SBB und ÖBB bauen Nachtzugverkehr massiv aus

Die beiden Bahnen wollen das bereits bestehende Angebot im Nachtzugverkehr von sechs auf zehn Linien ausbauen.
© ÖBB/Marek Knopp

Die SBB und die ÖBB wollen das bereits bestehende Angebot im Nachtzugverkehr von sechs auf zehn Linien ausbauen. Geplant sind neue Nachtzüge ab der Schweiz nach Amsterdam, Rom und Barcelona.

Die Nachfrage im internationalen Nachtzugverkehr hat im Jahr 2019 und im laufenden Jahr bis zum Ausbruch der Corona-Krise deutlich zugenommen. Die Anzahl der Reisenden in den Nachtzügen ab der Schweiz stieg im Vergleich zum Vorjahr um über 25 Prozent.

Mit 19 Nightjet Linien und acht weiteren Verbindungen mit Partnern betreibt die ÖBB bereits heute das grösste Nachtzugnetz Europas. Davon umfasst das Netz in Kooperation mit der SBB ab der Schweiz sechs Linien und eine weitere Verbindung.

Ab Fahrplan 2022: Neue Nightjet-Verbindung nach Amsterdam

Als ersten Ausbauschritt wollen die beiden Bahnen ab Dezember 2021 eine neue tägliche Nightjet-Verbindung Zürich – Basel – Frankfurt – Köln – Amsterdam aufnehmen. Das nur sehr begrenzt verfügbare für den Nachtverkehr geeignete Rollmaterial setzt einem kurzfristigen Angebotsausbau jedoch enge Grenzen. Die SBB beabsichtigt deshalb, beim deutschen Anbieter RDC Asset GmbH entsprechendes Rollmaterial zu mieten.

Kapazitätsausbau nach Deutschland und Tschechien

Die heute angebotenen Verbindungen ab Zürich über Basel nach Berlin und Hamburg erfreuen sich einer steigenden Nachfrage. Deshalb soll die Kapazität dieser Verbindungen deutlich ausgebaut werden. SBB und ÖBB wollen diese beiden Verbindungen wenn möglich ab Fahrplan 2023 mit zwei separaten Zügen auf der ganzen Strecke bedienen. Dadurch kann die Kapazität deutlich erhöht werden. Die Verbindung nach Prag soll als Zugteil des Berliner Nightjet mit Schlaf- und Liegewagen neu auch über Deutschland geführt werden. Durch die geänderte Linienführung entsteht neu eine direkte Verbindung nach Leipzig und Dresden.

Neue Verbindungen nach Rom und Barcelona geplant

Eine neue Linie soll von Zürich über Bern – Brig – Domodossola nach Rom geführt werden. Geplant ist zudem eine tägliche Verbindung von Zürich über Bern – Lausanne – Genf nach Barcelona. Damit wäre auch eine direkte Anbindung der Westschweiz an das Nachtzugnetz sichergestellt. Die Einführung dieser beiden neuen Linien ist noch nicht gesichert, Abklärungen mit weiteren Partnerbahnen sind noch ausstehend.

Um den mittel- und langfristigen Ausbau des Nachtzugverkehrs sicherstellen zu können, investiert die ÖBB auch in neues Rollmaterial. Die neuen Nachtzug Garnituren sollen schrittweise zum Einsatz kommen.

SBB und ÖBB setzen sich für bessere Rahmenbedingungen bei Nachtzügen ein

Mit dem geplanten Ausbau wollen sich SBB, ÖBB und ihre Partnerbahnen auch für bessere verkehrspolitische Rahmenbedingungen für den Betrieb von Nachtzügen in Europa einsetzen. In der Schweiz berät das Parlament in der Herbstsession die Totalrevision des CO2-Gesetzes. Dieses sieht eine Förderung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs aus dem Klimafonds vor. Das Parlament hat letzte Woche der Förderung des internationalen Personenverkehrs inklusive Nachtzüge zugestimmt. Vorbehältlich der Schlussabstimmung und eines allfälligen Referendums würde die finanzielle Unterstützung aus dem Klimafonds der SBB ermöglichen, die hohen und defizitären Betriebskosten der Nachtzugsverbindungen auszugleichen. (TI)