TRAVEL INSIDE auf Testreise mit Bentour in der Türkei

Für die Türkei hat Deutschland eine Reisewarnung herausgegeben, der Verkauf in der Schweiz ist verunsichert. Ein Bericht von einem viertägigen Besuch in Antalya, Side und Belek.
Strand in Antalya. ©TI/MZ

Der Türkei-Veranstalter Bentour lud aufgrund der allgemeinen Verunsicherung 20 Agenten aus Deutschland und der Schweiz zu einer viertägigen Inforeise in die Türkei ein – die erste seit der Corona-Krise. Ziel war es, sich selber ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Den Agenten präsentierte sich ein Land, das alles unternimmt, damit sich die Touristen im Hotel, am Strand und in den Restaurants sicher und wohl fühlen.

«Es ist nicht fair», sagt Songül Göktas-Rosati, Geschäftsführerin von Bentour Reisen, über die Reisewarnung der Deutschen Behörden. Aufgrund welcher Kriterien diese Warnung entstanden sei, ist für die Managerin nur schwer verständlich. Im Gegenteil, es macht Göktas-Rosati sehr traurig (siehe Interview: Türkei-Testreise: «Auch der Gast muss sich verantwortungsvoll verhalten» und auch «Es ist uns eine Herzensangelegenheit»).


Formularaufwand hält sich in Grenzen

Natürlich kann nicht verleugnet werden, dass sich das Reisen in Zeiten von Corona etwas anders gestaltet als «normal». Ob die Formulare immer sinnvoll sind oder nicht, muss an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Wer einreisen möchte, hat sich dem Formularaufwand zu stellen. Insbesondere beim Check-In am Flughafen und bei der Ankunft in den Hotels.

Das Kleingedruckte auf den zu unterzeichnenden Papieren sagt vor allem aus, dass sich der Leistungsträger vorbehält, bei Anzeichen für eine Krankheit Massnahmen ergreifen zu dürfen. So sind es in etwa auch immer wieder die gleichen Fragen, die es zu beantworten gilt: Hatte der Gast in den letzten 14 Tagen Kontakt mit einer Person, die an COVID-19 erkrankt ist? In welchen Ländern hielt man sich während der letzten zwei Wochen auf? Und wie sieht der gegenwärtige Gesundheitszustand aus. Für eine zögernde Antwort sorgte nur eine Frage: «Ob man sich in den letzten Tagen mit Personen aufgehalten habe, die COVID-19 hatten». Zur Auswahl standen die Antworten «Ja», «Nein» oder «Ich weiss nicht». Letztere Antwort gilt ehrlicherweise wohl für die meisten, ansonsten das Virus kaum unser aller Problem wäre.

Körpertemperatur nicht über 37.8° C

Es herrscht konsequente Maskenpflicht an den Flughäfen der Türkei. Dasselbe gilt für die öffentlichen Verkehrsmittel und belebte Orte wie Einkaufszentren und Märkte. Sowohl am Flughafen von Izmir als auch von Antalya wird die Körpertemperatur der Passagiere und des Personals gemessen. Bei Ankunft wie bei Abflug. Die Wärmebildkameras sind darauf programmiert, Körpertemperaturen über 37.8° Celsius zu erkennen. Zeigt das Thermometer tatsächlich eine höhere Temperatur, schafft der Corona-Schnelltest schon am Flughafen Klarheit. Gemäss Bestimmung des türkischen Ministeriums für Gesundheit wandern Patienten bei einem positiven Corona-Test direkt in einen der vorgesehenen Spitäler.

Schutzmaske im Transferbus

Es ist nicht schwer, die Regeln korrekt einzuhalten. Tafeln in allen Farben und Formen sind allgegenwärtig und lassen einen Corona nicht vergessen. Händewaschen, drei Schritte Abstand halten und in den Ellbogen niessen. Alle paar Meter werden die Schutzmassnahmen in Erinnerung gerufen. Boden-Markierungen sind genauso zahlreich vorhanden. Und auch Desinfektionsmittel braucht niemand zu suchen. An jeder Ecke steht ein Automat parat. Der Bustransfer zum Hotel gilt ebenfalls als öffentliches Verkehrsmittel, weshalb auch hier Maskenpflicht gilt. Im Hotel ist es dem Gast freigestellt, ob er eine Maske tragen möchte. Das Personal hält sich ausnahmslos daran. Wichtig bleibt auch im Hotel, dass die Abstände eingehalten werden – vom Gast und vom Personal.

Thermomessgeräte und Desinfektionsmittel

Fast jedes Hotel und jedes Restaurant ist beim Eingang mit einem Thermomessgerät ausgestattet. Teilweise sind es Kameras, die man kaum noch wahrnimmt. Teilweise sind es Messgeräte, die von Hand an die Stirn des Gastes gehalten werden. Und auch hier sind die Spender für Desinfektionsmittel überall zu finden. Flaschen mit Dispenser, die von eigener Hand gedrückt werden müssen, sind kaum wo auszumachen. Bei den meisten Behältern sind Bewegungssensoren angebracht, die dafür sorgen, dass man die Hände ohne eine Berührung desinfizieren kann. Auch Modelle mit Fusspedal sind allgegenwärtig und sinnvoll.

Nicht selten befinden sich im Eingangsbereich eines Gebäudes zudem Plastik-Teppiche am Boden. Die Idee des Teppichs ist, die Schuhsohle zu reinigen.

Desinfizierte Gepäckstücke und durchlüftete Zimmer

Bei Ankunft werden die Gepäckstücke mit einem Desinfektionsgerät komplett gereinigt. Mit Latex-Handschuhen wird dem Gast der Koffer ins Zimmer gestellt. Eine «Corona-Pause» von mindestens zwölf Stunden wird den Hotelzimmern gewährt. Erst danach ist das Zimmer wieder bezugsbereit. Diese Regelung gilt für die zertifizierten Hotels. Einige Hotels haben diese Pause auf 24 Stunden erhöht, der Sicherheit zuliebe.

Maximum zwei Personen im Lift und überall Mindestabstände

Die grossen Hotels verfügen oft über mehrere Stockwerke. Wer den Lift benutzen will, muss sich auch hier an strikte Anweisungen halten. Je nach Liftgrösse sind in der Kabine nicht mehr als zwei Personen erlaubt. Mit einer Markierung auf dem Boden wird der Gast darauf hingewiesen, wo er stehen soll. Weil der Mindestabstand von drei Schritten strikt eingehalten werden muss, sind die Markierungen überall am Boden zu sehen.

Keine Selbstbedienung am Buffet

Dass das Buffet trotz Corona-Zeiten möglich ist, beweisen die zahlreichen Restaurants der Hotel Resorts. Liebevoll werden die Speisen hinter Glasscheiben präsentiert. Selbstbedienung ist tabu. Mit Schutzmaske und Latex-Handschuhen schöpft das Personal die gewünschte Menge in einen frischen Teller. Ein willkommener Nebeneffekt davon ist, dass dem Thema Food Waste automatisch Rechnung getragen wird. Es ist schlichtweg nicht mehr möglich, den eigenen Teller masslos zu überfüllen.

In Plastik Abgepackte Badetücher

Ein hochgelobter USP der türkischen Mittelmeerküste sind die weitläufigen Strände. Hier fühlt sich das Leben schon fast ganz normal an. Problemlos können die Abstände von einem Liegestuhl zum anderen eingehalten werden. Etwas ungewohnt mutet an, dass alle Badetücher einzeln in Plastik abgepackt werden.

Zertifikat für Hotels

Die Hotels in der Türkei halten sich an zusätzliche Schutzmassnahmen, die dem Gast vielleicht nicht auf den ersten Blick auffallen. Das türkische Ministerium für Tourismus und Kultur hat für Hotels ein Zertifizierungsprogramm lanciert. Jeder Gastgeber kann sich hierfür bewerben und zertifizieren lassen. Für den Erwerb des Zertifikats müssen über 30 Massnahmen eingehalten werden.  Sie betreffen hauptsächlich den Strandbereich, die Gastronomie und die Zimmerreinigung. Die Prüfung erfolgt durch die Behörden.

FAZIT:

Nach der viertägigen Reise sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Inforeise einig. Bedenken sind fehl am Platz, denn die Türkei nimmt das Thema rund um Covid-19 sehr ernst. Die Schutzmassnahmen sind allgegenwärtig und werden von der Bevölkerung vorbildlich umgesetzt. «An der türkischen Mittelmeerküste fühlt man sich gut aufgehoben und sicher», so der Tenor der Reisegruppe. Weil viele der Hotelanlagen sehr geräumig und die Strände weitläufig sind, können die vorgegebenen Abstände am Strand, bei den Pool-Anlagen und in den Restaurants problemlos eingehalten werden. «Wir können die Türkei mit gutem Gewissen weiterempfehlen!», lautet das Fazit der Gruppe.

(Monika Zeller, Antalya)