Wie grün kann das Fliegen werden?

Forschung vs Politik: Ab 2025 sollen sukzessive nachhaltige Flugtreibstoffe beigemischt werden – die Meinungen über den Effekt sind kontrovers.
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‘Der Weg zu sauberen Flugreisen – Können wir bald mit reinem Gewissen fliegen?’ Die «Zürichsee Zeitung» greift ein interessantes Thema auf und zitiert kontroverse Ansichten dazu.

Neues Gesetz zur ‘Treibstoff-Vergrünung’ bei Verdreifachung des Flugaufkommens

Ab 2025 greift ein neues Gesetz, welches sowohl die EU wie auch die Schweiz erlassen haben, welches besagt, dass vorerst zwei Prozent der Flugkraftstoffe aus nicht fossilen Quellen stammen müssen. Die Beimischungsmenge dieses nachhaltigen Kerosins soll bis zum Jahr 2050 verpflichtend auf 70% steigen.

Zusätzlich soll  CO₂ aus der Luft eingefangen und im Untergrund gelagert werden – dies und weitere Massnahmen sollen bis 2050 die Fliegerei kumuliert klimaneutral machen. Nicht nur die Schweiz, sondern auch die internationale Luftfahrtindustrie verfolgen diese Klimastrategie – ein sehr ambitioniertes Ziel. Besonders vor dem Kontext, dass sich bis 2050 der globale Flugverkehr gegenüber heute laut Studien verdreifachen soll.

Das Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) sieht dies als durchaus realistisches Ziel und kommentiert: «Im Vordergrund steht die Pflicht zur Beimischung von klimafreundlichen Treibstoffen, ergänzt durch Massnahmen wie effizientere Flugzeuge».

Stefan Gössling, Professor für Tourismus an der Linné-Universität in Schweden, sieht es laut der Zürichsee Zeitung aber eher als einen «Mythos, zu glauben, dass wir das Emissionsproblem im Flugverkehr mit Technologie lösen werden.»

Auch versierte Forschungsinstitute kommen zum Schluss, dass klimafreundliche Treibstoffe und klimaeffizientere Flugzeuge allein das Problem nicht lösen werden, sondern sind sich einig, dass der Weg zur Klimaneutralität letzten Endes nur durch schlicht und ergreifend «weniger Fliegen» erreicht werden könne.

Die Forscher bezweifeln nämlich stark, dass  SAF (Sustainable Aviation Fuel) in ausreichender Menge bereit- oder hergestellt werden könne, um diese Ziele zu erreichen. Und sie verweisen in ihren Studien auch auf die Nutzung anderer klimaschädlicher Ressourcen, um den grünen Treibstoff überhaupt produzieren zu können.

Der Bund akzeptiert diese Argumente allerdings nicht, denn diese würden laut dem BAZL nicht auf sachlichen Untersuchungen basieren – und so ist man in Bern davon überzeugt, die richtige Strategie gewählt zu haben.

Abschliessend bleibt anzumerken, dass wir spätestens im Jahr 2050 wissen werden, wer denn nun recht behalten wird – Forschung oder Politik. (TI)