Zümpel: «Aktuell ist ein Impfnachweis fast so gut wie der Schweizer Pass»

Dieter Zümpel über das Geschäftsjahr 2021 der DER Touristik Suisse und die Zukunft der Reisebranche.

DER-Touristik-Suisse-Chef Dieter Zümpel kommentiert im Podcast mit der «Handelszeitung» den Status Quo im Bezug auf das anstehende Herbstferiengeschäft und gibt eine Einschätzung, wo man aktuell noch hinreisen kann. Zudem gibt er Einblick auf das Sommergeschäft und den gegenwärtiger Zustand innerhalb der DER Touristik Schweiz. Ausserdem beschäftigt er sich mit der Frage, wie es mit der Reisebranche nach der Pandemie weiter gehen kann.

Wohin in die Herbstferien

Die Situation sieht er grundsätzlich optimistisch – Reisen sei generell möglich und wer gern die Ferien möchte, wird das auch tun können. Dem zugute kommt auch das Vorschreiten der Impfkampagne. Mögliche Ziele im Bereich Fernreisen seien vor allem Dubai mit der anstehenden Expo 2020 und die üblichen Paradies-Destinationen Malediven, Mauritius und Seychellen.

Schwierig sei es, mit Thailand als Ausnahme, aktuell noch in Südostasien und auch die Einreise in die USA gestaltet sich im Moment schwierig. Hier rechnet Zümpel nicht vor Oktober oder sogar November mit der Öffnung der Grenzen für den internationalen Touristenverkehr. Australien und Neuseeland werden wohl auch noch eine Weile länger geschlossen bleiben.

Eine Mögliche weitere Option seien auch Kreuzfahrten. Die Reedereien hätten gute Hygienekonzepte implementiert und wer geimpft ist und im Bezug auf das Fahrtgebiet flexibel, könne auch das Angebot der Schifffahrten nutzen.

Es zeigt sich also wieder: Fahren kann man – wohin würde sich bei den meisten Reisenden jedoch eher kurzfristig entscheiden. Dennoch appelliert Zümpel an seine Kund*innen, sich auch langfristig für eine Reise zu entscheiden – vermutlich nicht ganz uneigennützig. Sein Argument für frühzeitiges Buchen sind vor allem die besseren Preise. Weiterhin empfiehlt er das Buchen bei einem professionellen Reiseberater und über einen Veranstalter, da hier die Betreuung auch im Krisenfall gesichert sei.

Rückblick auf das Sommergeschäft

Im Sommergeschäft erlebte die DER Touristik Schweiz einen Boom für Reisen in die Grenzländer, vor allem im Bereich Selbstfahrer. Allerdings haben auch viele Ferien in der Schweiz stattgefunden. Dieser Trend wird sich aber wohl für die Herbstferien nicht fortführen: «Es geht wieder auf die Flugreise, wenn man Sonne und schönes Wetter erwartet.»

Verkompliziert habe das Reisen im Sommer nicht nur Corona, sondern auch die Waldbrände in Griechenland und der Türkei, sagt Zümpel. Ferienfreudige hatten es im Sommer also nicht einfach.

Die Infektionen der Reiserückkehrern bei der DER Touristik seien sehr gering, zieht er Resümee auf Nachfrage im Bezug auf die steigenden Infektionszahlen. Die DER Touristik habe die Hygienekonzepte der Fluglinien und Hotels im Blick und man prüfe auch die Infektionszahlen der eigenen Reiserückkehrer. Seiner Einschätzung nach sind viele der Neuinfektionen auf die Rückreisende zurück zu führen, die ihre Familien in Südosteuropa besucht hatten.

Wie geht es der DER Touristik Schweiz aktuell

Bei Entstehung der DER Touristik Suisse sei das Unternehmen ein Sanierungsfall gewesen. Zümpel berichtet, man habe die Ärmel hochgekrempelt und das Blatt gedreht und war Anfang 2020 wieder in den schwarzen Zahlen. Covid-19 habe dann die Lage wieder schwieriger gemacht.

Im Jahr 2020 wurden Umsatzeinbussen von 75% verzeichnet, im aktuellen Geschäftsjahr sieht es immerhin ein wenig besser aus. Zümpel rechnet damit, 50% des Umsatzes eines regulären Geschäftsjahres zu erreichen.

Vor Corona habe man rund 1000 Mitarbeitende verzeichnet, aktuell sei man bei zirka 870. Einige der entlassenen Personen seien pensioniert worden, aber leider musste man auch ein paar betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Diesen aktuellen Bestand von 870 Angestellt*innen möchte man auch halten – weitere Entlassungen seien nicht geplant.

Die Zukunft der Reisebranche

Die Touristikbranche habe die Pandemie am härtesten getroffen, so Zümpel. Deshalb sehe er mittelfristig einige Konsolidierung von Unternehmen und Veranstaltern untereinander am Horizont. Er empfindet Konsolidierungen als notwendig, da man Stand heute nicht einschätzen könne, wann es wieder ein Normalgeschäft geben wird.

Den Vertrieb über ein stationäres Reisebüro sieht er nicht als obsolet, denn die Betreuung werde nach wie vor benötigt. Allerdings sieht er eine Zukunft im Vertrieb via Videoberatung.

Das wichtigste für die Branche aktuell ist, Zümpels Ansicht nach, Stabilisation. Einreisebedingungen müssen verlässlich langfristig festgelegt werden. Ausserdem müsse die Impfkampagne in der Schweiz weiter voranschreiten. Wer unbeschwert Reisen will, empfiehlt Zümpel, täte gut daran, sich impfen zu lassen.

(Luisa Schmidt)