Der von der Migros-Führung Anfang Februar angekündigte Verkauf der eigenen Reisetochter Hotelplan Group war logischerweise auch an der GV des SRV auf Madeira allgegenwärtig diskutiert.
An der GV öffentlich gelobt wurde dabei das Verhalten des Managements in dieser schwierigen Situation. Denn bei den rund 2500 Angestellten der Hotelplan Group macht sich zunehmend eine Verunsicherung zur Zukunft der diversen Unternehmen breit. Die Ankündigung und die lange Dauer der Verkaufsverhandlungen dürften allerdings auch auf die Umsätze einen Einfluss haben.
Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes, erklärte kürzlich, dass die Migros beim Verkauf der Tochtergesellschaften noch mitten im Prozess der Verhandlungen stehe. Die Verhandlungen zum Hotelplan-Verkauf seien noch nicht abgeschlossen, jedoch wolle die Migros noch vor Weihnachten die neue Eigentümerschaft von Hotelplan kommunizieren.
Nun soll gemäss einer Spekulation des Chefredakteurs der deutschen Fachmediums «FVW» im Verkaufsprozess der 89-jährigen Migros-Tochter Hotelplan Group der Showdown offenbar kurz bevorstehen. Es seien lediglich noch zwei Interessenten im Evaluierungsverfahren übrig: Dertour und ein nicht näher genannter Finanzinvestor.
Migros-Boss Mario Irminger hatte immer bekräftigt, bis zum Jahresende die Schweizer Traditionsmarke Hotelplan, möglichst im Gesamten mit all ihren Töchtern, und ohne Job Abbau verkaufen zu wollen. Immer wieder kamen Spekulationen auf, ob dieser Wunsch überhaupt realisierbar sei. Zuletzt etwa, als das Ferienhausportal Hometogo ankündigte, sich explizit Hotelplans lukrative Tochter Interhome als Teil des Kuchens unter den Nagel reissen zu wollen.
Laut der «FVW» sollen nun Dertour und Hometogo gemeinsame Sache machen und zusammen als Konsortium auf das gesamte Hotelplan Group-Paket bieten. Dies hätte für die Migros den Vorteil, dass man das Gesicht wahren und seine Tochter tatsächlich als komplette Einheit veräussern könnte, auch wenn dann wohl später die sehr rentable Ferienhausmarke Interhome mutmasslich trotzdem an Hometogo weiterverkauft würde.
Dertour würde ein gewaltiger Monopolist
Die deutsche Dertour Group würde mit diesem Coup zum Giganten in der Schweiz mutieren, geschäftet doch seit 9 Jahren mit Kuoni bereits die zweite grosse Schweizer Ferienmarke unter dem Dach des Kölner Konzerns.
Nicht nur die grossen Badeferienbrands, sondern auch etliche Spezialisten-Marken würden mit dieser Fusion eine Monopolstellung im Schweizer Markt erlangen, welche die Wettbewerbskommissionen WEKO wohl zumindest auf den Plan rufen würde, um sich das genau anzuschauen.
Die Synergien, die Einkauf, Produktion und Vertrieb durch diese Fusionierung von beiden Unternehmen gemeinsam genutzt und optimiert werden könnten, würden im Gegenzug aber wohl oder übel auch einen erheblichen Stellenabbau zur Folge haben.
Dazu kommt die Tatsache, dass Hotelplan und Kuoni seit Jahrzehnten Konkurrenten am Schweizer Markt sind – das Rivalitätsgen ist also in der DNA beider Unternehmenstrukturen tief verankert – diese nun plötzlich einfach so miteinander kompatibel zu machen, dürfte zumindest eine grosse Herausforderung werden, an welcher ähnliche Fusionierungen in der Vergangenheit schon gescheitert sind.
Als Einzelhandelsgiganten sind Rewe (Dertour) und Migros (Hotelplan) Konkurrenten. Rewe steht in der Schweiz laut Branchenkennern Coop näher als der Migros – man bedenke die Konstellation mit ITS-Coop-Travel, welche als Gemeinschaftsveranstalter seit 18 Jahren im Direktvertrieb am Schweizer Markt agiert. Es ist also noch alles andere als sicher, ob Rewe tatsächlich bei Hotelplan den Zuschlag bekommen wird.
US-Investor Certares aus dem Rennen?
Der Amerikanische Finanzinvestor Certares, dem im Laufe des Verkausfprozesses auch Chancen eingeräumt wurden, soll gemäss der «FVW»-Spekulation aus dem Rennen zu sein. Certares war seinerzeit schon bei der Übernahme der FTI Group im Gespräch und hatte sich zurückgezogen.
Die «FVW» will weiter wissen, dass laut Spekulationen der verbliebene Interessent aus dem Finanzsektor wohl ein Family Office aus der Schweiz sei. Sollte sich dies bewahrheiten, würde es nicht zuletzt auch Migros-Chef Irminger insofern in die Karten spielen, dass dieser damit eine weit sozialverträglichere Schweizer Lösung präsentieren könnte.
Die Lösung mit einem Finanzinvestor würde aber wohl bedeuten, dass das Unternehmen weniger emotional als viel mehr Renditeobjekt gehandelt und damit in erster Linie auf Gewinnoptimierung fokussiert würde. Was dann in der Folge durchaus bedeuten könnte, dass später einzelne, unrentablere Unternehmssparten, dann doch wieder separat abgestossen werden könnten. (TI)