Der Bieterprozess für die angezählte Alitalia soll nächste Woche beginnen. Bis zum 17. Mai müssen die drei vom italienischen Staat eingesetzten Sonderverwalter einen Aufruf an potenzielle Interessenten veröffentlichen, damit der Kaufprozess beginnen kann. Potenzielle Käufer sollen bis Ende Juli unverbindliche und bis Oktober verbindliche Angebote abgeben. Gelingt dies nicht, müsste die angeschlagene Airline in den nächsten sechs Monaten Insolvenz anmelden.
Rückblick
Die Angestellten nahmen das endgültige Aus ihrer Airline in Kauf, indem sie Ende April dem zwischen Management und Gewerkschaften ausgearbeiteten Rettungsplan eine deutliche Abfuhr erteilt hatten. Dieser sah vor, die Löhne des fliegenden Personals um 8% (statt ursprünglich 30%) zu senken und 980 Festangestellte zu entlassen – zuvor wurde ein Abbau von 1400 Stellen gefordert. Des Weiteren war eine Reduktion von Ruhetagen und Zulagen vorgesehen. Im Gegenzug hätte die marode Airline von Banken und Aktionären rund EUR 2 Mia. erhalten, um das mittelfristige Überleben zu sichern. Mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter stimmte resolut gegen diese Kompromisslösung. Der Sanierungsplan wäre bereits der dritte seit 2008 gewesen.
Verstaatlichung keine Option
Der Wunsch nach einer – erneuten – Verstaatlichung der Airline stand wohl Pate beim wuchtigen Nein-Votum der Alitalia-Mitarbeiter. Doch diese Wunschvorstellung erlitt postwendend Schiffbruch: Die italienische Regierung machte einmal mehr deutlich, dass eine Rettung durch den Staat keine Option sei – und notabene sowieso gegen geltendes EU-Recht verstossen würde. Dennoch gewährte die italienische Regierung einen Überbrückungskredit über EUR 600 Mio. für die nächsten sechs Monate, sodass ein Grounding abgewendet werden konnte und – vorerst – keine Insolvenz beantragt werden musste. Nun steht die Airline unter Zwangsverwaltung und wird kommissarisch geleitet. (ES)
