VUSA-Zimmermann: «Biden wird Jobs in der Tourismusbranche fördern»

Heinz Zimmermann, Chairman des VUSA Committee Schweiz, über die Zukunft des US-Tourismus nach dem Präsidentenwechsel.
Heinz Zimmermann

Im Januar 2021 zieht der Demokrat Joe Biden als 46. Präsident ins Weisse Haus ein. Was bedeutet das für den US-Tourismus und die Schweizer Reisebranche?

TRAVEL INSIDE hat Heinz Zimmermann, Chairman des VUSA Committee in der Schweiz, gefragt.


Heinz Zimmermann, der Demokrat Joe Biden ist nächster US-Präsident. Ist das gut für den US-Tourismus?

Joe Biden hat seine politische Karriere in der Gewerkschaft gestartet und sein Bestreben wird generell und speziell nach dieser Covid-19-Pandemie sein, möglichst viele neue Jobs zu schaffen. Gerade in Anbetracht dessen wird es für ihn eine Chance sein, Jobs in der Tourismusbranche zu fördern und sich damit zu profilieren. Viele haben durch die Corona Situation im touristischen Sektor die Stelle verloren. Aus diesem Aspekt sicherlich positiv für die Tourismusindustrie.

Und für die Schweizer Reisebranche?

Auf die Schweiz heruntergebrochen sehen wir dies etwas differenzierter, da die Schweiz auf sehr viel Unterstützung auch unter der Trump Administration zählen konnte, bedingt durch den sehr direkten und guten Draht des VUSA Komitees zur Amerikanischen Botschaft in Bern. Der aktuelle Ambassador Edward McMullen hat die Wichtigkeit der Tourismusindustrie immer sehr hoch gewertet und uns – zusammen mit seinem Team – hervorragend unterstützt. Das Bewusstsein, dass die Schweiz ein kleines aber sehr reisefreudiges Land mit hoher Affinität und grosser Beliebtheit für Reisen in die USA ist, wurde auch estimiert und in die USA weiterrapportiert. Von daher ändert sich vermutlich nicht viel für den hiesigen Markt.

Wird es unter Biden mehr Geld für die Vermarktung der USA im Ausland geben, also auch für das VUSA Committee in der Schweiz?

Wir glauben kaum an eine grosse Änderung, welche auf den Präsidentenwechsel zurückzuführen wäre. Die Strukturen sind gegeben, Brand USA ist die weltweite Vermarktungsorganisation für die USA, welche ja grösstenteils aus ESTA-Gebühren finanziert wird. Diesbezüglich glauben wir kaum an eine Änderung, ESTA-Gebühren wird es auch weiterhin geben und Brand USA wird auch weiterhin die Vermarktungsorganisation bleiben. Dies hat sich ja in allen Märkten gut eingespielt. Auch die Zusammenarbeit mit den VUSA Komitees. Einzig, da es 2020 kaum oder nur marginalen internationalen Tourismus für die USA gab, waren die ESTA-Einnahmen ebenfalls sehr gering, was das Budget von Brand USA deutlich schmälern wird. Ob die Biden Administration eine zusätzliche Finanzspritze für den Relaunch der internationalen Tourismusindustrie gutheissen wird, können wir zum heutigen Zeitpunkt nicht beurteilen, auch wenn dies sicherlich nötig wäre.

Wird die Biden Administration die Einreise für Touristen in die USA tendenziell vereinfachen und attraktiver machen?

Kurzfristig wird sich nicht viel verändern. Einzig die Mentalität wird etwas differenzierter sein und wir gehen davon aus, dass sich die USA etwas mehr öffnet und weniger restriktiv gegenüber Einwanderern oder Reisenden egal welcher Herkunftsländer sein wird. Generell sehen wir aber keine Vereinfachung oder Attraktivitätssteigerung für Einreisen. Mittelfristig könnten ich mir vorstellen, dass der Gesundheitsaspekt zukünftig noch höher gewichtet wird, was das Prozedere auch nicht vereinfacht.

Werden während der Biden-Präsidentschaft wieder mehr Schweizer in die USA reisen als unter Donald Trump?

Hier kann ich eine klare Antwort geben. Es gibt die mentale Ebene und die pragmatische Ebene, welche weit auseinanderklaffen. Werner Wiedmer hat seit 20 Jahren Statistiken geführt, welche die Amtsperioden von Präsidenten, mit politischen Events (9/11 etc.) sowie die Entwicklung des Dollarkurses beinhaltet. Beim «Obama Hype» war der Wechselkurs unvorteilhaft für den Schweizer und dementsprechend stagnierte das Reisevolumen von Schweizer Reisenden in die USA, dies trotz Hype! Unter Präsident Trump wurde sehr viel moniert und negative Kommentare überhäuften sich. Faktum war aber, dass die Zahlen für USA-Reisende bedingt durch den vorteilhaften Dollarkurs wieder zunahmen. Nur wenige haben auf Grund des Präsidenten effektiv auf USA-Reisen verzichtet. Das eigene Portemonnaie wird höher gewichtet als die Präsidentenwahl.

Wann werden Schweizer überhaupt wieder als Touristen in die USA reisen können?

Dies war grosses Thema anlässlich der letzten VUSA Committee Board Sitzung. Fazit war, dass wir davon ausgehen, dass sich die Situation auf eher tiefem Level in der 2. Jahreshälfte 2021 langsam erholt. Aber wir gehen davon aus, dass wir im besten Falle 50% der Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren generieren können und selbstverständlich abhängig davon, wie sich die Pandemie entwickelt. Wir hoffen alle, dass sich 2022 eine gewisse Erholung anzeigt und die Reisefreudigkeit wieder zurückkehrt und ein Nachholbedarf besteht. Wir werden zusammen mit meinen Kollegen und Kolleginnen im Komitee und unseren Partnern alles tun, um Reisen in die USA wieder nachhaltig zu fördern. Die USA hat soviel zu bieten.

Und was plant VUSA Committee in der Schweiz für 2021?

Wir haben entschieden, dass wir – Stand heute – abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Noch im November werden wir eine Analyse und Bedürfnisabklärung mit unseren Partnern in der Schweiz und in Deutschland machen. Wir sind im Komitee einstimmig der Meinung, dass es für konventionelle Massnahmen wie Roadshow oder Seminar der falsche Zeitpunkt wäre und sind daran, auch neue Massnahmen auszuarbeiten und eine neue Timeline zu präsentieren. Das Seminar im Januar wird auf jeden Fall nicht stattfinden. Wir sind uns alle einig, nach Corona wird vieles anders sein als vor Corona. Wir werden über Details zu einem späteren Zeitpunkt informieren.

(Interview: Christian Maurer)