Lorenzo Stoll, seines Zeichens Direktor der Swiss für die Westschweiz, plauderte im Interview mit «CNN Money Switzerland» aus dem Nähkästchen. Unter anderem kam das Thema Niedriglohn der Cabin Crew aufs Tapet, und da meinte der Top-Manager etwas gar nonchalant: «Lassen Sie uns nicht vergessen, dass unsere Anforderungen für die persönliche Qualifikation der Flugbegleiter nicht super, super hoch sind.» Dementsprechend sei auch ein niedriger Lohn okay. Die Flugbegleiter erhalten bei der Swiss ein Einstiegssalär um die CHF 4000, inklusive aller Spesen und Zulagen. Zudem kommen sie erst ab sechs Jahren im Unternehmen in den Genuss eines 13. Monatslohnes.
«Das wirkt wie ein Schlag ins Gesicht»
«Sie brauchen nicht viel Ausbildung, wir trainieren sie im Job und bringen sie zu Arbeitstempo», sagte Stoll weiter – wobei suggeriert wird, dass die Mitarbeiter zuvor lahm gearbeitet haben. Zwar wurde das Gespräch bereits im Juli ausgestrahlt, doch machen die Aussagen Stolls erst jetzt in der Deutschschweiz richtig die Runde – und führen unter den Flugbegleitern zu Empörung. «Für uns ist das eine grosse Beleidigung und wirkt wie ein Schlag ins Gesicht», sagt Denny Manimanakis, Präsident der Gewerkschaft des Swiss-Kabinenpersonals, zu «20min», welche das Thema nun aufgegriffen hat. Tatsächlich würden die Flugbegleiter oft von Managern der Airline belächelt und nicht ernst genommen. Laut Manimanakis sprechen viele Swiss-Manager gegenüber den Cabin Crews von «Huschelis».
Nun rudert Stoll zurück. Über die Medienstelle liess er «20min» ausrichten, er bedaure sehr, dass er mit seiner Formulierung offenbar die Gefühle seiner Mitarbeitenden sowie anderer Personen des Berufstands verletzt habe. «Dies war nicht meine Absicht.» Stoll schätze die Arbeit und den Einsatz der Flugbegleiter sehr, so die Medienstelle weiter.
Stoll hatte laut der Swiss-Medienstelle in dem Interview darauf hinweisen wollen, dass es naheliegend sei, dass das Gehaltsniveau von Flugbegleitern unter demjenigen von Berufen mit deutlich längeren Ausbildungswegen liegt. Manimanakis weist dies hingegen entschieden zurück: Die meisten Flugbegleiter hätten einen Lehrabschluss, eine Matura oder gar einen Studienabschluss. (ES)
