Italiens neue Regierung will Verkauf von Alitalia an Ausländer stoppen

Insgesamt hat der italienische Staat in zehn Jahren rund 7,5 Milliarden Euro in die marode Airline verlocht.
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Italien erhält eine neue Regierung und rutscht nach rechts; die beiden populistischen Parteien 5 Stelle und Lega wollen Anfang der kommenden Woche ihren Koalitionsvertrag unterzeichnen. So zumindest der Plan. Im Koalitionsvertrag ist offenbar auch ein Stopp des Verkaufsprozesses bei Alitalia vorgesehen; die berichtet der «Aerotelegraph». Das Onlineportal zitiert den Lega-Wirtschaftspolitiker Claudio Borghi, der die Frage, ob die Fluggesellschaft nicht mehr verkauft werden solle, am Donnerstag ausdrücklich mit «ja» beantwortet habe.

Borghi hatte sich bereits im Vorfeld negativ zum Verkauf der Nationalairline geäussert; ein Tourismusland wie Italien dürfe den Lufttransport nicht in die Hände ausländischer Unternehmen geben. Gemeint waren damit Lufthansa und Easyjet, die beiden aussichtsreichsten Interessenten im aktuellen Bieterprozess. Dieser hätte eigentlich im April enden sollen. Der Beschluss zur Verlängerung wurde gefasst, da noch kein Käufer feststand – und Italien anschliessend keine funktionsfähige Regierung hatte, mir der überhaupt verhandelt werden konnte.

Die drei verbleienden Interessenten Lufthansa, Easyjet und die ungarische Wizzair wollten für den Kauf von Alitalia nicht weiter verhandeln, bevor eine neue Regierung überhaupt entscheidungsfähig ist. Mit der neuen Regierung könnte dies nun schwierig werden. Fraglich, wie denn Alitalia gerettet werden soll, wenn sie nicht an ein ausländisches Unternehmen gehen dürfte. Seit Mai 2017 steht die Fluggesellschaft unter Zwangsverwaltung und seither wird versucht einen Käufer zu finden. Ob dies gelingt, ist fraglich – die Airline gilt als schwer sanierbar und damit wenig attraktiv.

Insgesamt hat der italienische Staat innerhalb von 10 Jahren rund EUR 7,5 Mia. in die stets rote Zahlen schreibende Airline verlocht. Auch die Übergangskredite der Regierung, damit der Flugbetrieb überhaupt aufrecht erhalten werden kann, wurden seit letztem Jahr ständig weiter erhöht und verlängert. Borghi meinte hierzu lediglich: Verkaufen gehe schon, aber nur an ein italienisches Unternehmen. Dumm nur, dass kein solches bisher auch nur das geringste Interesse an der maroden Airline gezeigt hatte. Alitalia sitzt auf einem Schuldenberg von über EUR 3 Mrd. (ES)