Durchblick im Tourismus-Label-Wirrwarr   

Das neue Tourismus Labelguide von Fair unterwegs, Ecotrans, Respect NFI und Tourism Watch zeigt, welche Labels wirklich grün sind.
©Fairunterwegs

Immer mehr Reisende legen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Ferien und suchen gezielt nach umwelt- und sozialverträglichen Reisemöglichkeiten. Doch allein im Tourismus gibt es mittlerweile über 200 Nachhaltigkeitszertifikate.

Wie soll man da den Überblick behalten? Mit dem neuen Tourismus Labelguide von Fair unterwegs, Ecotrans, Respect NFI und Tourism Watch.  

Gütesiegel für Umweltfreundlichkeit oder Nachhaltigkeit im Tourismus werden meist von unabhängigen Organisationen vergeben. Sie zeichnen verschiedene Bereiche des Tourismus wie Unterkünfte, Transport, Touren und Aktivitäten aus. Doch so vielfältig die Zertifizierungsbereiche sind, so unterschiedlich sind auch die Kriterien. 

«Für Reisende ist es nicht leicht, hier den Überblick zu behalten», sagt Cornelia Kühhas, Tourismusexpertin bei Respect NFI. Eigentlich wären Labels eine gute Orientierungshilfe für Nachhaltigkeitsinteressierte, wenn es nur nicht so viele gäbe.   

Nach langer und intensiver Arbeit wird Reisenden und Organisationen mit dem Tourismus Labelguide eine Anlaufstelle angeboten, um sich über die verschiedenen Nachhaltigkeitslabels und -zertifizierungen zu informieren. Neben einer benutzerfreundlichen Oberfläche, die die Suche nach Labels und Zertifizierungen ermöglicht, finden Besucherinnen und Besucher umfangreiche Informationen zu den Kriterien und Anforderungen von über 60 Labels sowie zu deren Gültigkeit und Anerkennung in verschiedenen Regionen der Welt.    

Die Bewertung der Labels erfolgte nach klaren Kriterien, wie Herbert Hamele, Präsident von Ecotrans e.V., erläutert: «Die empfohlenen Zertifikate erfüllen wichtige Ansprüche, die über die mittlerweile üblichen Energie- und Wassersparmassnahmen und Abfallreduzierung hinausgehen: Sie fordern neben Beiträgen zum Umwelt- und Naturschutz auch soziale Massnahmen bezüglich Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter*innen und Unterstützung der regionalen Wirtschaft zum Nutzen der Bevölkerung.»

«Ausserdem prüfen sie die Einhaltung der Kriterien in allen zertifizierten Betrieben. Viele ihrer Standards sind mittlerweile vom ‘Globalen Rat für Nachhaltigen Tourismus‘- GSTC anerkannt», so Hamele.

Ausgewählten Zertifikate helfen auch dabei, seriöse nachhaltige Angebote auf Buchungsplattformen und bei Reiseveranstaltern zu finden. Viele Online-Plattformen bieten ihren Kund*innen die Möglichkeit, sich nachhaltige Hotels und Ausflugsangebote anzeigen zu lassen. Doch hier gilt es, genau hinzuschauen, wie Antje Monshausen, Leiterin des Referats Wirtschaft & Nachhaltigkeit und Leiterin der Arbeitsstelle TourismWatch bei Brot für die Welt betont.

«Das meiste, was im Nachhaltigkeitsfilter erscheint, ist weder unabhängig geprüft noch deckt es alle Dimensionen der Nachhaltigkeit – also sowohl ökologische als auch soziale und ökonomische Aspekte – ab. Dadurch entsteht massives Greenwashing.» Viele Reiseveranstalter arbeiten aber bereits mit unabhängigen Zertifikaten. Die Expertin rät: «Fragen Sie beim Veranstalter nach! Ein Unternehmen, dem Nachhaltigkeit wichtig ist, freut sich über Ihr Interesse und erklärt Ihnen gerne, wie es seine Partnerunternehmen auswählt.» (TI)