Lufthansa will das fliegende Personal von Alitalia

Offenbar sollen 100 Flugzeuge und das Alitalia-Personal helfen, das Wachstum bei Eurowings weiter zu beschleunigen.
Alitalia Crew
©Alitalia

Die seit Jahren in der Krise steckende italienische Airline Alitalia hatte im Mai Insolvenz angemeldet und ist seither nur dank Staatshilfen überhaupt in der Luft. Bereits im Oktober hatte Lufthansa ihr Interesse an bis zu 100 Flugzeugen von Alitalia angemeldet und sei dafür bereit, bis zu EUR 250 Mio. zu bezahlen.

Fliegendes Personal für Eurowings?
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet nun aus Insiderkreisen, dass der Kranich auch an fliegendem Personal interessiert sei, und zwar für die Billigtochter Eurowings, die durch das angestrebte Wachstum infolge der Übernahme von Air Berlin zahlreiche neue Mitarbeiter benötigt. Doch erst gerade vergangene Woche machte der Vorstand der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit Eurowings einen dicken Strich durch die Rechnung und lehnte den Tarifvertrag kurzerhand aus «vertragsübergeordneten Gründen» ab und erhob schwere Vorwürfe gegen die Arbeitgeberin. Darauf kündigte Euworings an, neue Piloten  ausschliesslich bei ihrer österreichischen Tochter Eurowings Europe einzustellen, die nicht den deutschen Tarifverträgen unterstellt ist. Denn ein Personalaufbau tut Not: Vor zwei Tagen gab Eurowings bekannt, dass alleine über die Webpage erstmals über eine Milliarde Euro Umsatz erzielt wurde.

Widerstand gegen massiven Personalabbau bei Alitalia
Den Insidern zufolge solle Rom ein Drehkreuz bleiben – Mailand gehe für Punkt-zu-Punkt-Verkehre an Eurowings. Das fliegende Personal, zusammen mit den gewünschten 100 Flugzeugen, könnte nun Eurowings helfen, die zusätzlichen Kapazitäten zu stemmen. Bereits am Donnerstag sei ein weiteres Treffen mit den Insolvenzverwaltern von Alitalia geplant. Demnach soll Lufthansa bereit sein, für die Gesamtaufwendungen eine halbe Milliarde Euro zu berappen. Ihr im Oktober eingereichtes Konzept für eine «New Alitalia» sieht den Abbau von rund 6000 von insgesamt 11’000 Arbeitsplätzen vor. Doch gegen diese Pläne regt sich auch Widerstand: So hatte Verkehrsminister Graziano Delrio bekräftigt, dass die Regierung Alitalia nicht «verscherbeln» wolle.

Regierung will Gesamtübernahme
Lufthansa ist auch nicht die einzige, die mit einer Teilübernahme der maroden italienischen Airline liebäugelt – so sind auch Easyjet sowie der US-Finanzinvestor Cerberus an Alitalia interessiert. Letzter hatte angeblich vorgeschlagen, die Airline komplett zu sanieren. Dies wäre ganz im Sinne der italienischen Regierung, die nach wie vor auf eine Gesamtübernahme von Alitalia hofft. (ES)