Trotz horrender Verluste: Alitalia soll italienisch bleiben

Die neue Populisten-Regierung will nichts wissen von einer ausländischen Übernahme der Airline.
Italien Fahne
ZVG/màd

Die neue Populisten-Regierung in Italien hat sich offenbar auf die Fahnen geschrieben, dass der «nationale Stolz» Alitalia auch zukünftig italienisch bleiben soll. Denn der Verkehrsminister der Cinque Stelle, Danilo Tonielli, hat überraschend erklärt, dass 51% der Airline in italienischen Händen bleiben soll – für die restlichen 49% sollen internationale Partner gesucht werden. Dies berichtet die «NZZ».

Ungemach von allen Seiten – Tonielli kümmert’s nicht
Dass dies weder mit den europäischen, noch mit den italienischen Regeln vereinbar ist, scheint den Politiker nicht zu kümmern – Hauptsache es wird dem Patriotismus gefrönt und Alitalia bleibt italienisch. Genauso hatte bereits Silvio Berlusconi 2008 argumentiert und eine Übernahme durch Air France verhindert – mit katastrophalen Folgen, wie man mittlerweile weiss. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob die bisherigen Rettungshilfen des italienischen Staates überhaupt rechtens sind: Die EU-Kommission prüft, ob der Staats-Kredit gegen die europäische Regeln für Staatsbeihilfen verstossen hat. Dies vor allem in Bezug auf die Maximal-Laufzeit und die Höhe der Summe. Adria Airways, die British-Airways-Mutter IAG sowie Ryanair haben in drei separaten Eingaben an die Europäische Kommission Beschwerde eingereicht. Die Argumentation: Unter anderem sei die EU-Regel missachtet worden, wonach solche Hilfen nur einmal alle zehn Jahre gewährt werden dürfen. Es handle sich somit um illegale staatliche Unterstützung.

Alitalia verliert eine Million Euro – pro Tag
Der italienische Staat hatte den Kredit im Januar 2018 als Rettungsbeihilfe bei der EU angemeldet und bisher mehr als EUR 900 Mio. in die marode Fluggesellschaft gepumpt. Die EUR 600 Mio. des ersten Staatskredites müssten eigentlich bis zum 15. Dezember, die EUR 300 Mio. des zweiten, bis zum 31. Dezember zurückbezahlt werden. Die Airline verliert pro Tag rund EUR 1 Mio. Ob unter diesen Vorzeichen private Investoren gefunden werden, welche 49% von Alitalia – somit nach wie vor mehrheitlich in staatlicher Hand – übernehmen würden, darf infrage gestellt werden. (ES)