Am 15. Dezember 1934 wurde die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege – der heutige Verband Schweizer Wanderwege – gegründet. Es ist zeitgleich die Geburtsstunde der gelben Wegweiser, die bis heute die Schweizer Landschaften zieren. Verantwortlich, dass es überhaupt so weit gekommen ist, war ausgerechnet der Vormarsch des Automobils.
Heutzutage sei das Wandern kaum mehr als Schweizer Kulturgut wegzudenken, erklärt der Verband Schweizer Wanderwege: Geübte Rotsockenwanderer erklimmen auch im Pensionsalter entfernte Gipfel, Eltern gewöhnen ihren Nachwuchs mit Spielen unterwegs an die ersten Wandertouren und junge Erwachsene stellen ausgekundschaftete Landschaftsjuwelen online zur Schau.
Wandern sei eine Lifetime-Sportart und ein Volkssport. Insgesamt wandere rund 58% der Bevölkerung über 15 Jahren regelmässig, so die Schweizer Wanderwege. 2023 hat es das Wandern gar auf die Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz geschafft. Die Basis für diese Erfolgsgeschichte hätten zwei Männer aus dem Mittelland gelegt, so der Verband.
Neue Wege dank dem Automobil
In den 1920er-Jahren begann sich das Automobil in weiten Teilen der Bevölkerung zu verbreiten. Ganz zum Unmut der Menschen, die zu Fuss unterwegs waren und von den Autos immer öfter von der Strasse verdrängt wurden. Dazu gehörte auch der Ostschweizer Sekundarlehrer Johann Jakob Ess, der in Meilen ZH lebte und unterrichtete.
Eine frustrierende Tour mit seiner Schulklasse über den Klausenpass entpuppte sich als Wendepunkt in der Geschichte der Schweizer Wanderbewegung: Als die Kinder sich am Rand der Strasse durch Lärm, Staub und Abgase kämpften, erkannte Ess die Notwendigkeit von speziell für Fussgängerinnen und Fussgänger bezeichneten Pfaden.
Mit seinem Freund Otto Binder, dem damaligen Sekretär der Stiftung Pro Juventute und des Bunds der Schweizer Jugendherbergen, begann er, in der Stadt Zürich Wanderrouten zu markieren, die von Tramendstationen in die Natur hinausführten. 1933 gründeten die beiden die Zürcherische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege.
Auch in anderen Kantonen wuchs das Interesse am organisierten Wanderwegwesen, denn das Bedürfnis nach Ruhe und Ausgleich zum von der Industrialisierung geprägten Alltag war schon damals gross.
Bereits ein Jahr später trafen sich am 15. Dezember rund 40 Delegierte, um die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege – den heutigen Verband Schweizer Wanderwege – zu gründen. Der Zweck des Zusammenschlusses: das Wandern fördern und die bestehenden Wanderwege einheitlich signalisieren. Schon am Gründungstag wurden gelbe Tafeln mit schwarzer Schrift als für die ganze Schweiz geltender Wegweisertyp festgelegt.
Der Siegeszug des Wanderns in der Schweiz erlebte nur während des Zweiten Weltkriegs einen kurzen Dämpfer, als die Armee aus taktischen Gründen sämtliche Wanderwegweiser im Gelände entfernen liess. Die Massnahme verlieh dem Wandern letztlich jedoch weiteren Auftrieb, da wegen der fehlenden Orientierungspunkte verschriftlichte Wandervorschläge sowie geführte Gruppenwanderungen aufkamen und die Wanderrouten nach dem Kriegsende wieder umso engagierter markiert wurden.
Wandern in der modernen Zeit
«Heute umfasst das Schweizer Wanderwegnetz über 65’000 Kilometer signalisierte Pfade, auf denen an rund 50’000 Standorten Wegweiser stehen», erklärt Michael Roschi, Geschäftsleiter des Verbands Schweizer Wanderwege.
Die Grundlage für diese weitläufige Infrastruktur bildet das Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege, das 1987 in Kraft getreten ist. Das Gesetz bezweckt die Planung, die Anlage und den Erhalt zusammenhängender Fuss – und Wanderwegnetze. Anstoss dafür gab die Volksinitiative zur Förderung der schweizerischen Fuss- und Wanderwege.
«1979 stimmten das Volk und die Kantone trotz Widerstand des Bundesrats deutlich für das Anliegen», freut sich Michael Roschi. Im Jahr 2024 profitierten davon über vier Millionen Wanderinnen und Wanderer aus der Schweizer Bevölkerung und rund 300’000 ausländische Gäste, die jährlich auf den markierten Wegen durch die hiesige Natur wandern. Der Verband Schweizer Wanderwege zählt heutzutage rund 95’000 aktive Gönnerinnen und Gönner und ca. 53’000 Mitglieder, die den 26 kantonalen Wanderweg-Fachorganisationen angeschlossen sind. (MICE-tip)