«No Smoking»

Raucher sehen sich auf Kreuzfahrtschiffen immer mehr in die Defensive gedrängt – zum Vorteil der grossen Mehrheit der Passagiere.
MS EUROPA 2

Das Rauchen in den Kabinen von Kreuzfahrtschiffen ist schon seit einiger Zeit bei allen
relevanten Reedereien verboten – eine Massnahme, die inzwischen längst auch von Rauchern begrüsst wird. Denn es gibt wohl nichts Unangenehmeres als der abgestandene, in Teppichen, Vorhängen und Möbeln modernde Rauch-Geruch. Glücklich war deshalb bis anhin, wer eine Kabine mit Balkon gebucht hat, wo man ungestört an frischer Luft qualmen konnte.

Deutsche Ausnahmen

Doch auch diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. In diesen Wochen passen zwei weitere amerikanische Grossreedereien ihre Richtlinien für das Rauchen an Bord an: Sowohl bei Norwegian Cruise Line wie bei Carnival Cruise Lines ist das Rauchen auf den Balkonen der Kabinen nicht mehr gestattet. Mit Ausnahme von Holland America Line haben nun fast alle amerikanischen (und englischen) Reedereien diese Regelungeingeführt. Auch bei der europäischen Grossreederei MSC ist das Rauchen auf den Balkonen inzwischen verboten, ebenso bei der französischen Ponant. Ausnahmen bilden noch die italienische Costa und vor allem deutsche Reedereien wie Aida, Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten, Phönix, Transocean oder TUI Cruises, wo (vorläufig) weiterhin auf den Balkon- Kabinen geraucht werden kann.

Nun könnte man argumentieren, dass Raucher an der frischen Luft ihres Balkons kaum andere Mitreisende belästigen. Doch der Grund für die restriktivere Raucher-Politik ist ein anderer: Wie in der Kabine besteht auch im Liegestuhl auf dem Balkon beim Eindösen mit glühender Zigarette oder Zigarre das Risiko eines Schwelbrandes – und Feuer ist bekanntlich die grösste Gefahr auf einem Kreuzfahrtschiff. Zudem haben sich undisziplinierte Raucher das Verbot selber zuzuschreiben: Die über Bord geworfenen Kippen, obwohl stets schon verboten, könnten vom Fahrtwind in andere Balkone oder Kabinen geweht werden – mit fatalen Folgen.

Für Raucher haben die Reedereien auf ihren Schiffen deshalb inzwischen fast überall spezielle Aussenbereiche bestimmt, wo sich diese Gäste aufhalten und an ihren Stängeln ziehen dürfen, ohne dass die übrigen Passagiere direkt dem Qualm ausgesetzt sind. Oft wird dabei
eine Schiffsseite (Backbord oder Steuerbord) frei gegeben – so ist zum Beispiel an Bord der Norwegian Getaway und Norwegian Breakaway das Rauchen im Bereich der Promenade The Waterfront nur noch auf der Steuerbordseite möglich. Und bei MSC ist bei den Schiffen der Fantasia-Klasse das Rauchen in der Regel in Teilen der Aussenbereiche auf der Anlegeseite
gestattet.

Cigar-Lounges im Trend

Schwieriger ist das Thema im Innern der Schiffe, wo der «Freiraum» der Raucher zum Wohle der überwiegenden Mehrzahl der Mitreisenden noch restriktiver gehandhabt wird. Fast überall gilt seit längerem schon die Policy, dass in öffentlichen Bereichen wie Restaurants, Lounges, Theater, «No Smoking» 46 Das «Herrenzimmer» – die gepflegte Cigar-Lounge auf der Europa 2. Korridoren, Bars etc. grundsätzlich nicht geraucht werden darf. Doch mit wenigen Ausnahmen (z.B. Celebrity Cruises oder einzelne Costa-Schiffe) gibt es den einen oder anderen speziell ausgewiesenen Innenbereich für Raucher, so oft im Spielcasino (oder einem Teil davon) oder im einen oder anderen Club.

Mit solchen «Raucherzonen» mögen die Reedereien den Bedürfnissen eines gewissen Passagieranteils entgegen kommen – der echte Genuss-Raucher aber, der sich ab und zu eine Cohiba zu einem Single Malt gönnen möchte, verlangt mehr. Es gibt deshalb eine Reihe von Schiffen, die über eine gut bestückte Cigar-Lounge verfügen, wo man sich in gepflegter Atmosphäre aufhalten kann (siehe Box). Nicht gerne gesehen werden dort jedoch hastige Zigaretten-Raucher, welche nur die Entlüftung belasten – kurz: Rauchen auf See hat seine Tücken. Glücklich deshalb, wer seinen Kick einzig und allein aus der frischen Seeluft holen kann.

Cigar-Lounges