Wie stabil ist die Schweizer Germania?

Die deutsche Muttergesellschaft prüft Optionen zur Finanzierung des Liquiditätsbedarfs.

Die deutsche Muttergesellschaft der Schweizer Germania Flug AG hat offenbar akute Liquiditätsengpässe. Dies hat die Germania Fluggesellschaft mbH aus aktuellem Anlass gestern Dienstagabend kommuniziert. Die europäische Luftfahrtbranche habe sich in der jüngsten Zeit stark verändert, insbesondere das Jahr 2018 sei bekanntermassen mit grossen Herausforderungen verbunden gewesen. Die gesamte Branche befinde sich in einer Umbruchphase, von der auch Germania betroffen sei, teilt das Unternehmen mit Sitz in Berlin mit.

Keine Einschränkungen beim derzeitigen Flugbetrieb

«Insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an unserer Flotte waren für unser Unternehmen grosse Belastungen.» Germania prüfe aktuell mehrere Optionen einer Finanzierung, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. Es gehe dabei um die zentrale Frage, wie das Unternehmen als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin schlagkräftig bleiben könne in einem Marktumfeld, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt sei. Ob ein Verkauf der ganzen Germania-Gruppe in Teilen oder gar als Ganzes in Betracht gezogen wird, ist dabei offen. Aber: «Beim Flugbetrieb gibt es keine Einschränkungen, alle Germania-Flüge finden planmässig statt», wie in einer Medienmitteilung ausdrücklich betont wird.

Auswirkungen auf die Schweizer Germania Flug AG ungewiss

An der Schweizer Germania Flug AG, die unter Schweizer AOC operiert und zu 60% mit Schweizer Kapital bestückt ist, hat die deutsche Germania als Minderheitsaktionärin eine 40%-Beteiligung. Wie geht es nun weiter mit dem Schweizer Ferienflieger? Weder der Verwaltungsrat Urs A. Pelizzoni noch CEO Tobias Somandin waren für TRAVEL INSIDE kurzfristig für eine Stellungnahme erreichbar.

Die Germania Flug AG mit Sitz in Glattbrugg wurde im August 2014 gegründet und bedient seit ihrem Erstflug im März 2015 ausgewählte Feriendestinationen sowie ethnische Ziele in der Balkanregion im Vollcharter. Per Mai 2019 kündigte die Airline an, ihre Schweizer Flotte auf fünf Flugzeuge aufzustocken –  dem Vernehmen nach wolle sie sich bei der Germania-Tochter Bulgarian Eagle bedienen, wie dies bereits beim vierten Flieger der Fall war. Hierbei handelt es sich um einen A319.

Die deutsche Germania

Germania ist eine unabhängige deutsche Fluggesellschaft mit über 30 Jahren Unternehmensgeschichte. Auf der Kurz- und Mittelstrecke fliegt die Airline jährlich mehr als vier Millionen Passagiere. Von 18 Abflughäfen in Europa bietet Germania Verbindungen zu mehr als 60 Zielen innerhalb des Kontinents, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Im Geschäftsmodell vereint Germania die Bereiche Linien-, Charter- und Werksverkehr. Zusammen mit der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle betreibt Germania derzeit eine Flotte von 37 Flugzeugen.

Viele, insbesondere auch die zahlreichen kleineren und oft auf touristische Ziele ausgelegte Airlines sind derzeit einem harten Wind ausgesetzt. Zahlreiche Pleiten haben die Branche und die Öffentlichkeit in letzter Zeit aufgeschreckt. (AH/ES)