Rekapitalisierung fehlgeschlagen: Das Endlos-Drama um Alitalia

Alles läuft auf einen weiteren Kredit des italienischen Staates hinaus.
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Eine weitere Frist zur Rekapitalisierung von Alitalia ist am Dienstag zum wiederholten Male ungenutzt verstrichen. Der Rettungsplan sah ursprünglich vor, dass die italienische Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiane, der vom Konzern Benetton kontrollierte Infrastrukturbetreiber Atlantia und Delta Air Lines gemeinsam 1 Milliarde Euro in die marode Airline pumpen sollten. Daraus wurde, wie schon so oft in den vergangenen zwei Jahren, nichts.

Interessenskonflikt bei Atlantia?

Zwar hatten Ferrovie dello Stato Italiane und Atlantia kurz vor Ablauf der Frist ihre Bereitschaft erklärt, unter bestimmten Bedingungen ein bindendes Übernahmeangebot vorzulegen. Das Problem: Atlantia, als Quasi-Alleinaktionär des Flughafenbetreibers Aeroporti di Roma, will nicht in einen Interessenskonflikt kommen. Flughafenbetreiber und Mitinhaber der grössten Airline des Landes geht wahrlich kaum. Gefunden werden müsse deshalb ein Partner aus der Branche, der eine signifikante Beteiligung bei Alitalia übernehme, heisst es in einer Entscheidung des Verwaltungsrates – der übrigens Delta Air Lines darin mit keinem Wort erwähnt. Haben sich die Amerikaner demnach aus der Rettungsaktion verabschiedet?

Nennenswerte Erfolge der Sanierungsaktion bisher ausgeblieben

Zudem wollen Ferrovie dello Stato Italiane und Atlantia nur als Minderheitsgesellschafter bei Alitalia an Bord gehen. Sie forderten dafür jedoch mehr Zeit. Aber die italienische Regierung hatte den 15. Oktober eigentlich als letzte Frist für ein konkretes Übernahmeangebot gesetzt. Jetzt muss die Regierung entscheiden, ob sie einer neuerlichen Verlängerung zustimmt. Zwar hat die hochdefizitäre italienische Airline zuletzt ihre Verluste etwas eingedämmt – aber eine nennenswerte Sanierungsaktion ist ausgeblieben und man ist noch weit entfernt von den Zielen, die man sich 2016 gesteckt hat. Damals hiess es, man werde 2019 rentabel sein.

Dilemma des italienischen Staates

Also läuft alles auf einen weiteren Kredit des italienischen Staates hinaus – obwohl die italienische Regierung selbst hochverschuldet ist und sich eine weitere Finanzspritze für die Airline eigentlich gar nicht leisten kann – ebenso wenig, wie das Sozialsystem sich weitere 12‘000 Arbeitslose, die Alitalia beschäftigt, leisten kann. Im Endlos-Drama um die Rettung der seit Jahren defizitären Alitalia läuft den Beteiligen also die Zeit davon.

Here we go again

Also heisst es: Zurück auf Feld eins. Sprich: Erneut geht die Suche nach neuen Investoren los. In den letzten zwei Jahren wechselten sich die Lufthansa Group, Easyjet, Dela Air Lines, Ryanair, Ferrovie dello Stato Italiane und Atlantia in diesem Interessens-Karussell munter ab. Ausser Ferrovie dello Stato Italiane und Atlantia haben die weiteren potenziellen Geldgeber allerdings in letzter Zeit kaum mehr konkretes Interesse bekundet. Lufthansa hatte ursprünglich zwar ebenfalls Interesse angemeldet, doch ziehe man eine Beteiligung an einem vom italienischen Staat kontrollierten Unternehmen nicht in Betracht, sagte Lufthansa-CEO Carsten Spohr bereits im März diesen Jahres. Wie es nun mit dem defizitären italienischen Carrier weitergeht, ist völlig offen.

Der Steuerzahler hält die Airline mit acht Milliarden Euro in der Luft

Alitalia hatte im Mai 2017 Insolvenz angemeldet und fliegt seither dank eines 900-Millionen-Euro-Brückenkredits der Regierung weiter. Seither steht die Airline unter Zwangsverwaltung. Ein Armutszeugnis: Denn der italienische Steuerzahler berappt das Notfallszenario, das Alitalia seit über zwei Jahren künstlich in der Luft hält. Ironischerweise haben die Steuerzahler ja mehr als genügend Erfahrung darin: Es wird geschätzt, dass die Italiener bisher rund 8 Milliarden Euro für die Krisenairline in den letzten zehn Jahren ausgegeben haben. (ES)