Harsche Kritik an GDS-Gebühren von Swiss & Co.

Die Verbände lassen kein gutes Haar an der neuen Distributionsstrategie der Lufthansa-Gruppe.

Die gestrige Ankündigung der Lufthansa-Gruppe, auf GDS-Buchungen künftig eine Gebühr von CHF 16 bzw. EUR 16 pro Ticket zu erheben, hat in der Branche erwartungsgemäss für kritische Stimmen gesorgt.

Der Schweizer Reise-Verband (SRV) findet deutliche Worte: «Es reicht!» schreibt er in einer Mitteilung an seine Mitglieder. Es sei nun «definitiv eine neue Dimension erreicht, die wir und jedes einzelne Mitglied keinesfalls hinnehmen dürfen und werden.» Der offerierte Buchungskanal via LHGroup-agent.com sei keine valable Alternative, da höhere Kosten für die Reisebüros anfallen würden und die Backoffice-Systeme nicht eingebunden seien. Der Verband ruft jedes einzelne Mitglied und Büro auf, «gegen die Machenschaften der LH-Group zu intervenieren» – ob dies in einem Schreiben an die Verantwortlichen geschehe oder ob man direkt kommerzielle Entscheidungen im Unternehmen einleite, sei den einzelnen Mitgliedern überlassen. Der Verband habe bereits im DACH-Verbund und mit dem Europäischen Verband ECTAA intensive Gespräche geführt.

Als bisher einziges GDS meldet sich Amadeus zu Wort. Man glaube, dass der Kunde Transparenz und Wahlmöglichkeiten wolle; die Lufthansa-Gruppe gehe nun aber einen anderen Weg und bestrafe die Reisenden je nach gewähltem Buchungskanal. Preisvergleiche würden künftig schwieriger, und man müsse sich die verschiedenen Tarife in mehreren Kanälen zusammensuchen. «Die gesamte Reiseindustrie wird an diesem Distributionsmodell verlieren», so die Schlussfolgerung von Amadeus.

Scharfe Kritik gibt es auch aus Deutschland. «Das verzerrt den Wettbewerb und verteuert die Tickets», schreibt der Deutsche Reiseverband (DRV). Der Schritt gehe in die falsche Richtung sowohl für Kunden als auch die Reisebranche, sagt Präsident Norbert Fiebig. Und der neue Buchungskanal LHGroup-agent.com sei ein Rückschritt in Buchungs- und Abrechnungsverfahren wie vor 30 Jahren.

Der deutsche Geschäftsreiseverband VDR bemängelt die kurzfristige Einführung und befürchtet Zusatzkosten in Millionenhöhe für die Unternehmen. Wenn Geschäftsreisende direkt online buchen, gehe Verhandlungsmasse verloren und die Unternehmen würden die Kontrolle über ihre Reisenden verlieren, was gerade in Notsituationen problematisch sei.

Auch von den Schweizer Reisebüros hagelt es seit gestern Mittag Kritik. Eine erste Auswahl an Feedbacks lesen Sie in der morgigen Ausgabe von TRAVEL INSIDE.