
Die neue Regierung in Österreich ist erst seit Anfang März im Amt, und die erste Reise von Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, Elisabeth Zehetner, führte sie am Tag nach ihrem Amtsantritt zur ITB nach Berlin.
Zehetner sieht den Tourismus unverändert in einer zentralen Rolle für Österreich und die Wirtschaft des Landes. Diese Position will die neue Regierung erhalten, gibt die Staatssekretärin die Zielrichtung vor, verpflichtet die Politik damit aber auch zu einer umfassenden Unterstützung der Branche. Eine Aussage, die die ITB-Teilnehmer gerne hörten.
Der Tourismus bilde eine wertvolle Stütze in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten und sei eine echte Konjunkturlokomotive, lautet Zehetners Einschätzung. Bei den politischen Massnahmen nennt sie eine rasche Initiierung eines Stakeholder-Prozesses zur Weiterentwicklung der Bundes-Tourismusstrategie.
Dazu gehörten die Konzentration auf Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Klimawandel. Zehetner wünscht sich eine Einbindung der einheimischen Bevölkerung, denn «Tourismusregionen sind lebendige Ökosysteme».
Touristenströme entzerren
Das vergangene Jahr sei eines der erfolgreichsten für den österreichischen Tourismus gewesen, zieht Zehetners Bilanz. «Mit 154 Millionen Übernachtungen haben wir ein Plus von 1,2% erreicht, rund Dreiviertel davon waren Besucher aus dem Ausland.» Es sei gelungen, einige Fernmärkte wieder zurückzugewinnen. Hier sieht die Österreich Werbung (ÖW) grosse Chancen, sagt Astrid Steharnig-Staudinger, CEO der Österreich Werbung.
Für die Marketingorganisation liegt der Aufbau Österreichs zu einer Ganzjahresdestination. «Es geht darum, die Touristenströme zu entzerren, wir wollen weg von der Konzentration auf die beiden Hauptsaisons Sommer und Winter.»
Die diversen Quellmärkte wiesen unterschiedliche Reisezeiten auf, ihre Nachfrage verteilten sich mehr über das ganze Jahr. «Die USA sind der am stärksten wachsende Fernmarkt, die Nachfrage steigt an, aus China erwarten wir ein Plus bei den Winterurlaubern. Doch wir werden die Nahmärkte nicht ausser Acht lassen.»
Kulinarik als neuer Magnet
Neben dem Ziel Ganzjahresdestination verfolgt die ÖW in diesem Jahr auch einen neuen Schwerpunkt als Marke. Vor einem Jahr drehte sich alles um das ‘Lebensgefühl’ der Österreicher und Emotionen.
Für 2025 setzt die ÖW nun auf einen neuen Ansatz und stellt die Kulinarik unter dem Motto ‘eatAUT’ in den Mittelpunkt. Dabei steht das Land aber in Europa nicht alleine, denn einige andere Destinationen wollen den Gästen ebenfalls ihren besonderen Charakter in Bezug auf ihre Küche und ihre Spezialitäten zeigen.
Den Anfang machten die Österreicher auf der ITB: An jedem Messetag boten die einzelnen Bundesländer auf dem um 20% vergrösserten Messestand mehrmals Spezialitäten aus den Regionen.
Landschaft, Sehenswürdigkeiten und regionale Speisen und Getränke gehören nach Einschätzung der ÖW zu den Top-3-Erlebnissen in den Ferien. «Kulinarik ist ein Erlebnis und beeinflusst die Urlaubsentscheidung. Österreichs Kulinarik verbindet Regionalität und höchste Qualität mit gelebter Gastfreundschaft – genau das macht sie für Gäste aus aller Welt so attraktiv», meint Steharnig-Staudinger.
Das Land verfüge über ein grosses Potenzial, seine Position als kulinarische Top-Destination auszubauen. Einen hohen Stellwert besitze die Kulinarik für Besucher aus der Schweiz, den USA, Deutschland und Japan. Auch sie verbessere die Möglichkeiten, Österreich als Ganzjahres-Destination zu positionieren.
Wolfram Marx, Berlin