Wer folgt auf den abtretenden Swiss-CEO Thomas Klühr?

Aktualisiert am 30.09.2020
Nach erfolgtem Rücktritt wird Klühr in der neu zu begründenden Schweizer Luftfahrtstiftung Einsitz nehmen.
Thomas Klühr. ©TI

Die Meldung kam für Aussenstehende eher überraschend: Swiss-CEO Thomas Klühr (58) gibt seinen Job auf Ende Jahr ab. Er werde nach rund fünf Jahren Swiss und über dreissig Jahren in der Lufthansa Group den Konzern per Ende 2020 verlassen, teilt Swiss mit.

Auf den gleichen Zeitpunkt hin wird er auch sein Amt als Präsident des Verwaltungsrats von Edelweiss Air niederlegen. Er war seit Februar 2016 CEO von Swiss und hat in dieser Zeit die grösste Flottenmodernisierung des Unternehmens vorangetrieben. Unter seiner Führung wurde in den vergangenen Jahren die Premiumpositionierung von Swiss weiter gestärkt.

Zur Geschäftsleitung von Swiss gehören weiterhin Markus Binkert (Chief Financial Officer), Thomas Frick (Chief Operating Officer) und Tamur Goudarzi Pour (Chief Commercial Officer). Über die Nachfolge wolle der Verwaltungsrat allerdings erst im vierten Quartal entscheiden.

Klühr wollte schon Anfang Jahr gehen

Reto Francioni, Präsident des Verwaltungsrats von Swiss: «Der gesamte Verwaltungsrat bedauert die Entscheidung von Thomas Klühr sehr. Swiss hat ihm viel zu verdanken, nicht nur während den letzten Monaten der Coronavirus-Pandemie. Klühr hat Swiss ein sehr grosses Stück weiter auf dem Erfolgspfad geführt und nach Ausbruch von COVID-19 mit grossem Engagement und Geschick wesentlich dazu beigetragen, das Unternehmen finanziell und operationell zu stabilisieren. Besonderer Dank gebührt Thomas Klühr auch dafür, dass er seinen bereits für das erste Quartal dieses Jahres geplanten Rücktritt nach Abzeichnen der Krise zurückgeschoben und die Swiss souverän durch diese schwierige Zeit manövriert hat. Wir respektieren seine Entscheidung, nunmehr diesen aus privaten Gründen veranlassten Schritt zu vollziehen und danken ihm aufrichtig für seine grossartige Leistung».

Carsten Spohr, CEO der Lufthansa Group, sagt: «Ich danke Thomas Klühr für seine langjährige, engagierte und erfolgreiche Arbeit für die Lufthansa Group. In mehr als drei Jahrzehnten hat er auf unterschiedlichen Positionen und in verschiedenen Rollen unser Unternehmen mitgeprägt. Nicht nur in Deutschland und in der Schweiz, sondern in der gesamten Luftfahrtindustrie verdient Thomas Klühr höchstes Ansehen.»

Swiss schickt Klühr in die Schweizer Luftfahrtstiftung

Eine der Auflagen für die Sprechung der Kreditgarantie des Bundes war die Begründung einer Schweizer Luftfahrtstiftung, die über die Einhaltung der Standortvereinbarung zwischen dem Bund und der Lufthansa Group bezüglich der Entwicklung des Hubs in Zürich wacht. Der Bund wird den Präsidenten und zwei weitere Mitglieder stellen. Swiss und Lufthansa werden je ein Mitglied stellen. Eines davon ist Thomas Klühr.

Reto Francioni: «Wir sind froh und dankbar, dass sich Thomas Klühr bereit erklärt hat, nach seinem Rücktritt als CEO von Swiss Einsitz in der noch zu begründenden Schweizer Luftfahrtstiftung zu nehmen. Er ist mit seiner grossen Erfahrung in der Luftfahrt und innerhalb der Lufthansa Group für diese neue Funktion geradezu prädestiniert». Die weiteren Mitglieder der Schweizer Luftfahrtstiftung werden im vierten Quartal bestimmt.

Welche Optionen für die Nachfolge?

In der Pole-Position der Swiss-internen Anwärter auf den Chefposten sind zwei jetzige Geschäftsleitungsmitglieder. Erstens Tamur Goudarzi-Pour, seit 2019 Chief Commercial Officer (CCO) von Swiss mit guten Kontakten zur Konzernzentrale und zweitens Markus Binkert, der zu Beginn der Corona-Krise nach einem Abstecher als Lufthansa-Kommerzchef am Hub München als CFO zur Swiss zurückgekehrt ist, wo er zuvor schon 13 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig war. In Schweizer Medien wurde auch der Name des Edelweiss-Air-CEO Bernd Bauer erwähnt. Weitere Möglichkeiten gäbe es auch mit ehemaligen Swiss-(Swissair)-Managern wie zum Beispiel Jürg Müller (Heute Chef Emirates Schweiz) oder Peter Baumgartner (ex Etihad CEO). Wohl eher nicht in Frage kommt wohl der frühere LX-Chef André Dose, heute Präsident des Garantiefonds.

Nicht unwahrscheinlich ist allerdings, dass die Konzernmutter Lufthansa – ähnlich wie zuvor schon bei der AUA – einen frischen Mann aus der Zentrale schicken wird, um gerade in der Krise und in Zeiten staatlicher Untersützung der Airlines die Tochter nahe am Konzerngeschehen zu halten. Zum Beispiel Steffen Harbarth (derzeit Geschäftsführer bei LH CityLine), der bereits in der Schweiz die Lufthansa geführt hatte. Ins Gewicht fallen könnte dabei auch, dass der deutsche Staat bei Lufthansa mittlerweilen ein gewichtiges Wort mitreden kann.

(Yannick Suter/Christian Maurer)