Swiss leidet nach gutem 2019 am Coronavirus

Die komplette Einstellung des Flugbetriebs ist nicht mehr auszuschliessen.
@Swiss

Im Geschäftsjahr 2019 hat sich die Swiss nochmals sehr gut behauptet. Die Airline erzielte 2019 einen Gewinn von CHF 578 Mio. (2018: CHF 636 Mio.) und erreichte damit wiederum die angestrebte zweistellige Adjusted-EBIT-Marge von knapp 11%. Der Umsatz lag mit CHF 5,33 Mia. hauchdünn über Vorjahresniveau (2018: CHF 5,30 Mia.). Für das laufende Jahr sieht es wegen der Coronavirus-Krise düster aus. Infolge der sich in den letzten Wochen drastisch verschlechternden Buchungssituation aufgrund zunehmender Reisebeschränkungen und Grenzschliessungen habe sie massive Ertragsausfälle, teilt Swiss mit. Für das Gesamtjahr 2020 könne aufgrund der äusserst unberechenbaren Entwicklung keine Ergebnisprognose abgegeben werden.

Massive Ertragsausfälle infolge der Corona-Krise

Wegen der zunehmenden Verbreitung des Coronavirus und der daraus folgenden Reisebeschränkungen hat Swiss ihren Flugplan um über 80% reduziert. Über zwei Drittel der Flotte wurden bereits aus dem Betrieb genommen. CEO Thomas Klühr sagt: «Swiss ist bestrebt, auch minimale Verbindungen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, um bei einem Abflachen der Krise die Anbindung an die Länder, die sich öffnen, möglichst zeitnah wieder aufnehmen zu können. Die Nachfrage wird zwar wieder anziehen, aber verzögert und nur schrittweise».

Sollte sich die Situation gar noch weiter verschlechtern und zusätzliche Reiseverbote erlassen werden, schliesst Swiss eine komplette, temporäre Einstellung des Flugbetriebs  nicht mehr aus. «Diese Art der vorübergehenden Einstellung des Flugbetriebs ist jedoch nicht strukturell bedingt, sondern äusseren Umständen geschuldet, die die gesamte Airline-Industrie bzw. Weltwirtschaft betreffen. Zudem ist Swiss grundsätzlich ein gesundes und robustes Schweizer Grossunternehmen, das im Verbund der Lufthansa Group über eine starke Marktposition verfügt», so Klühr weiter.

Kurzfristige Liquiditätssicherung hat höchste Priorität

Zur sofortigen Sicherung der Liquidität habe Swiss zahlreiche Kosteneinsparungsmassnahmen eingeleitet, wie Einstellungsstopp, Verschiebung der Auszahlung von Lohnbestandteilen, anteiliger Lohnverzicht des Kaders und Einstellung von nicht betriebsnotwendigen Projekten. Zudem führt die Airline in den nächsten Tagen Kurzarbeit ein. Die entsprechenden Voranmeldungen für die fliegenden Mitarbeitenden in Cockpit und Kabine sowie die Mitarbeitenden in der Technik und bei Cargo wurden eingereicht, einen weiteren Antrag für die administrativen Bereiche werde heute Donnerstag eingereicht.

Die Einführung der Kurzarbeit wurde mit den Sozialpartnern vereinbart. «Es ist davon auszugehen, dass alle Airlines in Europa auf staatliche Unterstützung angewiesen sein werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Auch wenn Swiss im Verbund mit der Lufthansa Group einen längeren Atem als manch andere europäische Airline hat, wird es bei einer länger anhaltenden Krise zu einem temporären Liquiditätsengpass kommen», sagt Klühr. «Sollte dieser Fall eintreten, ist es wichtig, dass schnell Liquidität zur Verfügung gestellt wird und zeitnah Zusagen für weitere Massnahmen wie staatliche Garantien oder Überbrückungskredite − die nach der Krise zurückbezahlt werden können − erfolgen», so Klühr weiter.

2019 sah noch gut aus

Das operative Ergebnis der Swiss betrug 2019 noch CHF 578 Mio. und lag um 9% unter dem Ergebnis des Rekordjahres 2018 mit CHF 636 Mio. Swiss erwirtschaftete damit nahezu die Hälfte des Konzerngewinns der Lufthansa Gruppe. Vor allem höhere Treibstoffkosten wirkten sich ergebnismindernd aus. Zudem sind gegenüber dem Vorjahr höhere Wartungskosten aufgrund erstmals fälliger, periodisch stattfindender Instandhaltungsarbeiten der Flottenzugänge angefallen. Zu spüren bekam Swiss nicht zuletzt die rückläufige Frachtnachfrage im Zuge der abflachenden Weltkonjunktur.

Im vierten Quartal 2019 steigerte Swiss das operative Ergebnis um 2 Prozent auf CHF 89 Mio. (2018: CHF 87 Mio.). Zurückzuführen ist dies vor allem auf kontinuierliche gruppenweite Prozessvereinheitlichungen und Einmaleffekte. Der Umsatz lag mit CHF 1,28 Mia. exakt auf Vorjahresniveau (2018: CHF 1,28 Mia.). Thomas Klühr, CEO von Swiss: «Wir haben uns auch 2019 trotz eines sich verschlechternden Umfelds gut behauptet und unser Ziel einer zweistelligen Adjusted-EBIT-Marge erreicht».

Lufthansa Group nimmt Geld auf und streicht Dividende

Der bereinigte EBIT der ganzen Lufthansa Group lag 2019 mit EUR 2,0 Mia. trotz erheblicher Belastungen im Rahmen der Prognose. Haupttreiber für den Rückgang waren um EUR 600 Mio. gestiegene Treibstoffkosten sowie eine spürbare wirtschaftliche Abkühlung, vor allem in den Heimatmärkten des Konzerns. Ausserdem belasteten der hohe Preisdruck im europäischen Markt aufgrund von Überkapazitäten sowie die Abschwächung des globalen Luftfrachtmarkts die Ergebnisentwicklung. Der Umsatz der Lufthansa Group stieg im Jahr 2019 um 2,5%  auf EUR 36,4  (Vorjahr: EUR 35,5 Mia.). Die bereinigte EBIT-Marge betrug 5,6% (Vorjahr: 8,0%). Das Konzernergebnis ging um 44% auf EUR 1,2 Mia. zurück (Vorjahr: EUR 2,2 Mia.).

Um seine finanzielle Position abzusichern, hat der Konzern in den vergangenen Wochen zusätzliche Mittel in Höhe von rund EUR 600 Mio. aufgenommen. Aktuell verfügt der Konzern damit über liquide Mittel von rund EUR 4,3 Mia. Hinzu kommen ungenutzte Kreditlinien von rund EUR 800 Mio. Weitere Mittelaufnahmen befinden sich aktuell in Umsetzung. Unter anderem wird der Konzern dafür Flugzeugfinanzierungen nutzen.

«Die Lufthansa Group ist finanziell gut gerüstet, um auch einer aussergewöhnlichen Krisensituation wie der jetzigen zu begegnen. 86% der Konzernflotte befinden sich in unserem Eigentum und sind weitestgehend unbelastet, was einem Buchwert von rund EUR 10 Mia. entspricht. Zudem haben wir uns entschlossen, der Hauptversammlung eine Aussetzung der Dividendenzahlung vorzuschlagen und stellen in unseren Heimatmärkten Anträge auf Kurzarbeit», sagt Ulrik Svensson, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG. (TI)