Peter Baumgartner von Etihad Airways: «Alles hat seine Grenzen»

Der Schweizer Airline-CEO äussert sich zu den Entscheiden rund um Air Berlin und Alitalia und zur weiteren Entwicklung.
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TRAVEL INSIDE Kolumnist Peter Baumgartner

Anlässlich des Zürcher Filmfestivals weilte Peter Baumgartner, CEO von Etihad Airways, in Zürich, um das Engagement der Airline als Hauptsponsor des Events zu unterstreichen. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» nahm er zu aktuellen Fragen rund um die Airline Stellung.

Air Berlin und Alitalia: «Alles hat seine Grenzen»
Was das Engagement und den Niedergang bei Air Berlin betrifft, erklärt er, dass die Zukunftsperspektiven nicht mehr gegeben waren, als Investor habe man seine Interessen wahren müssen. «In Anbetracht der Mittel, die wir einbrachten, um Air Berlin zum Erfolg zu führen, wird die Öffentlichkeit das nachvollziehen können», führt er aus. Was die Beteiligungsstrategie von Etihad Airways (Air Berlin, Alitalia usw.) betrifft, so lässt er einen Vergleich mit der Hunter-Strategie der Swissair nur bedingt zu: «Unsere Absicht war eine andere. Die Strategie der Swissair verfolgte eine Konsolidierung europäischer Fluglinien. Uns ging es darum, über Partnerschaften unser Streckennetz schnell und umfassend zu erweitern.» Sowohl bei Air Berlin als auch bei Alitalia habe man gewusst, dass es schwierig werde. «Wir haben ja auch nicht bei den ersten Problemen das Handtuch geworfen. Aber alles hat seine Grenzen», so Baumgartner.

Zusammenarbeit mit Lufthansa und Individualisierung des Angebots
Zum Codeshare-Abkommen mit dem Mitbewerber Lufthansa meint er, dass man die Zusammenarbeit noch ausbauen könne, sofern es geschäftlich für beide Seiten Sinn mache. Etihad habe den Anspruch, die beste Airline der Welt zu sein. Tiefgreifende Veränderungen würden anstehen. Das bisherige Angebot der Branche mit Economy, Business und First Class werde den Wünschen der Kunden nicht mehr gerecht. «In ein paar Jahren wird es nicht mehr darum gehen, ob sich eine Airline als Billigairline oder Airline mit umfangreichem Service steht. Auf ein und demselben Flug kann man den Rucksacktouristen und den luxusverwöhnten Passagier zum jeweils richtigen Kostenniveau beheimaten», führt er aus. Es gehe darum, auf individuelle Wünsche einzugehen. So können bei Etihad Passagiere bereits dafür zahlen, dass der Sitz neben ihnen frei bleibt. Geplant seien Sitzreihen mit mehr Beinfreiheit und günstigere Handgepäcktarife auf Kurzstrecken.

Neuer Chef und aktueller Geschäftsgang
Nun freue er sich auf den neuen Chef der Gruppe, Tony Douglas: «Er ist genau das, was unser Unternehmen nun braucht. Jemand der die Probleme bei den Partnerschaften angeht, damit ich mich auf die Entwicklung unserer Airline konzentrieren kann.» Und zum laufenden Kerngeschäft äussert er sich so: «Wir haben uns im vergangenen Jahr akzeptabel entwickelt, obwohl es ein äusserst schwieriges Jahr war mit den Terroranschlägen in Europa, den weltweiten Überkapazitäten und den sinkenden Flugpreisen. Dieses Jahr sieht gut aus, wir liegen über der Planung.» Seiner Meinung nach werden die Flugpreise auf absehbare Zeit stabil bleiben. (TI)