Traveltech Start-up Rex kann trotz Corona wachsen

Die Gründer und Macher der Vertriebsplattform für themenspezifische Reisen glauben nach wie vor an den Tourismus und sind für die Zukunft gerüstet.
V.l.: Phil Merbecks, Severin Reichenbach und Fabian Studach.

Rex – setzt sich aus Reisen und Experten zusammen – ist eine im August 2019 gegründete Online-Plattform, die Experten, welche themenspezifische Gruppenreisen anbieten, mit Reisenden zusammenbringt. Hinter dem Start-up stehen Severin Reichenbach, Phil Merbecks und Fabian Studach, die zuvor zusammen bei einer M&A-Beratungsfirma Unternehmen bei Verkäufen und Übernahmen beraten haben, auch im touristischen Segment. «Statt nur zu beraten wollten wir selbst wieder unternehmerisch tätig werden», erklärt Severin Reichenbach im Gespräch mit TI. Robin Ochsner als Programmierer und CTO vervollständigt das Gründer-, Investoren- und Managementteam von Rex.

Aber was bietet Rex eigentlich an? «In erster Linie sind wir eine Vertriebsplattform für bestehende themenspezifische Gruppenreisen, die von Reisebüros oder Experten selbst produziert wurden und einen digitalen Vertriebskanal wünschen. Das ist unser Retail-Modul, unsere Hauptfokus», führt  Reichenbach aus. Dieses Modell funktioniert rein erfolgsabhängig, die Preishoheit und Abwicklung liegt beim Veranstalter.

Das Modul «Reiseveranstalter Light» eignet sich für Anbieter/Experten von Gruppenreisen, welche nicht über die vom Pauschalreisegesetz vorgeschriebenen Versicherungen wie etwa Kundengeldabsicherung verfügen. Bei diesem Modell tritt Rex offiziell als Veranstalter auf und übernimmt die Rechnungsstellung und die Bezahlung der Leistungsträger. De facto wird aber fast alles vom Anbieter abgewickelt.

Für Experten, die gar nichts oder nur partiell mit der Reiseorganisation zu tun haben möchten, gibt es die Module «Reiseveranstalter Total und Medium», bei denen Rex als klassischer Reiseveranstalter in Erscheinung tritt. «Meist werden wir hier von einem Experten kontaktiert, der gerne Reisen anbieten möchte, aber kein touristisches Knowhow hat», so Reichenbach. Obwohl es nicht der Fokus von Rex ist, hat man auch schon einige geschlossene Gruppen, die regelmässig anklopfen. Das Start-up ist nämlich auch Reisepartner des Departements Architektur der ETH Zürich sowie der Fachhochschule ZHAW.

Bei allen Modulen sind verschiedene on- und offline Marketing-Aktivitäten inkludiert. «Letztlich ist unsere Daseinsberechtigung darin begründet, dass wir unseren Partnern Buchungen bringen, die sonst nicht eingegangen wären. Wir sind in erster Linie Technologieplattform, aber eben auch Marketingorganisation», so Reichenbach. Rex kann dafür auf eine grosse Datenbank zurückgreifen, die in Partnerschaft mit Interessengruppen, Universitäten, Museen und anderen Institutionen erarbeitet wurde.

@REX

 

Derzeit findet man rund 40 Experten und 54 Reisen auf www.rex.tours, aufgeteilt in die Bereiche Kunst & Kultur, Abenteuer & Natur, Körper & Geist sowie Architektur & Städtebau. «Auch unsere Angebote sind von Covid-19 betroffen und mussten grösstenteils ins 2021 verschoben werden, aber wir verzeichnen eine grosse Zunahme an Angeboten auf der Plattform», führt Reichenbach aus. Nach der Aufschaltung der Plattform im Oktober 2019 sei man sehr gut gestartet und im März dem Businessplan deutlich vorausgewesen. Seither sei die Nachfrage der Endkunden aber wie überall gering. «Wir erhalten aber viele Anfragen von Einzelanbietern, aber auch von Reisebüros mit Veranstaltertätigkeit. Es wurde einigen bewusst, dass sie sich rechtlich auf dünnem Eis bewegen oder dass ihre Vertriebskanäle digitalisiert werden müssen. Wenn es wieder los geht sind wir also bestens aufgestellt.»

Dass es sich bei Rex um ein touristisches Start-up handelt, kommt wohl nicht von ungefähr. Severin Reichenbach ist angestellt bei der Alion Holding AG, das Family Office der Reichenbachs, zu der die Surprise Kultour AG (klassische Gruppenreisen, oft mit christlichem Bezug), die Carreisen-Thurgau GmbH (Auftragsfahrten) sowie das Architekturbüro Studio Jakob GmbH (Immobilienprojekte) gehören. Vor einigen Jahren hat die Familie den erfolgreichen Kreuzfahrtspezialisten Cruisetour AG an TUI Suisse verkauft. Dort wo Rex für die Kunden Veranstalteraufgaben übernimmt oder gar ganze Reisen zusammenstellt, kann das Start-up-Unternehmen auf die Unterstützung und das Know-how von Surprise Kultour zurückgreifen.

(Urs Hirt)