Iberostar: «Mit Erholung des Mallorca-Tourismus ist zu rechnen»

Finn Ackermann, Verkaufsdirektor Iberostar, erläutert in der «Mallorca-Zeitung» die Folgen der Corona-Pandemie. TRAVEL INSIDE fasst das Wichtigste zusammen.
Finn Ackermann, Verkaufsdirektor bei Iberostar ©Nele Bendgens

Die mallorquinische Hotelkette Iberostar betreibt weltweit rund 120 Hotels. Auf die Frage nach einem Notfallplan konstatiert Finn Ackermann, dass es für die Tatsache, kurzfristig weltweit 120 Hotels schliessen zu müssen, schlicht keine Pläne gab oder gibt.

«Am Anfang der Pandemie waren auf Mallorca kaum noch Hotels geöffnet, aber auf den Kanaren oder in anderen Zielgebieten sehr wohl. Kurz danach mussten innerhalb von kurzer Zeit alle Hotels geschlossen werden», so der Verkaufsdirektor.

Gerade diese Eigenschaft als «Global Player» machte die Situation zusehends anspruchsvoller im weiteren Verlauf des Pandemiejahres. «Wir mussten unsere Kosten kurzfristig massiv reduzieren. Das ist in Spanien oder Deutschland, wo es Modelle gibt, die das auffangen, noch einigermaßen verträglich. Aber in Mexiko, der Dominikanischen Republik oder Kuba, wo wir ja auch aktiv sind, ist es sehr hart, wenn man überlegt, was die Menschen dann noch haben, wenn sie ihren Job nicht mehr ausüben.»

Die grosse Schwierigkeit für die Hotelkette bestand laut Ackermann darin, die ständig wechselnden Bestimmungen der einzelnen Länder weltweit immer wieder nachzujustieren und anzupassen. Nach dem ersten, besonders harten Lockdown in Spanien, schien dann im Sommer zumindest ein Teil des Geschäftes noch zu retten.

Reisewarnungen sowie ein Auf und Ab im Herbst

Es sei dabei aber sehr viel Kommunikationsarbeit zu verrichten gewesen, so Ackermann. Denn speziell das Party-Image von Mallorca, welches viele Urlauber in der Corona-Zeit zusätzlich verunsichert habe, musste durch realitätsnahe und wahrheitsgetreue Berichterstattung von der Insel entkräftet werden. Diesen Ansatz hätten die Fachmedien sehr gut mitgetragen.

Den effektiven Neustart auf Mallorca hatte Iberostar dann aber erst zwei Wochen nach allen anderen vollzogen, weil man nicht, wie andere Mitbewerber etwa «mit zahlenden Gästen im laufenden Betrieb an Sicherheitsprotokollen herumexperimentieren» wollte. So habe Iberostar die Schutzmassnahmen erst über eine gewisse Zeitspanne mit eigenen Mitarbeitern getestet und wo nötig nachgebessert, bevor man den offiziellen Betrieb wieder aufgenommen habe.

«In der Hochphase im Sommer hatten wir es geschafft, über die Hälfte unserer Hotels weltweit zu öffnen. Das Ende kam dann sehr abrupt. Wir haben immerhin den Vorteil, dass wir breiter aufgestellt sind, was die Zielgebiete angeht. In Mexiko ging zu dieser Zeit das Geschäft wieder los. Irgendwo auf der Welt konnten wir immer etwas hochfahren.»

Iberostar Alcudia Park (Mallorca).
© Iberostar

Der Herbst sei aber dennoch ein Stück weit frustrierend gewesen: «Weil klar wurde, dass die Politiker die Lage nicht im Griff haben. Wir haben bis heute keine sicheren Korridore, keine bilateralen Abkommen mit Deutschland, die mithilfe von Protokollen erlauben würden, auch bei höherer Inzidenz die Aktivität aufrechtzuerhalten. Wir sehen, dass diese Lösungen insbesondere von der spanischen Regierung nur sehr halbherzig verfolgt werden. Wir haben versucht, die spanische Regierung mit der deutschen Regierung ins Gespräch zu bringen. Aber bis heute ist das nicht erfolgt. Das ist aus meiner Sicht eine Katas­trophe und nicht verständlich für ein Land mit einer so hohen Abhängigkeit vom Tourismus», resümiert Ackermann.

Der Tourismus muss sich nachhaltiger Aufstellen

Die Pandemie habe die Insel Mallorca schon verändert. «Es gab ja skurrile Situationen, wenn man im August fast allein am Strand lag.» Das Bewusstsein für die Schönheit der Insel und den ökologischen Aspekt sei gestiegen. Die Touristik müsse davon etwas in die Zeit danach hinüberretten und sich generell noch viel nachhaltiger aufstellen, neue Konzepte entwickeln und diese auch am Markt positionieren. In gewisser Weise sieht Finn Ackermann die Pandemie wie eine Generalprobe für den Klima-GAU, der aber nicht nach ein paar Monaten vorbeiginge.

Für die Zukunft rechnet der Iberostar-Verkaufschef fest mit einer Erholung des Tourimus auf Mallorca: «Kurzfristig werden die Leute Nachholbedarf haben. Deswegen habe ich Hoffnung für die nächste Saison. Dass wir die Zahlen von 2019 erreichen, glaube ich nicht. Aber innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre werden wir auf ein relativ normales Niveau kommen. Und es soll eben möglichst auf eine nachhaltige Weise passieren.» (CF)