Welche Chancen hat die neue Schweizer Billigairline?

«Utopisch», «darauf hat niemand gewartet», «Hochrisiko-Projekt»: Swiss Skies weht bereits ein steifer Wind entgegen.
zVg/màd

Belair und Skywork sind gerade erst gegroundet, da wagt sich schon wieder eine neue Airline auf den Markt. Medienberichten zufolge will Swiss Skies künftig Langstrecken-Flüge ab dem Euroairport Basel anbieten – 30 Prozent günstiger als die Swiss. Mehrere Flugzeuge des Typs A321neo sollen für Swiss Skies abheben. Das bekannte Konzept: Den Sitzplatz gibt’s zum Fixpreis, für Verpflegung etc. müssen Passagiere bezahlen.

Aktuell werden laut «Financial Times» Investoren gesucht. Gelingt es, die rund USD 100 Mio. rechtzeitig zusammen zu bekommen, sollen die ersten Maschinen schon Mitte nächstes Jahr abheben. Gemäss «Blick» soll am Donnerstag in der Basler Innenstadt ein Investoren-Event steigen.

Zu den Zielen der neuen Airline sollen u.a. US-Metropolen wie Cincinnati gehören. Aber auch Flughäfen in der Karibik, Asien, Middle East und Brasilien könnten in den Flugplan aufgenommen werden.

Hinter dem Ganzen stehen u.a. Armin Bovensiepen, ein Deutscher, der früher als hochrangiger Manager für Air Berlin und Austrian Airlines arbeitete, und Alvaro Nogueira de Oliveira, ein brasilianischer Unternehmer, der als Ryanair-Pilot arbeitet und zuvor unter anderem bei den grossen brasilianischen Airlines Gol und Azul angestellt war.

Die Aviatik-Experten sehen positive Punkte im Geschäftsmodell, halten sich aber auch mit  Zweifeln nicht zurück:

Stefan Eiselin, Aerotelegraph, im «Tages-Anzeiger»: «Die Konzentration auf den Flughafen Basel macht Sinn, er bietet als günstiger Flughafen mit noch wenig Langstreckenflügen durchaus Möglichkeiten. Ich kann mir vorstellen, dass die vielen internationalen Angestellten der Pharmaindustrie eine interessante Kundschaft mit Potenzial darstellen. Die neusten Flugzeugtypen verbrauchen zudem weniger Treibstoff. Trotzdem: Die Gründung einer neuen Airline ist aufgrund der grossen Konkurrenz und des Kostendrucks in der Branche ein Hochrisiko-Projekt.»

Andreas Wittmer, Universität St. Gallen, im «Blick»: «USD 100 Mio. sind als Startkapital nicht besonders viel, aber doch eine gute Summe. Die neuen Airbusse könnten bei Zielen an der US-Ostküste in einem Tag hin- und zurückfliegen. So rechnet sich das für Low-Cost-Anbieter. Einfach wird es aber nicht: Die Swiss kann Preissenkungen um 30% mitmachen.»

Thomas Jäger, CH-Aviation, im «Blick»: «Die Flugzeuge sind ein Knackpunkt – die Wartelisten für die kleinen Langstreckenflieger ist lang. Ich habe Zweifel, ob das Low-Cost-Modell auf der Langstrecke langfristig funktioniert. Möglicherweise hofft die Airline auf eine Kooperation mit Easyjet. Doch auf Swiss Skies hat niemand gewartet.»

Hansjörg Bürgi, Skynews.ch, auf «Watson»: «Ich habe Fragezeichen, ob Swiss Skies die Maschinen so rasch beschaffen kann – und wenn ja, zu welchem Preis. Platzhirsch Easyjet würde ich es zutrauen, erfolgreich Langstrecken ab Basel zu bedienen. Dank des grossen Netzwerks könnte die Airline Flieger füllen. Ein Newcomer wie Swiss Skies hat hingegen kaum Chancen, da Zubringerflüge fehlen. Wegen des grossen Überangebots auf den Atlantikstrecken sind zudem die Preise im Keller. Da lässt sich nur schwer Geld verdienen. Ich halte die Pläne für ziemlich utopisch.»

(TI)