen seien verhältnismässig und sinnvoll.

Variante 1 setzt auf die wiederholte Testung von nicht-genesenen und nicht-geimpften Einreisenden. Sie sollen einen negativen Test bei der Einreise vorweisen müssen, egal woher sie kommen. Nach vier bis maximal sieben Tagen in der Schweiz soll ein weiterer, in der Schweiz durchgeführter Test verlangt werden. Das Resultat dieses zweiten Tests muss dem Kanton übermittelt werden. Beide Tests sind kostenpflichtig.

Flexibel in die Zukunft

Ein wichtiges Thema bei Kundinnen und Kunden sei nach wie vor die Flexibilität und Sicherheit. Aus diesem Grund möchte die Swiss auch in Zukunft in Bezug auf Stornierungen und Umbuchungen flexiblere Wege gehen. «Der Wunsch nach mehr Flexibilität hat sich in der Krise verändert und wird nach der Pandemie stärker ins Gewicht fallen. Strukturelle Veränderungen werden bei Swiss auch nach der Krise ein Thema bleiben», erklärt Goudarzi Pour.

(Yannick Suter)