Wachstumsbremse trotz Rekordzahlen

Spezielle wirtschaftliche Begleitfaktoren zwingen Lufthansa laut CEO Carsten Spohr zu kontroversen Massnahmen wie Flugplanreduktionen.
Carsten Spohr. © Lufthansa

In einem Interview mit der «Süddeutschen» berichtet Lufthansa CEO Carsten Spohr von seinen Sorgen, die ihn zuweilen trotz hervorragender Buchungs- und Auslastungszahlen zur Anwendung teils «unpopulärer» Massnahmen zwingen.

Man werde den Flugplan für 2024 moderat anpassen und das ursprünglich geplante Wachstum leicht reduzieren müssen, sagt der Lufthansa-Boss. Die Gründe für diese prognostizierte Wachstumsbremse für 2024 seien in Faktoren wie Personalmangel, Lieferverzögerungen bei Herstellern von Flugzeugen, Triebwerken, Sitzen und Ersatzteilen sowie ungeplante Triebwerksüberholungen zu suchen.

Allein rund drei Milliarden Euro gebe LH derzeit für neue Flugzeuge aus, sagte Spohr der Süddeutschen. Es seien 200 Maschinen bereits in Bestellung und zusätzlich verhandle man derzeit einen Auftrag für 80 Kurzstreckenflugzeuge. Doch es werde wohl noch Jahre dauern, bis die Lieferketten wieder wie vor der Pandemie funktionieren würden.

Die im Raum stehende Besteuerung von Kerosin für Inlandsflüge hält Spohr für keine gute Idee, da erst 2020 die Luftverkehrsabgabe drastisch erhöht worden sei und zudem ab 2025 die Luftsicherheitsgebühren wohl um über die Hälfte angehoben werden müsse, dazu kämen in Zukunft noch «gravierende Belastungen» wegen der EU-Klimaschutzpolitik, da brauche es nicht auch noch eine zusätzliche innerdeutsche Besteuerung.

Sowohl Bundeskanzler Scholz als auch Wirtschaftsminister Habeck und Verkehrsminister Wissing hätten bei der nationalen Luftverkehrskonferenz bestätigt, dass die Verlagerung von Verkehr auf Drehkreuze im Ausland für Deutschland schlecht sei, so CEO Spohr, weil dadurch die Verbindungen in Deutschland darunter leiden würden. Dadurch könnten auch Arbeitsplätze in unserem nördlichen Nachbarland in Gefahr geraten. Spohr spricht sogar von einer «Überdrehung der Kostenschraube» seitens Berlin und Brüssel im Interview. (TI)