Warum gibt es kaum E-Mietwagen?

Mietwagen-Anbieter Sunny Cars zeigt auf, weshalb die Autovermieter noch immer auf Benzin- und Diesel-Fahrzeuge setzen.
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Viele Ferienziele investieren in Nachhaltigkeit und in umweltfreundliche Ferienerlebnisse. Jedoch in Sachen Mobilität scheint dies nicht zu greifen, denn nur selten stehen Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge als Mietwagen zur Wahl. Ladeinfrastruktur, Umschlagzeiten und Platzbedarf erschweren die Umstellung der Flotten.

Kaum umweltfreundliche Fahrzeuge im Mietwagenmarkt

Weltweit steigt jedes Jahr der Anteil der Hybrid- und Elektroautos an den Neuzulassungen der Fahrzeuge. Entsprechend wächst die Auswahl an verfügbaren Modellen. Auch staatliche Anreize unterstützen Autofahrer*innen beim Umdenken. Die E-Wachstumskurve bei Firmen- und Privatwagen zeigt steil nach oben. Dennoch finden sich am Mietwagenmarkt kaum entsprechende Fahrzeuge.

Kai Sannwald, Geschäftsführer Sunny Cars ©Sunny Cars

«Seit mehr als fünf Jahren beschäftigen wir uns bei Sunny Cars mit dem Thema Miet-E-Autos. Die nüchterne Erkenntnis daraus: Für die Probleme rund um eine Flottenumstellung gibt es seither nicht ansatzweise eine Lösung. Auch die Nachfrage der Reisenden geht gegen null.» So bringt es Kai Sannwald, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter von Sunny Cars, auf den Punkt.

Ungewisse Ladeinfrastruktur

Viele Reisende schrecken gerade im Ausland vor dem Laden zurück. Auf unbekannten Routen vertrauen die Fahrerinnen und Fahrer nicht auf die kürzere Reichweite bei Strombetrieb. Die Sorge keine Ladestation zu finden, dominiert. Die Kenntnisse über die Reisedestination reichen oft nicht bis hin zu Stromsäulen. Ein grosser Gegensatz zum heimischen Fahren, wo Fans von E-Autos ihre definierten Ladeplätze kennen. Das führt zu einer sehr geringen Nachfrage auf Seiten der Mietwagen-Kundinnen und -kunden.

Höherer Zeitbedarf

Ungelöst ist das Thema Rückgabe. Galt bisher meist die ‘Voll-Voll-Regel’, d.h. das Fahrzeug wird mit vollem Tank entgegen genommen und auch wieder mit vollem Tank zurückgegeben. Bei einem E-Fahrzeug reicht ein kurzer Stopp auf dem Weg zum Flughafen aber nicht aus, da das Laden deutlich länger als das Tanken dauert. Davor schrecken Reisende noch zurück.

Auch der Vermieter hat Nachteile. Um den Service zu erhöhen, wären an der Rücknahmestation Ladesäulen notwendig. Dies erhöht jedoch die Umschlagzeit enorm. Bei einer grösseren Station kommt es zu einem Mieterwechsel von mehreren hundert Fahrzeugen pro Tag. Das stundenlange Aufladen eines E-Fahrzeugs verzögert die erneute Auslieferung und verursacht einen um einiges höheren Platzbedarf.

Der Vermieter ist aber in den meisten Fällen Mieter der Liegenschaft, z.B. an einem Flughafen. Wer kommt für den höheren Stromverbrauch auf? Wie ist die der grössere Platzbedarf finanzierbar?

«Diese Probleme bei der Ausgangslage kennen wir bereits seit vielen Jahren. Mittlerweile kommt es zu so viel Bewegung in Sachen E-Autos. In Bezug auf E-Mietwagen herrscht aber kompletter Stillstand» erklärt Kai Sannwald. «Ein Fall des Henne-Ei-Problems aus Nachfrage und Angebot. Die EU strebt an, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen auf den Markt kommen. Ich fürchte, dass wir mittelfristig in der Mietwagenbranche nicht von Dieseln und Benzinern Abschied nehmen. Doch die Umstellung der Flotten wird und muss auch kommen. Daher brauchen wir jetzt eine Initialzündung.» (TI)