Lufthansa-Chef Spohr kämpft gegen das Image einer Monopolpreis-Airline

In einem Interview rechtfertigt er sich für die hohen Preise und kündigt 1000 neue Flüge pro Monat an.
©Lufthansa

Nach der Übernahme grosser Teile von Air Berlin haftet dem Kranich das Image einer Monopolpreis-Airline an. Tatsächlich stiegen die Preise für innerdeutsche Flüge wie zum Beispiel von Berlin nach München massiv: EUR 300 für einen Oneway-Flug in Economy Class sind an der Tagesordnung. Die Lücke, die Air Berlin hinterlassen hat, spüren nun die Kunden im Portemonnaie. Und Carsten Spohr, CEO von Lufthansa, an deren Reaktion: «Wir als Lufthansa wollen ja nicht die Verbraucher gegen uns aufbringen», sagte er gegenüber der Bild-Zeitung. «Wenn ich in 100 Tagen alle Sympathien verspielen würde, die die Lufthansa in 65 Jahren aufgebaut hat, dann wäre ich schlecht beraten.»

Pro Monat 1000 zusätzliche Flüge durch Eurowings
Der Engpass, der durch den Wegfall von Air Berlin seit dem 28. Oktober entstanden ist, wird wohl frühestens im Januar 2018 behoben. Denn Spohr kündigte an, pro Monat alleine bei Eurowings 1000 innerdeutsche Flüge dazuzunehmen – «sobald wir grünes Licht aus Brüssel haben.» Dies dürfte jedoch nicht vor Jahresende der Fall sein. Sofern denn die EU-Kommission den Deal gutheisst und nicht vertieft prüfen wird – denn dann könnte die Prüfung nochmals zusätzliche 90 Tage länger dauern. Mit diesen zusätzlichen Flügen soll der Kapazitätsmangel behoben werden. «Ich kann versprechen, dass mit neuen innerdeutschen Flügen wieder stabile Preise kommen», so das Fazit von Spohr. Die Aussage ist interessant, da Lufthansa zuvor die Befürchtung steigender Preise im Zuge der Air-Berlin-Übernahme stets vehement abgestritten hatte.

Tiefere Ticketpreise wohl erst mit dem Einstieg von Easyjet
Spohr wies darauf hin, dass durch das Aus von Air Berlin nun täglich 60’000 Sitzplätze fehlen würden, was zwangsläufig zu höheren Preisen führe. Lufthansa tue, was sie könne, um gegenzusteuern, rechtfertigte Spohr die derzeit hohen Preise. So werde zum Beispiel auf der Strecke Berlin-Frankfurt ein Jumbo eingesetzt, «obwohl sich dies betriebswirtschaftlich überhaupt nicht rechnet», hielt der Lufthansa-Chef fest. Interessant dürfte sein, welche und wieviele innerdeutsche Strecken Easyjet übernehmen wird. Man geht von einem Marktanteil von rund 20% aus – obwohl bisher noch keine offizielle Bestätigung vorliegt. Somit dürfte die innerdeutsche Marktmacht von Lufthansa wenigstens ein wenig abnehmen und sich die Preise dank dem Wettbewerb mit Easyjet wieder etwas regulieren. (ES)