Harry Hohmeister droht Lufthansa-Piloten

Bei zu hohen Tarifforderungen könnten neue Flugzeuge in eine andere Konzerngesellschaft integriert werden.

Harry Hohmeister, als Lufthansa-Vorstandsmitglied für die Hub-Airlines verantwortlich, droht in einem Interview mit der «Deutschen Presseagentur» den Piloten vor den Konsequenzen, die ein zu hoher Tarifabschluss in der noch laufenden Schlichtung mit sich bringen könnte. Man müsse dann darüber nachdenken, anstehende Investitionen nicht mehr in die Lufthansa-Kerngesellschaft zu lenken. Neue Flugzeuge könnten unter Umständen künftig nicht mehr in ein System kommen, das seine Wettbewerbsfähigkeit verloren habe und nicht reformfähig sei, so der frühere Swiss-Chef.

Die Schlichtung im Tarifkonflikt um die Gehälter von 5400 Piloten der Lufthansa ist auf der Zielgeraden, bis am Dienstag soll ein Ergebnis erzielt werden. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) wirft Hohmeister vor, mit seinen Aussagen Druck auf die laufenden Verhandlungen auszuüben und diese zu beeinflussen.

Lufthansa denkt darüber nach, neu ankommende Flugzeuge bei anderen Konzerngesellschaften aufzunehmen, bei denen der Konzerntarifvertrag der VC nicht gilt. Kurzfristig könne das über die Lufthansa-Schwestern Swiss und Austrian geschehen. «Man kann aber auch über eine Lufthansa-nahe Neugründung nachdenken. Da darf man dann vielleicht nicht Lufthansa draufschreiben, aber sicher etwas Ähnliches», so Hohmeister. Die Kerngesellschaft der Konzerns mit derzeit 334 Maschinen schrumpft bereits seit drei Jahren, weil viele Strecken auf die Billigtochter Eurowings übergingen und beim verbleibenden Interkontinental-Verkehr samt Zubringerflügen nach München und Frankfurt kein Wachstum mehr stattfand, schreibt dazu die «NZZ». Eine weitere Übertragung von Lufthansa-Flügen auf die Eurowings sei aber eher unwahrscheinlich, weil die beiden Systeme organisatorisch nicht miteinander verknüpft werden sollen.

Bereits in der Vergangenheit seien unter dem Projektnahmen «Jump» Langstrecken-Flugzeuge mit Piloten der Regio-Tochter Lufthansa Cityline besetzt worden, die weniger verdienen als ihre Kollegen im Konzerntarifvertrag der Classic.. Diese im Vertrag vorgesehene Ausnahme könne man wieder forcieren und fünf bis sechs weitere Langstrecken-Maschinen so betreiben, sagte Hohmeister. «Das reicht aber vielleicht nicht aus. Wir müssen auch über eine echte Alternative im Lufthansa-Kerngeschäft nachdenken.» Als mögliche Grösse der neuen Gesellschaft nannte er 30 bis 40 Maschinen. «Das ist keine Tarifflucht, sondern das ist eine Flucht vor einem bislang nicht kompromissfähigen Tarifpartner», meinte der frühere Swiss-Chef.

Nach jüngsten Angaben hat der Lufthansa-Konzern einschliesslich 2016 über 250 Flugzeuge bestellt. Lufthansa hat den Piloten über einen mehrjährigen Tarifzeitraum eine Einmalzahlung und 4,4% mehr Geld angeboten. Die VC hatte über 20% verlangt. «Wenn man sich jetzt irgendwo dazwischen trifft, löst das zusätzliche Millionenkosten auf einem ohnehin bereits zu hohen Sattel aus», sagte Hohmeister. «In diese Plattform könnten wir nicht mehr investieren. Wir müssten die Investitionen anderswo hinlenken.» Er setze aber auf eine Lösung: «Um es klar zu sagen, eine solche Entwicklung wollen wir nicht. Wir wollen mit der Lufthansa wachsen, wir wollen gemeinsam mit den Tarifpartnern Lösungen finden, um das zu verhindern.»