Swiss verliert 201 Millionen Franken im ersten Quartal

Weitere Flotten- und Personalreduktionen dürften bald bestätigt werden.
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Swiss hat im ersten Quartal 2021 einen Verlust von CHF 201 Mio. gemacht. Dies trotz umfassender Kostensparmassnahmen, wie die Airline mitteilt. Im ersten Quartal 2020, also zu Beginn der Corona-Krise, resultierte bereits ein Verlust von CHF 84 Mio.

Der Umsatz ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie liegt noch bei gut knapp einem Drittel der Vorkrisenzeit, er ist gegenüber der Vorjahresperiode um 67,5% auf CHF 299,6 Mio. eingebrochen. «In Anbetracht der äusserst schwierigen Marktsituation seit Jahresbeginn entspricht das Ergebnis den Erwartungen», sagt CFO Markus Binkert. «Auch in diesem Jahr wird durch die stark verzögerte Erholung ein hoher Verlust resultieren.»

Die Liquidität des Unternehmens sei dennoch weiterhin gesichert, schreibt Swiss. Bisher habe Swiss erst deutlich weniger als die Hälfte des zu 85% vom Bund abgesicherten Bankenkredits in Höhe von CHF 1,5 Milliarden bezogen.

Passagieraufkommen auf tiefstem Niveau

Weiterhin bestehende, schnell wechselnde und teilweise verschärfte Reiserestriktionen hätten ein Wiederaufleben der weltweiten Reisetätigkeit nahezu verunmöglicht und das Ergebnis von Swiss schwer belastet. Für eine Wiederbelebung der Reisetätigkeit fordert die Airline stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen.

Swiss werde im Hochsommer nicht wie geplant rund 65% ihrer Vorkrisenkapazität anbieten, sondern lediglich 50 bis 55%. «Unter den gegebenen Umständen kann sich kein Aufschwung einstellen», sagt CEO Dieter Vranckx.

Die anhaltenden Reisebeschränkungen spiegeln sich deutlich in den Passagierzahlen wider. Im ersten Quartal 2021 beförderte Swiss rund 290’000 Passagiere, 90,4% weniger als im Vorjahr. Total führte Swiss 4429 Flüge durch, was einem Rückgang um 83,8% gegenüber der Vorjahresperiode entspricht.

Auf dem gesamten Streckennetz hat Swiss im ersten Quartal 2021 insgesamt 72,8% weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank im selben Zeitraum um 89,8%. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 27,5% und lag damit um 45,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Auf Europastrecken lag er weiterhin deutlich über dem Wert der Langstrecke.

Keine Erholung in Sicht

Die Nachfrage werde sich mittelfristig nicht mehr auf das Niveau von vor der Pandemie erholen. Zudem werde sich der Anteil des Geschäftsreiseverkehrs mittelfristig um voraussichtlich mindestens 20% reduzieren. Davon sei Swiss mit ihrem Geschäftsmodell in besonderem Masse betroffen.

CEO Dieter Vranckx erklärt: «Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung des Unternehmens zu prüfen.»

Weiterer Abbau in der Pipeline

Bis Ende 2021 sollen über freiwillige Massnahmen und Fluktuation rund 1000 Stellen abgebaut sein. Dennoch wird sich das Swiss-Personal wohl auf weitere Abbaumassnahmen einstellen müssen. «Aufgrund des mittelfristigen strukturellen Rückgangs der Nachfrage ist Swiss gezwungen, eine signifikante Redimensionierung zur Wahrung der Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit zu prüfen», kündigt die Airline kaum verhüllt an.

Eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Die Analyse betreffend die zukünftige Grösse sei noch nicht abgeschlossen. Weitere Details würden in den nächsten Wochen bekannt gegeben.

Der Mutter gehts besser, der Schwester schlechter

Etwas besser geht es im ersten Quartal 2021 der Konzernmutter Lufthansa Group insgesamt. Der Umsatzverlust lieg bei rund 60%. Und die Aussichten beurteilt Konzernchef Carsten Spohr optimistischer: «Angesichts der absehbaren grossen Impffortschritte gehen wir ab dem Sommer von einer stark steigenden Nachfrage aus.»

Anders bei der Swiss-Schwester Austrian, die einen Umsatzrückgang von fast 80% verzeichnet. Wie die Lufthansa erwartet auch Austrian für den Sommer eine erhöhte Nachfrage im touristischen Bereich und stockt ihr Angebot an Feriendestinationen bis Juli auf. (TI)