Pendler-Züge: Müssen eigentlich wirklich alle gleichzeitig S-Bahn fahren?

Die SBB bemüht sich verstärkt, Kunden vom Fahren ausserhalb der Stosszeiten zu überzeugen.
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Welcher ÖV-Berufspendler kennt sie nicht, die allmorgendliche und meist enttäuschte Hoffnung auf einen Sitzplatz in der S-Bahn oder im Zug. Nach ein paar erholsamen Sommerferien-Wochen geht der Kampf um den besten Einsteige-Platz auf dem Perron nun wieder los.

Jetzt will die SBB Fahrgästen jedoch aufzeigen, wie die Stosszeiten vermieden werden können, denn 57% der Kunden pendeln während der Hauptverkehrszeiten an ihren Arbeitsort oder in die Schule. In den Nebenverkehrszeiten seien die Züge deutlich weniger stark ausgelastet – im Durchschnitt rund 30%. Das ist für die SBB natürlich auch ein Wirtschaftlichkeitsproblem.

Das Pendeln habe viel mit der Macht der Gewohnheit zu tun, so die SBB. «Viele Menschen pendeln seit Jahren auf die gleiche Art und Weise, obschon sie die Möglichkeit hätten, auf andere Züge auszuweichen.» Eine Studie habe ergeben, dass mehr als die Hälfte der Pendler zeitlich flexibler unterwegs sein könnte, «indem man beispielsweise ein paar Stunden zu Hause arbeitet und erst später zur Arbeit fährt». Die SBB rät den Pendlern mit flexiblen Arbeitszeiten deshalb, diese auch wirklich zu nutzen. Die Frage ist nur: Wie viele flexible Arbeitgeber gibt es überhaupt?

Die SBB selbst fördert flexible Arbeitsmodelle und motiviert nach eigenen Angaben ihre Mitarbeitenden, vermehrt in den Nebenverkehrszeiten zu reisen. Man habe sich sich seit einigen Jahren intensiv mit diesem Thema befasst und arbeite mit grossen Arbeitgebern und Wirtschaftsverbänden zusammen, um flexible Arbeitsmodelle in der Schweizer Wirtschaft zu fördern, teilt die SBB mit. Eine Vorreiterrolle unter den Schweizer Bildungsinstitutionen nehme zum Beispiel die Hochschule Luzern ein. Dort beginnen einige Vorlesungen erst ab 9 Uhr und enden gestaffelt grösstenteils ausserhalb der Hauptverkehrszeiten.

Für das Reisen ausserhalb der Hauptverkehrszeiten gibt es übrigens eine Belohnung. In den vergangenen Monaten hat die SBB einen Test durchgeführt, in welchem die Reisenden ihren Arbeitsweg ausserhalb der Hauptverkehrszeiten erfasst haben und mit einem kleinen Geschenk belohnt wurden. Die SBB wertet diesen Test in den nächsten Monaten aus und verfolgt diesen Ansatz weiter. (SG)