TI-Umfrage: Das Vertrauen in Air Berlin und Niki schwindet

Während mehr als die Hälfte der über 260 Umfrageteilnehmer keine Flüge von Air Berlin und Niki mehr verkauft, wird der Poker um die Airline hektischer.
Umfrage Air Berlin
Klares Verdikt: 57,1% der Reisebüromitarbeiter verkaufen weder Tickets von Air Berlin noch von Niki.

Welche Auswirkungen hat der Insolvenzantrag von Air Berlin auf den täglichen Verkauf im Reisebüro? Wie gross ist die Verunsicherung sowohl von Seiten der Kunden, wie auch dem Trade? TRAVEL INSIDE wollte dies genauer wissen und startete eine Umfrage, ob die Mitarbeiter am Schalter noch Tickets von Air Berlin und/oder Niki verkaufen. 268 Personen haben teilgenommen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Eine deutliche Mehrheit von 57,1% hat den Verkauf von Tickets sowohl von Air Berlin wie auch von der Tochter Niki komplett gestoppt. 22,4% buchen nur noch Niki, aber zwecks Absicherung ausschliesslich als Teil eines Pauschalarrangement. Keinerlei Einschränkungen bei Air-Berlin- und Niki-Flugtickets machen lediglich 15,4% der Teilnehmer und schenken den beiden Airlines nach wie vor ihr Vertrauen.

Wöhrl darf nun doch an erste Sondierungsgespräche 

Derweil wird das Pokern um Air Berlin immer hektischer (siehe Meldung von gestern). Die neuste Entwicklung: Der Airline-Investor wird kommende Woche nun doch zu Gesprächen mit dem Gläubigerausschuss über die Zukunft von Air Berlin eingeladen. Dies kommt einer überraschenden Wende gleich, schliesslich kriegten sich er und Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann in den vergangenen Tagen in die Haare. Im Gegensatz zu Lufthansa oder Easyjet will Wöhrl die Air Berlin offenbar als Ganzes übernehmen.

Topbonus bleibt weiter eingefroren – und es droht auch ihr eine Insolvenz

Frank Kebekus, seines Zeichens Generalbevollmächtigter der Air Berlin, sagte in einem Gespräch mit der «Wirtschaftswoche», dass das Vielfliegerprogramm Topbonus weiter eingefroren bleibe und Bonusmeilen nicht mehr eingelöst werden könnten. Das Unternehmen mit Sitz in London gehört bekanntlich zu 70% Etihad Airways. «Auch dort hat der Gesellschafter die Finanzierung beendet und es zeichnet sich eine Insolvenz ab», prognostiziert Kebekus.

Selbst kurzfristige Buchungen brechen ein

In den ganzen Wirren erstaunt es nicht, dass selbst die kurzfristigen Buchungen bei Air Berlin um sechs bis sieben Prozent eingebrochen seien, wie Kebekus gegenüber der «Wirtschaftswoche» weiter ausführt. Für Flüge, die erst in einigen Monaten stattfinden, seien die Kunden noch zurückhaltender. Denn: Die EUR 150 Mio., die Air Berlin von der deutschen Bundesregierung als Übergangskredit erhielt, dürfte wohl kaum länger als bis Ende Oktober für den Flugbetrieb reichen. Air Berlin könnte schon bald gezwungen sein, Strecken aus finanziellen Gründen zu streichen. Einige Flüge in die USA wurden gestern bereits vorübergehend suspendiert. Ein weitaus schlimmeres Szenario wäre, wenn sogar Teile der Flotte stillgelegt werden müssten. (ES)