SAS meldet Insolvenz an

Den Flugbetrieb will die Fluggesellschaft aber fortführen.
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Die skandinavische Airline SAS steht finanziell vor dem Aus. Nach dem Beginn eines Pilotenstreiks erklärt sich das Unternehmen für zahlungsunfähig. SAS erklärte am 5. Juli, Gläubigerschutz nach US-Recht beantragt zu haben, wie diverse Medien schreiben.

Die Entscheidung fiel kurz nach Beginn eines Pilotenstreiks, der am 4. Juli begonnen hatte. Den Flugbetrieb will die Fluggesellschaft aber trotz der Insolvenz und des Pilotenstreiks fortführen.

Das Unternehmen hatte bereits vor Beginn des Streiks, der mehrfach verschoben wurde, auf die schwierige finanzielle Lage hingewiesen. Laut SAS-Chef Anko van der Werff hat der Arbeitsniederlegung den Entschluss zu diesem Schritt beschleunigt, denn er belaste die Finanzlage und die Liquidität der Airline.

Die Hälfte aller Flüge gestrichen

In den vergangen Wochen war das Streikvorhaben mehrfach wegen laufender Schlichtungsgespräche der Unternehmensführung mit der Pilotengewerkschaft verschoben worden. Nach dem Scheitern der Gespräche hat die Gewerkschaft gestern den Streik mit rund 900 Piloten begonnen.

Wegen des Ausstandes würden etwa die Hälfte aller Flüge gestrichen, so das Unternehmen. Täglich sind danach ungefähr 30’000 Passagiere betroffen. Der Ausstand sei zum jetzigen Zeitpunkt für SAS verheerend und setze die Zukunft des Unternehmens und Tausende Arbeitsplätze aufs Spiel, so Konzernchef van der Werff. Die Entscheidung, jetzt in den Streik zu treten, zeige das rücksichtslose Verhalten der Pilotengewerkschaften.

Die schwedische Pilotenvereinigung wirft dem Unternehmen vor, die Pandemie genutzt zu haben, um fast die Hälfte der Piloten mit einem vereinbarten Recht auf Wiedereinstellung zu entlassen, dieses Recht aber ausser Kraft gesetzt zu haben. SAS hatte Anfang des Jahres ein Sparprogramm angekündigt.

Insolvenz nach Chapter 11

Die nun nach US-Recht beantragte Insolvenz nach Kapitel 11 (Chapter 11) des US-Insolvenzrechts ermöglicht dem Unternehmen ein Sanierungsverfahren. Dabei ist SAS für eine gewisse Zeit vor den Forderungen von Gläubigern geschützt. Dazu gehören auch Verpflichtungen aus Arbeitsverträgen. US-Unternehmen nutzen häufig diese Vorschrift, um eine geordnete Neuausrichtung auf den Weg zu bringen. Das US-amerikanische Recht schützt primär das angeschlagene Unternehmen, während etwa das deutsche Insolvenzrecht in erster Linie die Gläubiger schützt.

Laut SAS soll das Verfahren zwischen neun und zwölf Monate dauern. Dabei will der Konzern sich mit allen Beteiligten auf eine Umschuldung einigen und frisches Kapital über eine Kapitalerhöhung mobilisieren. Die Airline ist staatlich von Schweden und Dänemark kontrolliert. Die Regierungen Schwedens und Dänemarks sind zu jeweils 21,8% an SAS beteiligt und hatten erneute Finanzspritzen nach der Rettungsaktion in der Corona-Krise verweigert. SAS greift also auch deshalb zu dem Mittel des Chapter 11.