Zusätzliche Fahrten ans Nordkap und nach Spitzbergen

Hurtigruten lanciert neue Produkte-Linien. CEO Hedda Felin im TRAVEL INSIDE über die Hintergründe. 
Hedda Felin, CEO von Hurtigruten. ©Hurtigruten

Hurtigruten, das ist seit über 130 Jahren die klassische, bestbekannte Postschiffroute entlang der norwegischen Küste zwischen Bergen und Kirkenes – «eine eminent wichtige, ja überlebenswichtige Ganzjahresverbindung für lokale Passagiere und Fracht», wie es Hedda Felin, CEO von Hurtigruten, formuliert.

Dabei wird der Fracht-Aspekt oft unterschätzt: «Wir bringen gerade während der Wintermonate, wo viele Küstenorte über die Strasse nicht erreichbar sind, Früchte, Gemüse und viel mehr in den Norden und transportieren Fisch in den Süden – eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe».

Die traditionsreiche Route ist aber auch bei Reisenden aus aller Welt seit Jahren schon ein äussert beliebtes Erlebnis. «Seit der Pandemie hat die die Nachfrage für Norwegen generell und für unsere Postschiffe weiter stark zugenommen», sagt Felin.

Hurtigruten reagierte auf die touristische Entwicklung bereits im letzten Jahr mit neuen, zusätzlichen Fahrten nach dem Nordkap und nach Spitzbergen. «Diese Angebote stärken wir nun auf Grund der sehr positiven Kunden-Feedbacks und bauen sie unter dem Label Signature-Reisen 2025/26 aus», erklärt Felin. Signature-Reisen ans Nordkap und nach Spitzbergen ergänzen die klassische Postschiffroute von Hurtigruten.

Die speziellen Signature Reisen
Kirkenes, Bergen. Signature-Schiff Trollfjord. ©Hurtigruten

Konkret: Von Mai bis September verkehrt das Schiff Trollfjord regelmässig ab/bis Bergen auf der Spitzbergen-Linie, die in 14 ausgewählten Häfen Halt macht. Und von Herbst bis Frühling steuert die Trollfjord ab/bis Oslo auf der Nordkap-Linie sowohl den nördlichsten wie den südlichsten Punkt Norwegens an.

«Wir erhöhen die Zahl der Abfahrten massiv, und die Routen zeichnen sich durch längere Hafenaufenthalte aus als dies bei der Postschiff-Linie möglich ist», erklärt Felin. «Die Passagiere werden da und dort sechs bis acht Stunden Zeit haben, Norwegen intensiver kennen zu lernen».

Die Hurtigruten-CEO unterstreicht insbesondere die Verdoppelung der Nordkap-Abfahrten ab Oslo: «Oslo gilt heute als lebendigste skandinavische Hauptstadt, die sich gerade kulturell mit der Opera oder dem Munch-Museum zu einem sehr gefragten Hotspot entwickelt hat, und mit ihrem Lifestyle und viel Natur begeistert».

Für die Signature-Reisen wurde auch die Palette optionaler Landexkursionen weiter ausgebaut und verfeinert: «Ob kulturell, sportlich oder Natur-bezogen – wir bieten den Gästen unzählige Möglichkeiten, in das Land einzutauchen», so Felin. Fundierte Vorträge und Präsentationen eines erweiterten deutschsprachigen Expertenteams an Bord sind weitere Vorzüge.

Eine weitere Neuerung: «Auf den Signature-Reisen werden mehr Leistungen inkludiert: Nebst der Vollpension, die auf unserer authentischen nordischen Küche des ‘Norway Coastal Kitchen’ basiert, auch ein umfassendes Getränkepaket und Wifi», gibt Hedda Felin weiter bekannt.

Trinkgelder sind bei Hurtigruten übrigens kaum ein Thema: «Das gehört nicht zu unserer Kultur. Wir bezahlen die Mitarbeitenden gemäss unseren Unternehmensrichtlinien korrekt, so dass sie nicht von Tipps abhängig sind – happy Crew, happy guests!».

In die neue Signature-Marke integriert wird zudem die Nordkap-Linie der Otto Sverdrup, die ganzjährig ab Hamburg angeboten wird. «Dieses Angebot ist nebst dem deutschen Markt dank des bequem erreichbaren Abfahrtshafens auch in der Schweiz sehr gefragt», sagt Hedda Felin dazu.

CEO Hedda Felin fasst nochmals zusammen: «Hurtigruten unterscheidet nun klar zwischen den Original Reisen der klassischen Postschiffroute und den Signature Reisen mit den Nordkap- und Spitzbergen-Linien. Das erleichtert den Gästen und dem Vertreib die Reiseplanung».

Die Umwelt-Herausforderung

Inklusive der zwei Signature-Schiffen Trollfjord und Otto Sverdrup betreibt Hurtigruten aktuell neun Schiffe. «Im nächsten Jahr wird noch die Maud zeitweise von HX Expeditions zu unserer Postschiff-Flotte stossen», gibt Felin bekannt.

Zum Verständnis: Die Hurtigruten Group ist seit letztem Jahr betrieblich unterteilt in die Postschiff- (und Signature-)Sparte «Hurtigruten» und andererseits in die Expeditions-Sparte, die heute unter der Marke «HX (Hurtigruten Expeditions)» segelt.

Die Hurtigruten-Flotte ist zwar nicht mehr aller neusten Datums, doch dies lässt Hedda Felin nicht gelten: «Wir investieren laufend sehr viel Geld in Upgrades und die Modernisierung unserer Schiffe, die gleichzeitig ihren ganz besonderen Charme bewahren».

«Die Schiffe können noch zehn oder 20 Jahre auf einem zeitgemässen Standard in Betrieb sein, wobei viele Investitionen – nebst neuen Restaurants und anderen Gäste-Infrastrukturen – in die technische Entwicklung fliessen. Das ist da Beste, was wir für die Umwelt tun können», sagt die CEO.

Sie spricht damit die neuen Umwelt-Vorschriften Norwegens an, welche die Schifffahrt beschäftigt: «Das norwegische Parlament hat beschlossen, ab 1. Januar 2026 in fünf Heritage-Fjorden nur noch emissionsfreie Schiffsfahrten zuzulassen», erklärt CEO Felin.

«Ich unterstütze diese Regulierungen und Empfehlungen der Behörden, denn wir sind gefordert, zu diesen wunderschönen Küsten-Regionen Sorge zu tragen und müssen überbordenden Massentourismus verhindern. Dazu braucht es nun mal Vorschriften, die Schifffahrt trägt eine grosse Verantwortung».

Hurtigruten sei dieser Entwicklung durchaus gewachsen: «Unsere Schiffe können diese Fjorde mit emissionsfreiem Bio-Fuel befahren und mit der bereits auf einigen Schiffen eingesetzten Hybrid-Technologie, bei der Batteriepakete zum Einsatz kommen, die in den Häfen über Landstrom klimaneutral gespiesen werden».

Trotzdem denkt man bei Hurtigruten weiter voraus: Mit dem Projekt «Sea Zero» will das Unternehmen bis 2030 ein gänzlich neues, emissionsfreies Schiff vorstellen. «Dazu werden neue Technologien wie Segel, Solar-Panels und Batteriepakete entwickelt – alles wird neu erdacht», so Felin.

«Wir stecken noch in der Projekt-Phase, die aber gut voranschreitet. Noch ist keine Bauwerft beauftragt, aber wir gehen Schritt für Schritt vorwärts. Mit Sea Zero packen wir die Zukunft an». Da ein Postschiff nie länger als sechs Stunden vom nächsten Hafen verkehrt, dürfte das Aufladen der Batteriepakete durchaus realistisch sein.

Ein honorierter «Service Public»
«Ich bin auch eine Fähre». ©BE

Letzte Frage an CEO Hedda Felin: Und wie steht es eigentlich mit der finanziellen Stabilität von Hurtigruten, die sich seit der Pandemie mit einem massiven Schuldenberg verschärfte?

«Die Situation hat sich dank einer Refinanzierung durch den britischen Mehrheitseigner TDR Capital und den weiteren Shareholders deutlich entschärft, wir verfügen über die notwendige Liquidität. Zudem blicken wir auf ein sehr gutes 2023 zurück und 2024 entwickelt sich hervorragend», sagt die CEO dazu.

Letztlich dürfte es auch im staatlich-norwegischen Interesse sein, den «Service Public» von Hurtigruten weiterhin zu sichern. Der Liniendienst der Postschiffe ist auch ein Staatsauftrag und wird natürlich honoriert – das gilt bei uns ja auch für die SBB.

Beat Eichenberger