… und es tut sich doch etwas auf See

Abgesehen vom kompletten Lockdown der Hochsee-Kreuzfahrt und dem wiederholten Aufschieben des Neustarts gibt es relevante News zu den geplanten Neubauten.
Lockdown hin oder her: Silversea kann den neuen Galapagos-Liner Silver Origin übernehmen. © Silversea

2020 sollte ein weiteres Rekordjahr in Sachen Schiffsneubauten werden: Rund 25 neue Cruiseliner unterschiedlicher Grösse und Ausrichtung sollten nämlich in diesem Jahr in Dienst gestellt werden. Noch wie geplant konnte Ende Januar Regent Seven Seas Cruises ihren neuen Luxusliner Seven Seas Splendor (750 Pax) von Fincantieri übernehmen, der Öffentlichkeit vorstellen und im Februar in Miami festlich taufen, bevor das Programm eingestellt werden musste.

Ebenfalls noch termingerecht übergeben wurde im Januar von Fincantieri die Scarlet Lady (2800 Pax), das erste Schiff für die neue Reederei Virgin Voyages von Richard Branson. Es folgten gar erste Preview-Fahrten in England, während die Lancierung in New York und Miami Corona-bedingt abgesagt werden musste. Nun soll der Liner im Oktober seinen Dienst aufnehmen. Ähnliches gilt für die Celebrity Apex, die erste Schwester der Celebrity Edge (2900 Pax), die in St. Nazaire erbaut wurde. Celebrity übernahm das Schiff in einer virtuellen Zeremonie ohne Brimborium, die geplanten Previews im März mussten dann aber storniert werden und die geplante Europa Saison fiel nun vorerst ins Wasser.

Kürzlich meldete nun auch Silversea trotz Lockdown eine annähernd termingerechte Übernahme: Die Silver Origin (100 Pax) ist eine luxuriöse, speziell für die Galapagos entwickelte Einheit und wurde Anfang Juni von der holländischen De Hoop-Werft an die Reederei ausgeliefert – die Silver Origin soll ihren regulären Dienst im Archipel so rasch wie möglich aufnehmen. Andere in der ersten Jahreshälfte geplante Inbetriebnahmen verzögern sich jedoch: Wegen der Corona-Krise mussten Bauwerften wie Fincantieri (I), Meyer (D und FIN), die Chantiers Naval in St. Nazaire (F) und andere ihre Arbeiten vorübergehend einstellen oder massiv zurückfahren.

Zu folgenden geplanten Neubauten gibt es vorläufig weiterführende Informationen

(alle ohne Gewähr): Die Mardi Gras (5200 Pax / Meyer-Werft Turku), der erste LNG-Megaliner für Carnival, wird voraussichtlich erst Ende Oktober ausgeliefert und soll danach ab Port Canaveral zum Einsatz kommen. Die Iona, ein typengleiches Schiff für P&O Cruises, liegt derzeit in Rotterdam für letzte Ausrüstungsarbeiten – eine Ablieferungsdatum steht noch nicht fest. Auch die Auslieferung der Spirit of Adventure (1000 Pax / Meyer D), die zweite Einheit der Saga-Klasse für die englische Saga, verzögert sich bis in den Herbst hinein.

Silversea hat die geplante Jungfernfahrt der Silver Moon (596 Pax / Fincantieri), der ersten Schwester der Silver Muse, im August abgesagt – man hofft, diese im Oktober nachholen zu können. Die Crystal Endeavour (200 Pax / MV Werften), das mit Spannung erwartete erste Expeditionsschiff der Luxus-Reederei Crystal, wird erst Anfang 2021 seinen Dienst aufnehmen. Das gilt auch für die Evrima (298 Pax / Barreras P), die erste Luxus-Megayacht der neuen Reederei Ritz-Carlton Yacht Collection, die statt in diesem Jahr erst im April 2021 in See stechen soll. Schliesslich hat der neue Grosssegler Sea Spirit (139 Pax) der deutschen Sea Cloud Cruises die im Sommer geplante Jungfernfahrt abgesagt und will statt in der Karibik im nächsten Winter in den Kanaren kreuzen.

Gespannt ist man nun, wann weitere, noch für dieses Jahr terminierte Neubauten an die Reedereien übergehen und zum Einsatz kommen: So stehen für Ponant die neue Le Bellot und Le Jacques Cartier in der Pipeline, für Princess Cruises die neue Enchanted Princess, für MSC die neue Virtuosa, für Costa die neue Firenze, für Royal Caribbean die neue Odyssey of the Seas oder ein spektakulärer Gigaliner für die asiatische Dream Cruises. Im Expeditions-Segment gilt dies (nebst Ponant) für die National Geographic Endurance (Lindblad), die Ocean Victory (Victory), die Coral Geographer (Coral), die Ultramarine (Quark) oder die World Voyager (Nicko).

Noch eine andere aktuelle Meldung, die derzeit in einschlägigen Portalen kursiert, ist von Interesse:

  • Die Flying Clipper, der von Star Clippers bei der kroatischen Brodosplit-Werft in Auftrag gegebene grösste Cruise-Segler der Welt, (300 Pax), wird eigentlich schon seit ein, zwei Jahren erwartet. Rechtliche Streitigkeiten zwischen der Werft und der Reederei haben die Auslieferung des fertig erstellten Neubaus bisher verzögert. Nun soll der stolze Grosssegler unter neuem Namen von der englischen Tradewind Voyages vermarktet werden – pikanterweise ein erst kürzliche gegründetes Unternehmen, hinter dem massgeblich die Muttergesellschaft der Brodosplit-Werft stehen soll. Wetten, dass dies noch nicht das letzte Kapitel dieser endlosen Geschichte ist?

(Beat Eichenberger)