Eine neue Ära für Seabourn

Die US-Luxus-Reederei präsentierte in London im Beisein der neuen President Natalya Leahy Trade-Partnern ihr erstes Expeditionsschiff Seabourn Venture.
Seabourn-President Natalya Leahy (mitte) mit Lynn Narraway (VP UK & Europa, r.) und Gudrun Arnemann (Manager DACH). © Beat Eichenberger

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man in Tilbury auf ein Kreuzfahrtschiff eincheckt. Hier, an diesem historischen Terminal an der Themse-Mündung, begrüsste letzte Woche die Seabourn Venture europäische Reisebüro-Partner und Medien zu einem kurzen Sleep-Over-Event.

Das nach wie vor neue Expeditionsschiff verbrachte nach seiner ersten Antarktis-Saison für Arbeiten an den Stabilisatoren einige Tage auf der Werft. Über Nacht fuhr das Schiff dann mit den geladenen Profis die kurze Strecke nach Greenwich in London hoch, wo es die Gäste für die erste Reise der diesjährigen Arktis-Saison in Empfang nahm.

«Eine logische Weiterentwicklung»
Seabourn Venture in Greenwich/London. © Beat Eichenberger

Die persönliche Präsenz von Natalya Leahy, die am 1. März 2023 nach ihrer Position als COO der Holland America Group die Nachfolge von Josh Leibowitz als President von Seabourn übernahm und nun speziell aus Seattle anreiste, unterstrich die Wertschätzung und Bedeutung, die man bei Seabourn den hiesigen Märkten entgegenbringt.

«Rund ein Viertel der Seabourn-Gäste stammen aus England und Europa», erklärte sie aufgeräumt an einer Präsentation an Bord. Rund die Hälfte der Gäste trägt der nordamerikanische Markt bei, Australien und der Rest der Welt sorgen für ein weiteres Viertel.

Die im letzten Sommer in Dienst gestellte Seabourn Venture, das erste explizit für weltweite Expeditionen erbaute Schiff von Seabourn, bezeichnete sie als «logische Weiterentwicklung unserer Ultra-Luxus-Marke». Mit der Seabourn Quest habe man bereits jahrelang weitreichende Expeditions-Erfahrungen gesammelt, doch nun breche eine neue Ära für Seabourn an.

Lynn Narraway, VP UK und Europa, überraschte mit der Ankündigung, dass sämtliche Seabourn-Schiffe jetzt mit einer ultraschnellen Starlink-Wifi-Lösung ausgestattet werden. Und zur Ausrichtung der Reederei unterstrich sie: «Bei Seabourn geht es nicht nur um Ultra-Luxus und All-inklusive, sondern vor allem auch darum, Emotionen zu vermitteln und alle Wünsche zu erfüllen».

Gudrun Arnemann, seit Anfang 2022 als Business Development Manager für die drei DACH-Märkte tätig, ergänzte gegenüber TRAVEL INSIDE: «Mit der Seabourn Venture und dem baldigen Schwesterschiff Seabourn Pursuit verfügen wir über eine höchst interessante neue Produktelinie, für die wir gerade auch im Schweizer Markt viel Potenzial sehen».

«Neue Expeditions-Standards»
The Restaurant. © Beat Eichenberger

Tatsächlich will die Reederei mit der Seabourn Venture, die wie die drei Schiffe der Odyssey-Klasse auf der italienischen T. Mariotti-Werft in Genau erbaut wurde, nichts geringeres als neue Standards im Segment der Expeditions-Kreuzfahrten setzen.

Nach einigen Corona-bedingten Verzögerungen konnte der Neubau im Juli 2022 zu seiner Premierenfahrt aufbrechen. Mit 23’000 BRZ vermessen und auf maximal 264 Gäste ausgerichtet, gehört das Schiff zu den grösseren Einheiten im Expeditions-Segment und will mit seinem luxuriösen Anspruch punkten.

Der hohe BRZ/Pax-Quotient von über 87 belegt auch mathematisch die gefühlten, sehr grosszügigen Platzverhältnisse im Innern, dazu kommen die weiten Flächen auf den Aussendecks. Die Bord-Infrastruktur über acht Passagier-Decks ist für ein Expeditionsschiff erstaunlich vielseitig und lässt kaum Wünsche offen.

Auf Deck 4 befindet sich das elegante The Restaurant mit individuellen Essenszeiten und offener Tischordnung für alle Gäste. Die A-la-Carte-Auswahl ist sehr grosszügig, das «Testdinner» war ein kulinarischer Genuss. Ein «Grill by Thomas Keller» wie auf anderen Seabourn-Schiffen gibt es auf der Seabourn Venture übrigens nicht.

Innovative Konzepte
«Wohnstube» Seabourn Square. © Beat Eichenberger

Ebenso auf Deck 4 angelegt ist der stimmungsvolle zentrale Treffpunkt Expedition Lounge mit Bar und Shop, nebenan befindet sich das Discovery Center mit grosser Leinwand für die Vorträge des Expeditions-Teams. Den Gästen steht zudem im Studio jederzeit ein Fotograf zur Verfügung.

Ein Deck höher liegt hinten das ungezwungene Buffet-Restaurant The Colonade mit Aussenbereich auf dem Patio, wo ein Infinity-Pool, Jacuzzis und Liegen zum Entspannen einladen. Nochmals ein Deck höher wartet der innovative Seabourn Square mit Rezeption- und Concierge-Inseln, Kaffee-Bar, Lounge und Bibliothek auf – ein einmaliges, sehr gefälliges Seabourn-Konzept.

Vorne auf Deck 6 können in der Bow Lounge auf Bildschirmen mit den Expeditions-Profis Informationen zur Route abgerufen werden, das weite offene Deck voraus bietet einen herrlichen Ausblick auf die Fahrt. Der grosse Spa- und Wellness-Bereich mit Behandlungen sowie Fitness findet man auf Deck 7.

Auf Deck 9 voraus liegt die lichtdurchströmte Constellation Lounge mit Bar, Panoramablick und Aussendeck, hinten im hübschen The Club gibt’s frische Sushi und Live-Musik – auch dies ein innovatives Konzept. Dahinter thronen bei der Sky Bar hoch über dem Heck zwei Aussen-Jacuzzis, ein weiteres Sonnendeck liegt ganz oben vorne auf Deck 10.

Speziell für Expeditionen
U-Boot in der Garage. © Beat Eichenberger

Zusätzlich zu diesem Bord-Angebot, das jedem Luxus-Schiff gut ansteht, ist die Seabourn Venture natürlich auch mit einer speziellen Expeditions-Infrastruktur ausgestattet. Das Schiff verfügt über die Polarklasse 6, wird ausschliesslich mit Marine Diesel (MGO) betrieben und reinigt die Abgase über Katalysatoren.

Mittschiffs auf Deck 6 sind die 24 Zodiacs für ihren Einsatz gelagert, die geräumigen Landing-Zones zum Wechseln der Ausrüstung und zum Zustieg auf die Zodiacs sind unten auf Deck 3 eingerichtet. Auch acht Kajaks stehen unter kundiger Leitung (kostenpflichtig) zur Verfügung.

Ebenfalls kostenpflichtig sind die Tauchgänge mit den zwei U-Boots, die in ihrer «Garage» zu besichtigen waren – ein ganz besonderes Angebot. Auf Hubschrauber verzichtet man bei Seabourn bewusst, dies aus Umwelt-Gründen und Überlegungen zur Lärmbelastung in abgelegenen Regionen. Die Expeditionen werden von einem Experten-Team von 24 Naturforschern und Wissenschaftlern begleitet.

Klassisch-modernes Design
Veranda Suite. Beat Eichenberger

Das Design des renommierten Ateliers Tihany Design greift klassische Elemente der Luxus- und Expeditions-Kreuzfahrt auf und setzt diese smart, zeitgemäss und in zurückhaltender Farbgebung um. Eleganz und Raffinesse bestimmen das Ambiente, die hochwertige Ausführung ist an allen Ecken und Enden spür- und greifbar, die Möblierung massangefertigt.

Alle luxuriösen 132 Aussen-Suiten verfügen natürlich über Balkon, und gar die «kleinste» Veranda-Suite (33 qm, inklusive 7 qm Balkon) ist u.a. mit begehbarem Kleiderschrank und einer beheizbaren Kammer für feuchte Parkas ausgestattet. Das Bad mit Badewanne ist geräumig, nur die Dusche ist eher etwas klein ausgefallen.

Grössere Suiten reichen von 49 bis zu 130 qm der Grand Wintergarden-Suite über zwei Stockwerke, ein herrliches Duplex-Apartment auf See mit viel Platz und weiten Glasfronten. Grosszügig bemessen sind auch die Signature Suiten mit eigenem Whirlpool und die nach vorne gerichteten Owners Suiten.

Luxus hin oder her – dem Expeditions-Charakter entsprechend gilt an Bord der Seabourn Venture kein «Dresscode», elegant casual ist auch am Abend die passende Bekleidung, der Anzug kann zu Hause bleiben.

Weltweite Routen und Aktionen
Patricia Miller (Kuoni Cruises) und Anaïs Abdelwahed (MCC). © Beat Eichenberger

Bereits im Juli wird das zweite neue Expeditionsschiff an die Reederei ausgeliefert, die Seabourn Pursuit. Dabei handelt es sich um ein identisches Schwesterschiff mit gleichen Einrichtungen, gleichen Angeboten und gleichem hochstehendem Service wie bei der Seabourn Venture.

Die beiden Expeditionsschiffe kommen auf

aussergewöhnlichen Routen weltweit zum Einsatz, im Sommer vor allem in der Arktis (inklusive Nordwest-Passage), im Winter in der Antarktis. Ebenso wichtig sind aber die speziellen Warmwasser-Routen wie z.B. in der Kimberly-Region Australiens, im Südpazifik oder auf dem Amazonas.

Das luxuriöse Expeditions-Erlebnis im umfassenden All-inclusive-Stil von Seabourn hat natürlich seinen Preis. Man muss von Tagespreisen pro Person zwischen 800 und 1000 Franken ausgehen, während es auf den «normalen» Hochseeschiffen der Reederei im Schnitt rund 500 Franken sind.

Die gute Nachricht: Aktuell bietet Seabourn zwei Sonder-Aktionen mit grosszügigen Last-Minute-Angeboten und kostenlosen Upgrades an. Die Aktionen gelten für mehr als 400 Kreuzfahrten und Expeditionsreisen 2023 und 2024 und sind bis zum 10. Juli 2023 buchbar.

Zudem: Bis zum 31. Mai gibt es bei Seabourn eine Bonus-Kommission von fünf Prozent auf ausgewählten Kreuzfahrten, gültig auch für die Sonder-Aktionen. Dies werden sich Patricia Miller von Kuoni Cruises und Anaïs Abdelwahed von MCCM bestimmt gemerkt haben, die sich in London begeistert von der neuen Seabourn Venture zeigten.

Beat Eichenberger, London