Zürcher Flughafen-Präsident erwartet weniger Direktverbindungen

Andreas Schmid erwartet Ende Jahr trotzdem wieder schwarze Zahlen.
Andreas Schmid. ©Flughafen Zürich AG

Der Verwaltungsratspräsident des Flughafens Zürich, Andreas Schmid, ist zuversichtlich: «Wir brauchen mindestens 50 Prozent des Luftverkehrs aus der Zeit vor der Pandemie, um schwarze Zahlen zu schreiben. Nach unseren Prognosen sind wir im Dezember an diesem Punkt», so Schmid in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» am Montag.

Dass der Zürcher Flughafen in der Pandemie vom Drehkreuz zum Stadtflughafen schrumpfen könnte, glaubt er nicht. «Diese Gefahr sehe ich nicht.» Es sei angenehm für den Passagier, über Zürich zu fliegen. «Wir haben ja auch den Auftrag des Bundes, einen Hub zu betreiben und die Schweiz mit möglichst vielen Zielen direkt zu verbinden.»

Möglicherweise werde es aber weniger Direktverbindungen in die ganze Welt geben. «Manche Destinationen wird man weniger oft anfliegen als bisher. Es wird vielleicht nur noch ein Flieger pro Tag abheben, wo früher drei geflogen sind.» Auch auf so genannten Rennstrecken: «London wird in meinen Augen nicht mehr in der gleichen Kadenz angeflogen, zumindest nicht in den nächsten Jahren.»

Dennoch erwartet Schmid Erholung auch beim Business Travel. «Meine persönliche Einschätzung: Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr noch eine grosse Erholung bei den Geschäftsreisen sehen werden. Aber im Jahr 2022 wird es eine starke Aufwärtstendenz geben.»

Die Reisebudgets in den grossen Unternehmen für 2022 würden zusammengestrichen, aber differenziert. «Auch hier gibt es grossen Nachholbedarf für wichtige Gespräche mit Menschen, die man lange nicht gesehen hat», erklärt Schmid, der bei verschiedenen grossen Firmen im Verwaltungsrat sitzt.

Beim Freizeit-Luftverkehr hingegen sieht Schmid eine rasche Erholung. «Wir sind es zum Beispiel nicht gewohnt, mit dem Auto lange Strecken zu fahren. Auch deswegen glaube ich, dass sich der Freizeitflugverkehr in der Schweiz erholen wird, also die Ferienreise, der Verwandtenbesuch. Da werden sich die Bedürfnisse nicht gross verändern. Im Gegenteil: Momentan spüren wir hier sogar Nachholbedarf.» (TI)