Winterreise über die grüne Insel

Auf der irischen Insel locken auch in der kalten Jahreszeit an jeder zweiten Ecke Sehenswürdigkeiten. TRAVEL INSIDE hat auf einer Reise auf den Spuren der Nationalheiligen ein paar Insider-Tipps gesammelt.
Newcastle Promenade © Tony Pleavin /Tourism Northern Ireland

Das Städtchen Kildare im gleichnamigen County rund eine Autostunde westlich von Dublin versprüht ländlichen Charme. Zweistöckige Häuser mit kleinen Geschäften säumen die Hauptstrassen. Im Zentrum steht eine kleine Kirche auf dem Hauptplatz, dem Market Square, die als Zentrum für das Kulturerbe, als Heritage Centre genutzt wird.

Mittelalterliches und Musik 

Nur einen Steinwurf entfernt ist die grösste Sehenswürdigkeit der Stadt, die St. Brigid’s Cathedral zu finden. Sie steht an der Stelle, an der die heilige Brigid im 5. Jahrhundert ein Kloster gegründet hatte und ist mit ihren wuchtigen Mauern und dem Rundturm im Friedhof daneben eine echte Postkartenidylle. Prachtvolle Glasmalereien auf drei grossen Fenstern erzählen aus ihrem Leben sowie denen von St. Patrick und St. Columban, den beiden anderen Nationalheiligen der irischen Insel.

St. Brigids Cathedral ©zvg

 

Im Heritage Centre schildert eine 3D-Präsentation das Leben Brigids, wie es ausgesehen haben könnte. So viel Kultur macht hungrig. Zum Glück befinden sich gleich zwei gute Restaurants am Market Square: der Gastropub Hartes of Kildare sowie das grosse Restaurant Silken Thomas auf der gegenüberliegenden Seite der Strassenkreuzung.

Unweit der Stadt liegt die St. Brigid-Quelle, an der Gläubige am 1. Februar, dem St. Brigid’s-Tag, die Schutzpatronin des Dichtens, Lernens und Heilens feiern. Eindrücklicher sind jedoch die Konzerte, die zu Ehren der Heiligen um dieses Datum stattfinden.

Im Moat Theatre von Naas traten am 31. Januar unter dem Motto «Nothing compares» herausragende Künstlerinnen wie Imelda May und Maria Doyle Kennedy auf. Am Tag darauf gab’s das «The Bigid’s Day Gathering» auf der Pferderennbahn The Curragh, ein Gratiskonzert mit Sharron Shannon, Lyra und anderen. Der 1. Febraur ist in Irland seit 2023 ein nationaler Feiertag.

Rassepferde und Schneeglöcklein

Geologisch ist die Region um Kildare von kalksteinreichen Böden geprägt, die für die Zucht von Pferden besonders geeignet sind. Auf 250 einheimische Personen kommt hier denn auch eine Pferdezucht. Kein eigentlicher Insider-Tipp, aber unbedingt sehenswert ist das irische Nationalgestüt, the Irish National Stud, in der Nähe der St. Brigids-Quelle.

Das einzige öffentlich zugängliche Gestüt Irlands ist die Geburtsstätte von jährlich bis zu 300 Fohlen. Die reinrassigen Pferde werden manchmal schon vor der Geburt für je eine Viertel Million Euro verkauft und von ihren Besitzern zu den besten Renn- und Dressurpferden der Welt ausgebildet. Einige dieser Stars kommen nach der Pensionierung hierher zurück und können als «living legends» auf den Weiden des Gestüts bewundert werden.

Auch Gärten und Bäume gedeihen auf dem hiesigen Boden besonders gut. Ausserhalb von Athy laden z.B. die Burtown House and Gardens zum individuellen Entdecken oder einem geführten Rundgang ein.

Leslie Fennell führt mit ihrem Sohn James einen Grossbetrieb von vier Hektaren mit Blumen, Gemüsegärten, einem Skulpturen-Park und prächtigen Bäumen, unter denen schon Ende Januar ein Teppich von Schneeglöcklein blüht. Das Burton House, eine Quäkervilla aus dem 18. Jahrhundert, ist nicht mehr zugänglich, dafür gibt’s in den ehmaligen Stallungen liebevoll eingerichtete Studios zu mieten. Ein Restaurant und Hofladen vervollständigen das Angebot.

Meeresbrise und Massenphänomen

Die Spuren von St. Patrick, des bekanntesten Nationalheiligen führen nach Nordirland. Seit dem Friedensabkommen von 1998 gibt es keine sichtbare Grenze zwischen Irland und Nordirland mehr. Auf der Autobahn weist nur ein Verkehrsschild auf die Staatsgrenze hin: «Speed limits miles per hour» heisst es in Richtung Norden auf einer Tafel. Richtung Süden steht «Speed limits kilometers per hour».

Auf schmalen Landstrassen über viele Hügel geht es dann der Küste entlang nach Newcastle im County Down. Das Städtchen am Fusse der Mourne-Berge ist ein Seebad wie aus dem Bilderbuch und Heimat des laut Golf Digest besten Golfplatzes der Welt: der Royal County Down Golfclub.

Das Fünfsternehaus Slieve Donard gehört dazu. Es geht aber auch einfacher: Das Hotel Avoca liegt direkt an der breiten Strandpromenade, bietet eine sehr gemütliche Atmosphäre und bei Flut dringt das Meeresrauschen sogar durch geschlossene Fenster ins Zimmer.

Eine halbe Autostunde nordöstlich von Newcastle liegt Downpatrick. Hoch über der Stadt thront die Down-Kathedrale, neben der das Gemeinschaftsgrab der heiligen Birgid und des heiligen Patrick liegt. Im Saint Patrick Centre unterhalb des Kirchhügels lässt sich das Leben und Wirken des heiligen Patrick in einer eindrücklichen, permanenten Ausstellung nachvollziehen.

Der Historiker Tim Campbell, der die Ausstellung konzipiert und kürzlich erneuert hat, weist darin auch auf die globale Ausstrahlung des Heiligen hin. So zeigen Bilder und Filme, wie Millionen von Menschen von Japan über Indien und Europa bis in die USA und Brasilien den 17. März, den Saint Patrick’s Day, jeweils mit gigantischen Paraden feiern.

Singapur, Dubai, Rom und Paris tauchen dabei ihre Wahrzeichen in grünes Licht, Chicago färbt sogar den Fluss Chicago grün. In Nordirland selber leuchten Gebäude bei jedem grösseren Event grün und in der Hauptstadt Belfast brennen im Dachgeschoss von hohen Bürogebäuden jede Nacht grüne Lampen.

Tourism Ireland nutzt den international bekannten Saint Patrick’s Day in der Schweiz für eine Promotionswoche mit Tanz- und Musikveranstaltungen, die Ireland Week (15.-22. März 2025, https://www.ireland.com/de-ch/features/switzerland/irelandweek, ab 17.2.).

Gabrielle Attinger