Lufthansa und Easyjet bieten für Alitalia

Insgesamt sieben Angebote sind eingegangen, während der Staat einen weiteren Überbrückungskredit gesprochen hat.
Alitalia Boeing B777
@Alitalia

Gestern ist die Frist für die Einreichung von Übernahmeangeboten für Alitalia abgelaufen. Da sich die Anzahl der Interessenten aber offenbar in Grenzen hielt und niemand gewillt ist, die defizitäre italienische Airline als Ganzes zu übernehmen, hatte das Kabinett bereits am Freitag den Überbrückungskredit bis September 2018 verlängert und nochmals EUR 300 Mio. gesprochen. Die Regierung hatte zwar betont, Alitalia als Ganzes verkaufen und nicht den Flugbetrieb von den Bodendiensten trennen zu wollen. Ob dies gelingt, ist fraglich – die Airline gilt als schwer sanierbar und damit wenig attraktiv. Bereits im Frühling wurden EUR 600 Mio. für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs bereitgestellt. Insgesamt hat der italienische Staat somit in 10 Jahren rund EUR 7,5 Mia. in die stets rote Zahlen schreibende Airline verlocht.

Lufthansa bietet in letzter Minute
Die Lufthansa Group hatte gestern doch noch ein Angebot abgegeben. Zuvor hatte ihr CEO Carsten Spohr mehrfach verlauten lassen, dass er nur an einer schlankeren Alitalia Interesse habe. «Die Lufthansa Group hat ihr Interesse zum Aufbau einer New Alitalia heute mit der Einreichung eines Angebots bekundet», schreibt der Konzern. Damit habe sich die Gruppe gegen die Abgabe eines Angebots für die gesamte Airline entschieden und ihr Interesse nur an ausgewählten Teilen des weltweiten Netzverkehrs und des europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehrs formuliert. Wie bereits schon bei Air Berlin, will sich der Kranich damit offenbar lediglich die zu ihrer Strategie passenden Filetstücke sichern.

Insgesamt sieben Angebote – darunter auch von Easyjet
Gemäss einem Artikel des «Corriere della Sera» soll die Lufthansa Group EUR 500 Mio. geboten haben. Weiter soll der «Strukturierungsplan» einen massiven Stellenabbau von bis zu 6000 Stellen – beinahe die Hälfte aller Beschäftigten – und eine Streichung vieler Kurz- und Mittelstrecken vorsehen. Beim zuständigen Notar seien sieben Einsendungen eingegangen, teilte die Alitalia  am Montagabend mit – darunter offenbar auch von Easyjet. Doch auch der Billigflieger will sich nicht die gesamte Airline einverleiben, sondern nur Teilbereiche. Die Sonderverwalter würden die eingegangenen Angebote nun prüfen.

Pleite, aber am Ausbauen
Just gestern wurde zudem bekannt, dass Alitalia offenbar nicht nur neue Strecken nach Indien plant, sondern auch den europäischen Innenverkehr ausbauen will. Es macht den Anschein, als hätte der am Freitag gesprochene zusätzliche Überbrückungskredit der Airline neue Ambitionen eingeflösst. Alitalia hat zwar drei Milliarden Euro Schulden und kann nur mit Steuergeldern fliegen, aber offenbar scheinen die Sparmassnahmen der eingesetzten Kommissare langsam an zu fruchten. (ES)