Erneut Ungemach für die Flussfahrten

Nach dem Hochwasser machen nun Streiks deutscher Schleusenwärter den Flussfahrten-Anbietern das Leben schwer.

Seit über zwei Wochen werden in verschiedenen Regionen Deutschlands die Schleusenanlagen an wichtigen Wasserstrassen bestreikt, was zu langen Staus auf den Wasserstrassen führt. Hintergrund ist ein bereits seit zwei Jahren schwelender Streit zwischen der deutschen Bundesregierung (als Arbeitgeber) und der Gewerkschaft Verdi über eine Neuordnung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.

Aktuell wurde für das kommende Wochenende die Bestreikung sämtlicher Berliner Schleusen (sowie einzelner in Brandenburg) angekündigt, und auch in Nordrhein-Westfalen gibt es bei vereinzelten Schleusen derzeit kein Durchkommen mehr. Nach dem verheerenden Hochwasser im Mai/Juni sehe sich die Flussfahrt-Branche in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal mit grossen Verlusten konfrontiert, teilt die IG River Cruise mit. «Doch diesmal handelt es sich nicht um eine unabwendbare Naturkatastrophe, sondern um eine politische Auseinandersetzung, die auf unserem Rücken ausgetragen wird», so IG-Präsident Robert Straubhaar.

Betroffen sind auch die Schweizer Anbieter: «Eine Katastrophe!» kommentiert Hans Kaufmann von Thurgau Travel die Lage. Fahrten mussten zwar bisher keine annulliert werden, doch es gebe Programmanpassungen, die Mehrarbeit und Zusatzkosten zur Folge haben. Konkret ist etwa die Premierenfahrt der neuen Edelweiss betroffen, die nun statt ab Regensburg von Passau aus nach Basel führt. Ein ähnliches Bild zeichnet Stephan Frei von Mittelthurgau: «Es wird ja nicht überall und gleichzeitig gestreikt, und es geht vor allem um kleinere Wasserstrassen, die nicht von Massen grosser Hotelschiffen befahren werden. Ist man aber in einem betroffenen Gebiet unterwegs, muss man laufend evaluieren, was der Stand der Dinge ist und allenfalls kurzfristige Fahrplan-Änderungen und neue Landausflüge organisieren.»

Droht nach dem Hochwasser und den Streiks in Deutschland der Flussfahrten-Branche bald noch ein drittes Ungemach? Die Gefahr, dass angesichts der aktuell herrschenden Hochsommerlage über Mitteleuropa eine Niedrigwasser-Situation eintreten könnte, wird  von Experten derzeit aber noch als gering eingeschätzt. Die Wasserstände seien überall noch recht hoch, und Gewitter würden Seen und Flüsse ständig wieder speisen.