Wegen der Energiekrise und der steigenden Nachfrage schnellen zurzeit die Preise für Flugtickets in die Höhe. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird in nicht mehr allzu ferner Zukunft die Flugticketpreise verändern. Doch wie sehr werden die Preise überhaupt ansteigen, wenn synthetische Treibstoffe und Wasserstoff anstatt Kerosin verwendet wird?
Die Antwort dürfte beruhigen, denn wie die «SonntagsZeitung» aus einer Studie des Wirtschaftsberatungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PWC) zitiert, werden sich nachhaltige Kraftstoffe nur mässig auf die Flugpreise auswirken. 2035 würde der Preis für einen Flug von Frankfurt nach Singapur in der Economy-Klasse nur um 10 bis 17 US-Dollar steigen, ausserhalb der Economy-Klasse um 36 bis 63 Dollar. Ein Flug von Zürich nach New York würde nur 36 Franken mehr kosten.
«Der Anstieg der von nachhaltigen Treibstoffen verursachten Kosten bleibt für die Fluggesellschaften und ihre Kunden aufgrund der erwarteten Erhöhungen des CO₂-Preises auf fossiles Kerosin und der sinkenden Kosten für nachhaltige Treibstoffe überschaubar», schreiben die Studienautoren. Sie sind damit deutlich optimistischer als der International Council on Clean Transportation: Die Nichtregierungsorganisation rechnet mit einem Anstieg der Ticketpreise um 20 bis 30%.
Verdoppelung der weltweiten Flugzeugflotte bis 2041
Eine Tonne Kerosin erzeugt 3,16 Tonnen CO₂. PWC geht gemäss der «SonntagsZeitung» davon aus, dass der Preis für fossiles Kerosin insbesondere wegen höherer CO₂-Abgaben stetig steigen wird, von USD 970 pro Tonne im Jahr 2025 auf USD 1400 im Jahr 2050. Allerdings müssen bis dahin genügend Mengen grünen Treibstoffs produziert werden, um die Produktionskosten zu senken. Derzeit sind die Kosten trotz der CO₂-Abgaben immer noch zwei- bis viermal höher als die von herkömmlichem Kerosin.
Die Branche kommt nicht darum herum, ihre CO₂-Bilanz drastisch zu senken, da sie stark wachsen wird. Die Gesamtzahl der weltweit eingesetzten Linienflugzeuge lag kurz vor der Pandemie bei 25’900. Laut einer Prognose des Flugzeugherstellers Boeing von Mitte Juli wird diese Zahl bis 2041 auf 47’081 hochschnellen.
Es geht also darum, den Anteil an nachhaltigen Flugkraftstoffen in den Tanks schnell zu erhöhen. Davon ist die Flugbranche weit entfernt. Im weltweiten Durchschnitt machen sie derzeit nur 1% aus.
Im Juni forderte der Dachverband der Fluggesellschaften Iata die Regierungen auf, die Produktion grüner Treibstoffe zu subventionieren, um bis 2030 rund 30 Milliarden Liter verfügbar zu machen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es erst 125 Millionen Liter.
In den USA hat die Biden-Regierung die «Sustainable Aviation Fuel Grand Challenge» gestartet. Ihr Ziel ist, bis 2030 ein jährliches Volumen von 11 Milliarden Litern nachhaltiger Flugtreibstoffe zu erreichen und bis 2050 das Zehnfache davon. Auch Europa will mit seinem Programm «Refuel EU» das Tempo beschleunigen und rechnet mit einem Anteil synthetischer Treibstoffe von 2% im Jahr 2025, von 5% 2030 und von 20% 2035.
Die Internationale Energieagentur ist mit ihrem «Net Zero Plan» ehrgeiziger und strebt einen Anteil von 15% 2030 und von 32% 2035 an. Je nach Zielerreichung würde laut PWC der maximale Kostenanstieg bei synthetischem Treibstoff 2040 mit 9% pro Tonne oder im besten Fall bereits 2038 mit 16% pro Tonne erreicht.
Swiss setzt auf «Green»
Die Swiss hat letzte Woche einen neuen «Green»-Tarif eingeführt, mit dem die Passagiere den CO₂-Ausstoss vollständig kompensieren können. Dies geschieht zu vier Fünfteln mit Investitionen in Klimaschutzprojekte, zu einem Fünftel mit nachhaltigem Treibstoff. Seit einem Jahr importiert die Swiss synthetischen Treibstoff und führt immer mehr Flüge aus der Schweiz mit einer Mischung aus Kerosin und grünem Brennstoff durch. (TI)