TUI braucht nochmals Geld vom Staat

Deutschland steckt eine weitere Milliarde Euro in den Reisekonzern und könnte eine 9-Prozent-Beteiligung erhalten.

Europas grösster Reisekonzern verbrennt weiterhin viel Geld. Deutschlands staatliche Wirtschaftshilfebank KfW muss TUI weitere EUR 1,05 Mia. gewähren, zusätzlich zum bisherigen Staatshilfekredit von EUR 1,8 Mia. vom April. Dieser hat offenbar nur gerade für ein gutes Vierteljahr gereicht – trotz der Ankündigung eines massiven Stellenabbaus von 8000 Jobs. Der Reiseveranstalter hat in Deutschland den Status eines systemrelevanten Unternehmens.

Der neue Hilfskredit steht noch unter dem Vorbehalt, dass die TUI eine Wandelanleihe in Höhe von EUR 150 Mio. an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) begibt. Damit könnte der Staat eine Beteiligung an TUI von bis zu 9% erreichen. Ausserdem müssen bisherige Gläubiger einer im Oktober 2021 fälligen Anleihe auf eine Begrenzung der Verschuldung der TUI verzichten. Beide Bedingungen sowie weitere formelle Voraussetzungen müssen bis zum 30. September 2020 erfüllt sein.

Das Stabilisierungspaket über 1,2 Milliarden Euro stärke die Position des Konzerns, indem es ausreichend Liquidität in einem volatilen Marktumfeld zur Verfügung stell, teilt TUI in Deutschland mit. Damit würden sowohl die touristische Saisonalität im Winter 2020/21 sowie weitere längerfristige Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen durch Covid-19 abgedeckt. Einschliesslich der Mittel aus dem zusätzlichen Stabilisierungspaket verfüge die TUI AG damit über Barmittel und Kreditfazilitäten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro verfügen.

«Das zusätzliche Stabilisierungspaket erlaubt uns, den Fokus auf das operative Geschäft zu legen und gleichzeitig die Neuausrichtung des Konzerns voranzutreiben», sagt TUIs Vorstandsvorsitzender Fritz Joussen. Gemeint ist wohl die Transformation der TUI  zu einem digitalen Plattformunternehmen. Dieser Wandel werde jetzt deutlich beschleunigt, so Joussen.

«Unser integriertes Geschäftsmodell ist intakt. Der Sommerurlaub findet in allen Märkten wieder statt. Wir haben rechtzeitig massive Kostensenkungen eingeleitet und diese schnell und konsequent umgesetzt. Niemand weiss allerdings momentan, wann es einen Impfstoff oder Medikamente geben wird und welche Auswirkungen die Pandemie in den nächsten Monaten in einzelnen Märkten hat. Deshalb ist es richtig und wichtig, gemeinsam mit der Bundesregierung weitere Vorsorge zu treffen», begründet Joussen die neuerliche Staatshilfe.

Wie der erste KfW-Kredit über stockt auch der zweite KfW-Kredit die bestehende Banken-Kreditlinie («Revolving Credit Facility», RCF) auf. Die notwendigen Änderungen sind bereits mit dem Bankenkonsortium der RCF nahezu umgesetzt. (TI)