Verspätungen im Sommer 2019: Flughafen Zürich verfehlt den Zielwert

Auch die Zahl der annullierten Flüge lag im Juli und August höher als letztes Jahr.
Flughafen Zürich Busdach

Der Sommer 2018 ging gesamteuropäisch als Chaos-Sommer in die Geschichte ein; unzählige Flugausfälle und Verspätungen machten Passagieren und Reiseagenten gleichermassen das Leben schwer. Und dieses Jahr? In Deutschland heisst es, die sommerliche Hauptferienzeit habe eine spürbare Verbesserung der Pünktlichkeit und auch deutlich weniger annullierte Flüge gebracht. In der Schweiz zeigt sich hingegen ein anderes Bild: «Am Flughafen Zürich sind wir bestrebt, dass 80% der in Zürich abfliegenden Maschinen pünktlich, das heisst mit einer Verzögerung von unter 15 Minuten, abfliegen. Diesen Zielwert haben wir diesen Sommer nicht erreicht», räumt Philipp Bircher, Senior Mediensprecher Corporate Communication, Flughafen Zürich gegenüber TRAVEL INSIDE ein.

Die hohen Passagierzahlen während der Sommermonate waren aufs Neue eine Herausforderung für die Flughafenpartnerfirmen. «Trotz des hohen Aufkommens konnten die Prozesse in den Terminals reibungslos, ohne grössere Zwischenfälle und übermässig lange Wartezeiten für die Passagiere abgewickelt werden», hält Bircher aber fest.

Zahl der annullierten Flüge «unmerklich» höher als vergangenes Jahr

Aber: Auch die Zahl der am Flughafen Zürich in den Monaten Juli und August annullierten Flüge lag noch höher als im Vorjahr. «Nur unmerklich höher», wie der Flughafen zwar betont. Primärer Treiber dafür sei, dass im europäischen Luftraum nach wie vor Engpässe bestünden, hauptsächlich ausgelöst durch Personalmangel bei den europäischen Flugsicherungen.

Diese Situation führte wie bereits letztes Jahr zu vielen «ATC»-Delays. «Die Restriktionen im übergeordneten Luftraum bewirkten, dass am Morgen oft bereits die erste Welle verspätet rausging und sich die Verspätungen bis am Abend nicht mehr aufholen liessen bzw. sich kumuliert haben», so Bircher. Hinzu kamen in Zürich immer auch wieder schwierige Wetterbedingungen, wie z.B. Gewitter direkt über dem Flughafen oder starke Winde.

Betriebsreglementsänderungen wurden bei BAZL beantragt

Da stellt sich die Frage, wie der Flughafen Zürich diese Situation künftig in den Griff kriegen will. «Die Prozesse am Boden optimieren wir laufend», führt Bircher aus. «Hier haben wir die hohen Passagieraufkommen eigentlich gut im Griff, sei es bei Check-in, Sicherheits- oder Passkontrolle. Für die Beseitigung von Problemen in der Luft gibt es jeweils lange Verfahren. Da können Verbesserungen nicht von heute auf morgen umgesetzt werden.»

Zu den umzusetzenden Massnahmen gehöre unter anderem Prozessoptimierungen bei Langstreckenstarts am Abend, oder auch Optimierungen beim Umsteigeverkehr. Für die Optimierung in der Luft habe der Flughafen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) verschiedene Betriebsreglementsänderungen beantragt, die künftig Entspannung bringen sollen, wie die Entflechtung der sich kreuzenden An- und Abflugrouten im Ostkonzept, oder das neue Bisenkonzept mit Starts auf Piste 16 geradeaus sowie die Auffächerung der Starts ab Piste 28.

Situation wird noch Jahre andauern

Aus übergeordneter Sicht sei es wichtig, dass die europäischen Flugsicherungen genug Personal hätten, um den stetig wachsenden Verkehr speditiv abwickeln zu können. «Für uns als Flughafen ist zudem zentral, dass wir gute Rahmenbedingungen haben (und sich die bestehenden nicht verschlechtern)», hält Bircher fest.

Bereits beantragte, aber noch hängige Massnahmen, die grössere Wirkung erzielen würden, seien eingeleitet (BR 2014, BR 2017). «Die Verfahren laufen aber alle noch, sodass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis sie umgesetzt werden können.» Heisst: Auch im nächsten Sommer ist am Flughafen Zürich mit Verspätungen zu rechnen.

(Elisha Schuetz)