Verändert der Klimawandel das Reiseverhalten?

Rekordhohe Temperaturen in Südeuropa und überdurchschnittliche Wärme führen zu saisonalen Nachfrageverschiebungen und verlangen nach Anpassungen bei den Angeboten.
Wird es uns im Süden zu heiss? ©Oleksandr Pridvalny

Das Wetter ist einer der wichtigsten Faktoren in der Tourismusindustrie. Auf der Suche nach Sonne und Wärme reisen Tourist*innen während der Sommermonate seit Jahrzehnten nach Südeuropa.

Wärme verschiebt sich nach Norden

Der Sommer 2022, und auch bereits frühere Sommer (2003, 2018) zeigen aber, dass sich die begehrte Sonne und Wärme wegen des Klimawandels immer weiter nach Norden verschiebt, während die Hitze in den klassischen, südeuropäischen Tourismusregionen bisweilen schon unerträglich wird. Die Hitzewelle im Süden sorgte, gemäss Carlos Cendra, Sales & Marketing Director des Travel Intelligence-Unternehmen Mabrian, für ein markantes Nachlassen der Kundenzufriedenheit.

Die Gästezufriedenheit nimmt mit der Hitze markant ab. ©Mabrian

 

Zudem haben sich die Ferienhungrigen Mittel- und Nordeuropäer wegen der Pandemie zwangsläuft daran gewöhnt, den Sommer in heimischen Gefilden zu verbringen.

Umweltbewusstsein führt zum Ausweichen

Der klassische Massentourismus, wie er seit den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts praktiziert wurde, generiert seine Erträge in wenigen Hochsaisonwochen.

Was nun, wenn die Reisenden während dieser Wochen ausbleiben, weil sie auf weniger heisse Monate in der Vor- und Nachsaison ausweichen, oder gar nicht nach Südeuropa sondern eher im auch warmen Mittel- und Nordeuropa bleiben. Die Kalkulation für die gesamte Wertschöpfungskette, vom Hotel über die lokalen Transportdienstleister und Fluggesellschaften bis hin zu Reiseveranstalter und Reisebüros, würde nicht mehr aufgehen.

Zu diesem Thema meint Alex Barros, Chief Marketing and Innovation Officer des Revenue Management Systems für Hotels Beonprice: «Aus der Perspektive des Ertragsmanagements für Hoteliers ist dies eine potenziell enorme Veränderung, da die Preisgestaltung für Freizeitreisen seit dem Beginn des Massentourismus in den 1960er Jahren immer durch denselben Ansatz für die Sommer-Hauptsaison bestimmt wurde.

Es muss noch weiter erforscht werden, wie sich die Temperaturen auf die Verbrauchernachfrage auswirken. Welches ist die ideale Temperatur für maximale Preise? Wird sie von vorübergehenden Temperaturschwankungen beeinflusst oder nur von langfristigen Durchschnittswerten? All dies wird sich natürlich auch auf die Art und Weise auswirken, wie Hoteliers den Bau und die Eröffnung neuer Häuser angehen, und zwar nicht nur in Bezug auf den Standort, sondern auch auf die temperaturgeregelten Gebäude und Gemeinschaftsbereiche.»

Kühle Innen- und Aussenräume werden wichtiger ©Peter Burdon
Angebote neu ausrichten

Hotels und Resorts in heissen Destinationen werden ihre Angebote überdenken müssen. Spas und Wellness-Bereiche werden wohl eher zu Oasen der Abkühlung, mit weniger Saunen und mehr Eisbädern.

Golfplätze können nicht beschattet werden. Entsprechend verschieben sich die Abspielzeiten in die frühen Morgen- und sogar in die späten Abendstunden, was wiederum bedeutet, dass die Nachfrage mit technologischen Hilfsmitteln gesteuert werden muss.

Technologisch muss die Suche aufgrund von aktuellen Durchschnittstemperaturen und nach kühlen Aufenthaltszonen, sowohl im Innen- als auch im Aussenbereich, als Filtermöglichkeit in die Buchungstools aufgenommen werden.

Viele Ziele in Südeuropa werden von ihren starren Saisonzeiten Juni bis September abkommen müssen und die Saisons auf April bis Oktober oder sogar länger ausrichten. (BRA)

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