Tourismus ist das «Neue Gold»

    Über 1000 Aussteller und mehr als 1100 Einkäufer waren an der Indaba in Durban.
    Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa (4. v.l.) an der Indaba in Durban. ©South African Tourism

    In Afrika werden die Touristiker von Motivation und Optimismus angetrieben, eine Grundvoraussetzung, um die hohen Ziele realisieren zu können. Jedes Jahr ist dies auf der Tourismusmesse Indaba in Durban zu spüren. Trotz der Schwierigkeiten durch die Vorverlegung der Messe wegen der Parlamentswahlen am 8. Mai war die Stimmung in den Hallen gut, immer wieder wurden Aussteller und Einkäufer von Musik- und Tanzvorfühungen unterhalten.

    Es gab zwar einen leichten Rückgang bei den Gästezahlen, zu einem Einbruch ist es bei weitem nicht gekommen. Insgesamt waren mehr als 1100 Hosted Buyer in Durban vertreten, die drei Speed Marketing Sessions, auf denen die Aussteller ihr Programm innerhalb von fünf Minuten auf einer Bühne präsentieren können, waren ständig bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zahl der Aussteller lag bei über 1000, auf der Messe waren 19 afrikanische Länder vertreten.

    Sie alle verfolgen ein Ziel, das der südafrikanische Tourismusminster Derek Hanekom bei seiner Eröffnungsrede genannt hat. 2030 soll die Zahl der ausländischen Besucher auf 126 Millionen steigen, eine Verdoppelung gegenüber den aktuellen Werten. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa unterstützt seinen Minister auf der ganzen Linie: «Tourismus ist das Neue Gold, wie Minister Hanekom gesagt hat. Diese Branche hat ein riesiges Potenzial für Wachstum und die Schaffung neuer Jobs.»

    Ramaphosa stellt Zehn-Punkte-Plan vor

    Zum Abschluss der Fachmesse hat Ramaphosa den Teilnehmern, bei einer erst während der dreitägigen Veranstaltung angekündigten Rede, einen Zehn-Punkte-Plan für sein Land präsentiert. An der Spitze steht für ihn eine Verringerung des bürokratischen Aufwands, dem sich Gäste immer wieder gegenüber sehen. Südafrika will den visafreien Verkehr auf dem Kontinent erreichen, dazu kommt ein einziger Luftverkehrsmarkt für ganz Afrika.

    Ramaphosa will die Visabestimmungen für Gäste anderer Länder reformieren, erleichtern und ein E-Visa-System starten. Weit oben auf der Agendaliste steht für ihn auch die Verbesserung der Sicherheit der Besucher und ein Ausbau der dazu erforderlichen Kapazitäten, dazu kommt eine Mitarbeit in der «Vierten Industriellen Revolution», so dass die Gäste in wenigen Jahren von selbstfahrenden Autos zu ihren Urlaubszielen transportiert werden können. Afrika müsse als Kontinent des Erfolgs erkennbar sein.

    Um all die angestrebten Ziele zu erreichen, hat für die südafrikanische Regierung das Thema Nachhaltigkeit eine besondere Bedeutung.«Afrikanische Länder haben die Führungsrolle in nachhaltigem und ökologischem Tourismus. Wir müssen Wege eines nachhaltigen Wachstums verfolgen, um unseren Einfluss auf die Natur zu minimieren», gibt Ramaphosa die Richtung vor.

    Dabei hat Südafrika hier schon einige Schritte unternommen. Nicht erst seit der Wasserknappheit in Kapstadt Anfang 2018 wird immer wieder auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser hingewiesen. Erst in den vergangenen Wochen wurden Fragen der Nachhaltigkeit nach den zwei schweren Zyklonen in Mosambique und Simbabwe wieder präsenter, auch in Durban gab es im April nach starken Regenfällen Überschwemmungen. Auf der Messe gab es für die Opfer eine eigene Spendemöglichkeit, bei der Eröffnung wurde eine Gedenkminute eingelegt.

    Nachhaltigkeit das Top-Thema

    Nachhaltigkeit wird auch von den ausländischen Partnern verstärkt integriert. «In Südafrika ist das Thema schon lange präsent, wir haben auch immer mehr passende Produkte im Katalog», sagt Knecht-Reisen-CEO Marcel Gehring. «Wir werden solche Projekte weiter unterstützen.» Er will in der Zukunft unter anderem das Programm für Simbabwe weiter ausbauen. Probleme sieht Gehring in Südafrika bei den Preisen, die auf einem hohen Niveau verharren.

    Diesen Faktor nennt auch Meret Etter, Product Manager Southern Africa bei Travelhouse: «Die generelle wirtschaftliche Preissteigerung wirkt sich auf die Teuerung auf Benzinpreise, Nahrungsmittel und den allgemeinen Lebensunterhalt im ganzen Land aus. Mit lukrativen Paketen und Specials kann man der Preissteigerung etwas entgegenwirken.» Sie will das Angebot in der Nebensaison ausbauen. «Diese versteckten Juwelen ausserhalb der bekannten touristischen Regionen wollen wir in Zukunft vermehrt in den Vordergrund stellen.»

    Eine Nische hat auch Maria Kreissler, Manager Africa bei der Dream Travel AG, gefunden. «Spannend und sehr schön finde ich Anvil Bay, eine kleine Unterkunft im Süden Mosambiques. Sie wird von einer Familie und der lokalen Community geführt.» In Südafrika plant Kreissler eine stärkere Zusammenarbeit mit Isibindi, einem Anbieter von Safari Lodges, der ein Programm mit geführten Wanderungen entwickelt.

    Wolfram Marx, Durban, Südafrika